“Ich will in die Neuevangelisierung eingebunden sein”
Wer sich heute so äussert, muss mit Sanktionen rechnen!
Auch wenn er selber keine ausüben möchte (Anm. Redaktion)
gloria.tv, Interview mit Bischof Walter Mixa
Der zurückgetretene Bischof Walter Mixa von Augsburg hat in den letzten Wochen “sehr viel damit zu tun gehabt”, sich in der Villa Barbara im Bistum Eichstätt einzurichten. Das sagte er in einem ausführlichen Interview mit der katholischen Videoseite www.gloria.tv.
Der Bischof hat seine Sachen geordnet und ist gerade dabei, sich auch ein Arbeitszimmer neu einzurichten. Ferner wirkt er viel und gerne in der Seelsorge in der Pfarreiengemeinschaft Fünfstetten. Künftig möchte er sein seelsorgliches Wirken über die Grenzen der Pfarreien ausweiten. “Ich möchte das auch in Zukunft noch verstärken durch Einkehrtage, durch Exerzitien, die bereits angemeldet worden sind, durch Begegnung mit Priestern, mit Gläubigen und Ordensleuten.” Ferner denkt er an Vorträge mit Podiumsdiskussion und Glaubensgespräche. Der Bischof möchte in die Neuevangelisierung hineingenommen sein. Das wäre für ihn ein “grosser und wichtiger Auftrag”.
Das letzte Jahr beschreibt der Bischof als “sehr schwer”: “Ich habe es nur bewältigen können indem ich mich immer wieder am lieben Gott festgehalten habe.” Auch in dieser Zeit hat er die Erfahrung gemacht, dass man in der Not die wahren Freunde erkennt: “Ich habe Menschen an meiner Seite auf die ich mich verlassen kann und denen ich vertrauen kann.” Gewisse “innerste Traurigkeiten” müsse er allein mit Jesus Christus aussprechen.
Msgr. Mixa vermisst seine Arbeit als Militärbischof: “Das habe ich sehr gerne getan, und zwar zehn Jahre lang. Ich war vierzehn Jahre lang Diözesanbischof. Das vermisse ich in der Weise: Ich bin immer sehr gerne zu Jugendlichen in die Schulen gegangen und zu Kindern in den Kindergarten.”
Niemand wird zum Zölibat gezwungen
Angesprochen auf den Zölibat erinnert der Bischof an die Treue der Eheleute. Auch dort entschieden sich zwei begrenzte Menschen zu Treue in guten und schweren Tagen: “Genauso der priesterliche Dienst”. Der Priester werde nicht zur Ehelosigkeit gezwungen. Er entscheide sich dafür um des Himmelreiches willen: “Wer es fassen kann, der fasse es – sagt Jesus” im 19. Kapitel des Matthäusevangeliums.
Der Priester wolle frei sein für die innere Liebesbeziehung mit Christus und den Dienst an den Menschen: “Ich möchte das nicht missen wollen. Ich habe mir lange und reiflich überlegt, ob ich dieses Versprechen ablege, ob ich in diesen Dienst der Nachfolge Christi eintrete. Ich bin in keiner Weise gezwungen worden.”
Die Frage nach dem Zölibat sei 2000 Jahre immer gestellt worden: “Es spricht mehr für die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen als Lebensstand für den Priester, als wenn wir den Zölibat aufgeben würden. Das wäre eine Verarmung.” Der Bischof gibt auch zu bedenken, dass die Priesterehe zum Problem von geschiedenen und von wiederverheirateten Priestern führe würde.
Heilige Messe ist kein Unterhaltungstheater
Zur Liturgie mahnte der Bischof, gut und würdig – “dann und wann auch auf Latein” – zu zelebrieren. “Es kommt darauf an, ob ich aus der Messfeier einen religiösen Event mache mit Halleluja-Schlümpfen und Hauptsache ich fühle mich wohl und kann etwas herumtanzen oder ob ich aus der Heiligen Messe die Vergegenwärtigung der Menschwerdung, des Kreuzesopfers und der Auferstehung Christi erfahrbar machen kann.”
Zum Volksaltar sagte der Bischof, dass man – egal ob am Hochaltar oder nicht – nie mit dem Rücken zu den Gläubigen zelebriert. Es gehe darum, sich gemeinsam auf Gott auszurichten.
Zu den praktischen Liturgiemissbräuchen wie den gegenwärtig stattfindenden Narrenmessen sagte Bischof Mixa: “Das liegt am jeweiligen Diözesanbischof. Ich würde in so einem Fall [wenn der Priester verkleidet zelebriert] nicht von meinem bischöflichen Stuhl aus eine Sanktion in scharfen Worten in der Öffentlichkeit vornehmen. Ich würde aber den betreffenden Priester zu mir zum Gespräch bitten und ihm sagen: “So können wir die Messe nicht feiern.” Ich kann aus der Heiligen Messe nicht irgendein Unterhaltungstheater machen. Das geht vollkommen an der Botschaft Jesu vorbei – auch an der Feier des letzten Abendmahls. Das letzte Abendmahl ist in den Zeichen von Brot und Wein die Vorwegnahme seines Leidens, seines grausamen Sterben-Müssens am Holz des Kreuzes und auch seiner Auferstehung. Das ist nicht ein Freundschaftsmahl und kein Abschiedsmahl gewesen, sondern er macht sich selber zum Paschamahl, zum Osterlamm, zum Opferlamm.”
Abtreibung ist als Tötung gleichzusetzen mit Mord
Im Interview warnt der Bischof vor dem Atheismus in Deutschland. Er sieht keine Feindseligkeit gegenüber der Kirche oder gegen gläubige Christen: “Aber es gibt auf der anderen Seite diese weit umfassende Gleichgültigkeit.” Christen seien verstärkt herausgefordert, ihr Bekenntnis nicht zu verleugnen.
Zur Kinderabtreibung sagte Bischof Mixa, dass die Kirche nicht ständig über dieses Thema reden könne. Sonst werde die Thematik nicht mehr ernstgenommen. Die Abtreibung sei die Tötung des ungeborenen Lebens: “Wenn ein Mensch dem anderen gleichwertig und gleichwürdig gegenübersteht, dann ist die Tötung gleichzusetzen mit einem Mord.”
Als Hauptproblem der deutschen Kirche nennt Bischof Mixa die fehlenden Gläubigen. Es fehle das Verständnis für die Sakramente, für die Beichte, die Messe und das Ehesakrament. Die Kirche müsse den Gläubigen helfen, wieder in der persönlichen Beziehung zu Christus wachsen zu wollen.
Video-Interview: Gloria TV
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