Schweiz: Bischof gegen staatliche Sexualerziehung

Sexualerziehung grundsätzlich in der Verantwortung der Eltern

Radio Vatikan, 04.12.2011

Der Churer Bischof Vitus Huonder hat den Sexualkundeunterricht an den Schweizer Schulen scharf kritisiert. Er fordert, dass Eltern ihr Kind für dieses Fach dispensieren lassen können. In einem Interview mit der “NZZ am Sonntag” unterstreicht Huonder, dass die Sexualerziehung grundsätzlich in der Verantwortung der Eltern und nicht in jener des Staates liege. Und: Es gebe ein “Widerstandsrecht”, wenn der Staat auf die religiösen Weltanschauungen der Eltern nicht Rücksicht nehme. Der Sexualkundeunterricht dürfe nur dann in der Schule stattfinden, wenn er dem religiösen Glauben der Eltern als den Erziehungsberechtigten “nicht fundamental” widerspreche, sagte Huonder.

Denn die Sexualität sei “grundlegend mit der religiösen Haltung verbunden und eine zentrale Dimension des Menschseins”. Es sei gewiss kein Problem, wenn im Unterricht reines Wissen vermittelt werde – etwa darüber, wie HIV übertragen werde oder was Aids für eine Krankheit sei. “Höchst problematisch” werde es aber, “wenn zum Beispiel den Kindern vor allem die Verwendung von Kondomen empfohlen wird”, kritisierte der Churer Bischof: “Das ist Ideologie – und damit ein Eingriff des Staates in die religiöse Freiheit und die Erziehungshoheit der Eltern.” Nehme der Staat nicht Rücksicht auf die religiösen Weltanschauungen der Eltern, so müssten diese als Gläubige die Möglichkeit haben, “sich den staatlichen Übergriffen zu entziehen”, sagte Huonder.

Unter dem Titel “Sexualerziehung, staatlich verordnet” will der Churer Bischof am kommenden Sonntag ein Bischofswort vorlegen. Darin betont er das Recht auf Gewissens- und Religionsfreiheit; es nehme unter den Menschenrechten einen besonderen Platz ein. Die Rechte der Eltern seien direkt davon ableitbar. In der staatlichen Sexualerziehung, wie sie gegenwärtig an den Schulen praktiziert wird, sieht Huonder letztlich eine Verletzung der Gewissens- und Religionsfreiheit. Die Vatikanzeitung “Osservatore Romano” hat derweil am Samstag Behauptungen zurückgewiesen, wonach die katholische Kirche Sexualkundeunterricht generell ablehne. Dieser müsse aber eng mit ethisch-philosophischer, psychologischer und spiritueller Erziehung einhergehen, heisst es in einem Artikel der vatikanischen Tageszeitung. Die Kirche sei “entschiedene Befürworterin einer Gesamterziehung über den Leib, also auch über die sexuellen Funktionen”, schreibt die italienische Publizistin Lucetta Scaraffia in dem Beitrag. Oft werde der Sexualkundeunterricht aber auf eine “reine Ansammlung von technischen Anleitungen zum Gebrauch von Verhütungsmitteln” reduziert. Dies bemängelten die Kirchen an Vorlagen für den Unterricht und seiner Durchführung. Der Verzicht auf einen psychologischen und moralischen Ansatz betrachte den Menschen nicht in seiner Gesamtheit, kritisierte sie.

(kipa/kna 04.12.2011 sk)

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