Homilie am Priestertag in Chur

Von Diözesanbischof Dr. Vitus Huonder 13. September 2010

Liebe Mitbrüder
Wir feiern heute einen der vielen Heiligen, welche Johannes heissen: Johannes den Patriarchen von Konstantinopel. Dieses Amt übernahm er etwa um das 50. Lebensalter herum im Jahre 398. Johannes erhielt seine Bildung an der theologischen Schule in Antiochia. Das zeigt sich in seinen Schriften, welche immer sehr nüchtern und sachbezogen sind. Dies fällt ganz besonders bei seinen exegetischen Werken auf, in welchen er den Wortsinn zur Geltung bringen will. Auf Grund seiner hochstehenden theologischen Werke wird Johannes den Kirchenlehrern zugezählt.
Zweimal musste Johannes auf Betreiben der Kaiserin Eudoxia in die Verbannung. Dabei wurde die Regentin leider vom Patriarchen Theophilus von Alexandria und dem ihm anhangenden Klerus unterstützt. Grund für dieses Vorgehen der Kaiserin war vor allem die Kritik des Patriarchen von Konstantinopel an der Prunksucht des Kaiserhofes und der ans Heidentum grenzenden Ehrerbietung der Kaiserin gegenüber. Als Johannes das zweite Mal vertrieben wurde, starb er auf dem Weg zum Verbannungsort am 14. September 407 in Komana (im Nordosten der heutigen Türkei). Am 27. Januar 438 wurden seine Gebeine nach Konstantinopel überführt. Im Jahre 1200 kamen sie in den Petersdom nach Rom.
Johannes von Konstantinopel erhielt den  Beinamen Chrysostomus: Goldmund. Dieser Name erklärt sich von seinem Rednertalent her. Von diesem Namen möchte ich ausgehen, um Euch, liebe Mitbrüder, ein Wort mit in Euren Priesteralltag zu geben, vor allem ein in die Situation unseres Bistums hinein gesprochenes Wort. Vor kurzem wurde mir bekannt, dass ein bischöfliches Ordinariat sich die Frage stellte, wie im Bistum eine bessere Stimmung der Kirche gegenüber erreicht werden könnte, vor allem auch im Hinblick auf das Wecken geistlicher und priesterlicher Berufungen. Die Ordinariatsmitglieder kamen bald einmal zum Schluss, dass eine positive Entwicklung davon abhänge, wie man spricht, wie man über andere spricht, wie man über die Mitbrüder spricht. So lautete dann die Quintessenz dieses Nachdenkens: “Reden wir immer gut übereinander”. Die Priester sollen über Priester gut reden. Die Priester sollen über ihre Vorgesetzten gut reden. Die Priester sollen über ihre Bischöfe, über den Papst gut reden. Es scheint, dass dieser Grundsatz sich auf das Leben der ganzen Diözese ausgewirkt hat und dass dadurch auch ein merklicher Zuwachs an Berufungen festgestellt werden konnte. Ich meine, das ist auch für unser Bistum ein wertvoller Anstoss. Wir sollen übereinander gut reden, und wenn jemand einem Mitbruder Vorhaltungen machen zu müssen meint, geschehe das nicht Dritten gegenüber, sondern in einem persönlichen Gespräch, in einem geschützten Rahmen. “Reden wir immer gut übereinander”. Wir sollen zu einer Diözese werden, welche auch den Namen Goldmund verdienen könnte. Gehen wir gegen die Mitbrüder doch nicht immer gleich in die Öffentlichkeit, in die Presse. Verschicken wir doch nicht immer zehn und zwanzig Kopien, wenn wir dem Bischof unsere Meinung offenbaren zu müssen glauben. Damit schaden wir unserer Gemeinschaft und vermitteln nach aussen den Eindruck, wir seien eine zerstrittene Familie. Korrigieren wir auch freimütig unsere Mitbrüder, die meinen, sie müssten  sich auf Kosten der Kirche, auf Kosten des Papstes, auf Kosten des Bischofs und seiner Mitarbeiter in der Öffentlichkeit profilieren. Das wäre ein Beitrag zum Frieden und zur Versöhnung. Ich habe für unsere Feier die Lesung des heutigen Tages, des Montags der 24. Woche im Jahreskreis übernommen. Da geht es um die Einheit in der Gottesdienstgemeinschaft der Korinther: “Zunächst höre ich, dass es Spaltungen unter euch gibt, wenn ihr als Gemeinde zusammenkommt; zum Teil glaube ich das auch. Denn es muss Parteiungen geben unter euch; nur so wird sichtbar, wer unter euch treu und zuverlässig ist” (1 Kor 11.18-19). Wir wollen uns dieses Wort des Apostels zu Herzen nehmen. Es soll uns eben darin bestärken, gut voneinander zu reden und Parteiungen zu überwinden. Es soll auf uns doch nicht zutreffen, was der heilige Paulus feststellt, da er sagt: “Was ihr bei euren Zusammenkünften tut, ist keine Feier des Herrenmahles mehr” (1 Kor 11.20). Wir leben doch vom Herrenmahl, als Priester leben wir ganz besonders von der Feier des Herrenmahles und für die Feier des Herrenmahles. Wir können diese Feier nicht mit einem bösen, gegen den Mitbruder gerichteten Herzen vollziehen. Wir würden damit den Herrn beleidigen und unsere Glaubwürdigkeit untergraben.
Bitten wir nun den Herrn in Nachahmung des Hauptmannes von Kafarnaum: “Herr ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst… Sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund werden” (Lk 7.6-7). -“Sprich nur ein Wort, dann werden wir, deine Diener, gesund werden, dann werden wir den Frieden finden, dann werden wir den Weg zum Herzen unseres Mitbruders finden und glaubwürdig zum Aufbau deiner Kirche wirken können.” Amen

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