Netzwerke machen Mut
Monsignore Livio Melina, Präsident des Instituts Johannes Paul II. für Studien über Ehe und Familie
Die Tagespost, 18.01.2012, von Claudia Kock
Die Ehelehre Johannes Pauls II. hat Monsignore Melinas Leben und seine akademische Laufbahn nachhaltig geprägt. Er war der erste Kandidat, der vom 1981 gegründeten “Institut Johannes Paul II. für Studien über Ehe und Familie” in Rom promoviert wurde. Zuvor hatte er als Jungpriester der Diözese Adria-Rovigo ein Studium der Moraltheologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana absolviert. Die Aufwertung der Rolle der Laien in Kirche und Gesellschaft war Melina schon seit seiner Gymnasialzeit ein wichtiges Anliegen: Der 1952 geborene Sohn einer Familie aus dem venezianischen Städtchen Adria war einer der Mitbegründer der Bewegung “Communione e Liberazione” in seiner Heimat.
Auf Wunsch seines Doktorvaters, Kardinal Carlo Caffarra, wurde Melina 1984 an die Kongregation für die Glaubenslehre berufen, wo er bis 1991 an der Seite von Kardinal Ratzinger tätig war.
Seit nunmehr 20 Jahren lehrt Melina, der sich seine jugendliche Dynamik bewahrt hat und sein grosses Anliegen der Wahrung und theologischen Vertiefung des Werts der Familie innerhalb der Gesellschaft mit Nachdruck vertritt, am “Institut Johannes Paul II. für Studien über Ehe und Familie”. 1997 übertrug ihm der Rektor der Lateranuniversität als übergeordneter Instanz die Verantwortung zur Bildung und Leitung einer internationalen Studiengruppe für die Erneuerung der Moraltheologie im Licht der Enzyklika Veritatis splendor. Melina entdeckte gerade durch diese Aufgabe erneut die grosse Bedeutung der theologischen Forschung, wobei “das Lehramt keine Beschränkung darstellt, sondern eine wichtige Quelle”.
2006 ernannte Benedikt XVI. Melina zum Präsidenten des Instituts, das ausser in Rom auch in anderen Teilen der Welt vertreten ist. Die mit diesem Amt verbundenen Reisen führen ihm immer wieder vor Augen, “wie sehr die christliche Verkündigung den Reichtum der verschiedenen Kulturen aufgreift, zur Entfaltung bringt und die Frohbotschaft der Familie in der heutigen Welt vermittelt”.
Die “Frohbotschaft der Familie” stand auch im Mittelpunkt des Apostolischen Schreibens “Familiaris consortio”, das fast zeitgleich mit der Gründung des Instituts veröffentlicht wurde. Diese Botschaft, so Melina, “ist heute notwendiger denn je. Die Krise in Europa ist nicht nur eine Wirtschaftskrise. Sie ist vor allem eine Krise der Familie. Wer einst meinte, Europa auf dem Euro aufbauen zu können, sieht heute das Scheitern dieser Politik. Die Krise muss an ihren Wurzeln gepackt werden, und das sind anthropologische Wurzeln. Die Familie ist eine wichtige Quelle zur Heranbildung des Staatsbürgers. Eine Gesellschaft, die nur aus Individuen besteht, die sich nicht mehr als Brüder und Schwestern erkennen, die Mütterlichkeit und Väterlichkeit vielleicht nie kennengelernt oder nur in Form von Verletzungen erfahren haben, ist eine Gesellschaft, in der Zusammenhalt, Offenheit und Bindungsfähigkeit Mangelware sind.” Dennoch seien durchaus auch Lichtblicke vorhanden: Kirchliche Bewegungen, missionarisch und karitativ tätige Familien, Familiennetzwerke geben “Grund zur Hoffnung in einem Augenblick, in dem vor allem in der westlichen Welt die Schatten übermächtig zu werden scheinen”.
25Jahre Päpstl. Institut “Johannes Paul II.” für Studien über Ehe und Familien
GemeinschaftundBefreiung: Communione e Liberazione
VeritatisSplendor Enzyklika über einige grundlegende Fragen der kirchlichen Morallehre
FamiliarisConsortio: Apostolisches Schreiben über die Aufgabe der christlichen Familie in den Welt von heute
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