Reformations-Gedenkjahr 2017:

Vatikan und Lutheraner planen Erklärung

Kurienkardinal Koch in “Kathpress”-Interview: Am Beginn könnte gemeinsames Schuldbekenntnis stehen – Besonderer Ökumene-Akzent bei Deutschlandbesuch des Papstes

Vatikanstadt, kath.net/KAP, 26. August 2011

Der Vatikan und der Lutherische Weltbund arbeiten nach Angaben von Kurienkardinal Kurt Koch auf eine gemeinsame Erklärung zum Reformations-Gedenkjahr 2017 hin. Es komme darauf an, über dieses Ereignis im Rahmen der zweitausendjährigen Kirchengeschichte zu sprechen, von denen 1.500 Jahre gemeinsame Geschichte seien, sagte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates in einem “Kathpress”-Interview am Donnerstag. Beim gemeinsamen Gedenken an die Reformation könnte für Katholiken und Lutheraner ein gemeinsames Schuldbekenntnis den Anfang bilden. Jedoch dürfe man dabei nicht stehen bleiben.

“Ohne eine gemeinsame Rückbesinnung, ohne eine gemeinsame Reinigung des Gedächtnisses und ohne ein Schuldbekenntnis auf beiden Seiten wird es meines Erachtens kein ehrliches Gedenken der Reformation geben können”, führte der Schweizer Kardinal aus. Er erinnerte daran, dass Papst Johannes Paul II. bereits im Heiligen Jahr 2000 ein solches Schuldbekenntnis abgelegt habe, “dass auch die katholische Kirche bei Kirchenspaltungen eine wesentliche Rolle gespielt und Schuld auf sich geladen hat”.

Beim bevorstehenden Deutschlandbesuch wolle Papst Benedikt XVI. einen besonderen Akzent in der Ökumene setzen, führte Koch aus. “Deutschland ist ein zentrales Land der Reformation, in dem evangelische und katholische Christen zahlenmässig fast gleichgewichtig nebeneinander leben. Zudem stammt der Papst selbst aus Deutschland und hat bereits als Theologe sehr viel zum ökumenischen Dialog beigetragen. Die Erklärung über die Rechtfertigungslehre ist in ihrer letzten schwierigen Phase wesentlich seinen Bemühungen zu verdanken.”

Der Vorschlag, im Besuchsprogramm mehr Zeit vorzusehen, als ursprünglich geplant, sei von ihm persönlich gekommen. Er gehe davon aus, dass Benedikt XVI. ein “Wort der Ermutigung” sagen werde, so der für Ökumenefragen zuständige Kurienkardinal. “Und er wird sicher neu in Erinnerung rufen, dass die Ökumene für die katholische Kirche eine Aufgabe und eine Pflicht ist, hinter die nicht mehr zurückgegangen werden kann.”

Bei der Begegnung mit Vertretern des Judentums in Berlin dürfte der Papst hervorheben, dass es “aufgrund der gemeinsamen Wurzeln eine unabdingbare Bezogenheit von Kirche und Israel, von Christentum und Judentum gibt”. Und dass man aus diesen gemeinsamen Wurzeln heraus leben müsse, hob der Kardinal hervor. Entschieden widersprach er Behauptungen, Benedikt XVI. habe ein gebrochenes Verhältnis zum Judentum. Solche Aussagen “entsprechen einfach nicht der Wahrheit”, so Koch.

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