Schweiz: Pastoraltheologe warnt vor Laien-Predigtverbot im Bistum Chur

Bischof Huonder “und seine Parteigänger” beriefen sich auf weltkirchliche Regelungen

Freiburg i. Ü., 22.11.11 (Kipa) Scharfe Kritik am Predigtverbot für Laien des Churer Bischofs Vitus Huonder übt der emeritierte Freiburger Pastoraltheologe Leo Karrer. Solche Entscheide dürften nicht kommentarlos hingenommen werden. Die pastorale Situation sei zu bedenken.

Bischof Huonder “und seine Parteigänger” beriefen sich auf weltkirchliche Regelungen, schreibt Karrer in einem Forumsbeitrag für die Presseagentur Kipa. Harmlos seien solche Vorgänge nicht. Sie seien vielmehr symptomatisch für die innerkirchliche Spannung.

Die Laienpredigt sei in Europa seit Jahrzehnten eine bewährte Praxis. Die Folgen seien für die Kirche unabsehbar, wenn “nicht zuletzt unter dem grassierenden Priestermangel” ein solches Verbot realitätsfern durchgeboxt werden sollte. Das Ordinariat Chur berufe sich auf weltkirchliche Regelungen, “als ob es ein Gottesgesetz wäre, wonach nur der Priester oder der Diakon während der Messe predigen dürfe”. Das Kirchenrecht gebe jedoch dafür keine theologischen Gründe.

Gesellschaft hat sich gewandelt

Es gehe um das Profil der Priesterrolle, so Karrer. Der Priester hatte im Mittelalter gesellschaftlich und kirchlich einen entscheidenden Status. Damals waren die Laien ungebildet. Neue Situationen verlangten jedoch neue Wege. Der Versuch des Predigtverbots sei “symptomatisch für den Kurs unserer Kirche in Richtung einer aggressiven Restauration und für die Polarisierung zwischen einem eher statischen Kirchenverständnis und einer eher dynamischen Kirchenvision”.

Das “klerikale bzw. patriarchale und zentralistisch übersteuerte System” wage einen “Kulturkampf gegen die Moderne im eigenen Haus” und storniere die Reformschritte, die pastoral so dringend nötig und theologisch möglich seien. In der Logik eines solchen Systems würden “nicht zuerst pastoral und kommunikativ kompetente Leute in Linienpositionen wie Bischofsamt berufen, sondern Systemloyale, die ganzen Bistümern den Frieden und die Freude kosten”.

Der emeritierte Pastoraltheologe wünscht sich in der Schweiz analog zur Pfarrer-Initiative in Österreich kritische Zeitgenossen, die sich für die konkreten Reformanliegen einer Kirche mit Zukunft einsetzen. Karrer bedauert, dass es bei vielen Seelsorgern eine “Anpassungswilligkeit an das System” gebe, auch wo es “kirchentheologisch und pastoral weiterführende Alternativen” zu erwägen gelte.

Anmerkung Redaktion: Professor Dr. Leo Karrer, Initiant der “kirchlichen Tagsatzung”, einer innerkirchlichen Gruppierung, ist 2009 Preisträger der Herbert Haag-Stiftung. Deren Stiftungsratspräsident ist Professor Hans Küng. Eine Organisation die nicht bekannt ist für ihre weltkirchliche Nähe.

Instruktion zu einigen Fragen über die Mitarbeit der Laien am Dienst der Priester

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