14. Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Matthäus 11,25-30
In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.
Ja, Vater, so hat es dir gefallen.
Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.
Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.
Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.
Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Aelred von Rievaulx (1110 – 1167), engl. Zisterzienserabt
Spiegel der Liebe, I, 30-31
“Ihr werdet Ruhe finden”
Wer sich darüber beklagt, wie schwer doch das Joch des Herrn auf ihm lastet, hat möglicherweise das drückende Joch der weltlichen Begehrlichkeit noch nicht ganz abgeworfen… Gibt es denn etwas Angenehmeres, etwas Beruhigenderes als von den liederlichen Anwandlungen des Fleisches nicht mehr bedrängt zu werden…? Gibt es denn etwas, das dem göttlichen Frieden so nahe kommt wie Gelassenheit, wenn man beleidigt wird? Wenn man vor keiner Quälerei, vor keiner Verfolgung erschrickt, sondern im Glück wie im Unglück die gleiche Ruhe bewahrt? Wenn man Feind und Freund mit den gleichen Augen sieht? Wenn man dem ähnlich wird, “der seine Sonne aufgehen lässt über Bösen und Guten und regnen lässt über Gerechte und Ungerechte” (Mt 5,45)?
Das alles ist in der Liebe vorzufinden, und zwar nur in der Liebe. So hat auch in ihr die wahre Ruhe ihren Wohnsitz, die wahre Sanftmut; denn die Liebe ist das Joch des Herrn. Wenn wir vom Herrn dazu eingeladen werden, das Joch zu tragen, finden wir Ruhe für unsere Seelen; denn “das Joch des Herrn drückt nicht und seine Last ist leicht”. “Die Liebe ist nämlich langmütig, sie ist gütig, sie bläht sich nicht auf, sie handelt nicht ungehörig, sie sucht nicht ihren Vorteil” (1 Kor 13,4-5).
Die anderen Tugenden sind für uns das, was ein Gefährt für einen Müden ist; oder Verpflegung für einen Reisenden; oder Licht für Menschen, die sich im Nebel verirrt haben; oder Waffen für einen Krieger. Die Liebe aber – und sie muss allen Tugenden innewohnen, damit sie Tugenden sind – ist aus sich selbst heraus auf ganz besondere Weise Ruhe für den Müden, Unterkunft für den Reisenden, helles Licht für den, der sein Ziel erreicht, und Krönung für den, der den Sieg davonträgt.
Hl.Thomas: Tagesheiliger
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