Die vier mit dem “A”

Meine sommerliche kleine Serie über die Heiligen beginne ich mal mit dem “A”

Rom, Die Tagespost, 07.07.2011, Blog Römische Warte, Guido Horst 

Die Zeitreise beginnt. Sprung zurück in eine Zeit, die von der unseren total verschieden war – in der aber in der Kirche ein ähnliches Durcheinander ausgebrochen war wie heute:

Meine sommerliche kleine Serie über die Heiligen beginne ich mal mit dem “A” – wo wir eine reiche Auswahl hätten. Da wäre der Vater des christlichen Mönchtums, der Ägypter Antonius (um 251-356). Oder ein weiterer Ägypter, Athanasius von Alexandrien (um 298-373). Aus “Rheinland-Pfalz” stiess der römische Politiker Ambrosius dazu (339-397), der Bischof von Mailand werden sollte und der den heiligen Augustinus (354-430) getauft hat. Das reicht erst mal. Keine Sorge, ich schreibe jetzt nicht das Heiligenlexikon oder Wikipedia ab, da kann jeder selber nachlesen – eine hochspannende Lektüre, lehrt sie doch, dass nicht Menschen die Kirche gegen andere Menschen errichtet haben, sondern der Heilige Geist stets kräftig nachgeholfen hat.

In einer Hinsicht war jene Zeit von unserer total verschieden: Das grosse Ereignis, das die Weltgeschichte in eine andere Bahn geworfen hatte, lag gar nicht so weit zurück! Der apostolische Vater Polykarp von Smyrna etwa, der den Evangelisten Johannes noch kennengelernt hat, war ungefähr im Jahr 155 nach Christus hingerichtet worden. Als Augustinus von Hippo geboren wurde, war das mal gerade zweihundert Jahre her. Der Eintritt Gottes in die Menschheitsgeschichte und die noch ganz frischen Spuren der Inkarnation lagen also für die vier mit dem “A” ungefähr so weit zurück wie für uns die Französische Revolution (von der ja heute viele glauben, dass mit ihr die eigentliche Geschichte begann). Da wundert es nicht, dass die Mutter Kaiser Konstantins, die heilige Helena, nach dem Mailänder Toleranzedikt von 313 nach Palästina segelte, in den Ruinen Jerusalems etwas Schutt und Geröll wegräumen liess und nach dem Kreuz Jesus und den Stätten der Kreuzigung und Auferstehung suchte. Alles, was die Evangelien berichteten, war noch mit den Händen greifbar.

In einer anderen Hinsicht war jene Zeit der unsrigen auch wieder sehr ähnlich. Der Arianismus überzog den Erdkreis, eine Irrlehre, die in Jesus Christus nicht die zweite Person der Dreifaltigkeit sah, sondern so eine Art Mischwesen, einen geschaffenen Gott, der dem Schöpfer nicht wesensgleich, sondern nur irgendwie ähnlich war. Das ist doch heute in der Kirche genauso. Da redet man nicht mehr von wesensgleich oder wesensähnlich, sondern sieht in dem Nazarener ein Beispiel, ein Modell, ein Vorbild, nach dem man sich richten sollte (auch wenn man nicht mehr genau weiss, wer das überhaupt war). Da ist von der “Sache Jesu” die Rede, die irgendwie weitergeht, mit der Inkarnation hat das gar nichts mehr zu tun. Man baut sich den Jesus zusammen, wie man ihn gerne hätte – als Revoluzzer, als Frauenversteher oder als ersten Single. So wie heute in der Kirche der zweitausend Jahre alte Christusglaube völlig in sich zusammengebrochen ist und nur noch eine winzige Minderheit der Christen das Credo Zeile für Zeile unterschreiben würde, so war auch damals das “Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott” tödlich getroffen. Wie gesagt: Der Arianismus hielt den Erdkreis fest in den Händen. Da wollen wir einmal schauen, was die vier mit dem “A” gemacht haben. A presto!

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