Ist das in Ordnung?

Wenn unsere Pfarrblätter als Plattformen für persönliche polemische Indoktrinationen gegen unsere Bischöfe benutzt werden

Basel, 12.-25. März 2011, “Kirche heute”, Römisch-katholisches Pfarrblatt der Nordwestschweiz

Von Alois Schuler, Chefredaktor und webmaster Pfarrblatt Nordwestschweiz

“Wieder ist ein Bischof dabei, sein Bistum zu spalten. Das Bistum Chur steckt zwei Jahrzehnte nach Haas wieder in einer tiefen Krise.

Dem Bischof von Chur, Vitus Huonder, laufen die Kaderleute davon. Er hat die für nächste Woche vorgesehene konstituierende Sitzung des neu zusammengesetzten Priesterrats abgesagt und holt sich stattdessen Rat beim päpstlichen Nuntius. Die Bischofskonferenz zeigt sich derweil öffentlich besorgt. Vitus Huonder, der wichtige Karriereschritte unter Bischof Wolfgang Haas machte, ist dabei, das Bistum Chur zu spalten.

“Die Schweizer Bischöfe sind besorgt über die derzeitige aufgewühlte Situation im Bistum Chur”, hiess es im Communiqué nach der Anfang März im Kloster Mariastein stattgefundenen Versammlung der Bischofskonferenz. Eine Woche vorher hatten 11 der 17 Dekane des Bistums Chur in einer Stellungnahme ihrer “grossen Sorge um die Einheit des Bistums” Ausdruck gegeben. Denn “immer mehr Seelsorgende sind enttäuscht über die Amtsführung von Bischof Vitus Huonder und gehen in die innere Emigration”. Anlass des Schreibens der Dekane waren die Demissionen von Ernst Fuchs, dem Leiter des Priesterseminars St. Luzi in Chur, und von Andreas Rellstab, dem Generalvikar für Graubünden. Die beiden waren innerhalb von zehn Tagen wegen “schwerwiegender sachlicher Differenzen mit Bischof Vitus Huonder” und wegen des “Führungs- und Kommunikationsstils” von ihren Ämtern zurückgetreten.

Grichting gegen Kirchensteuern

Zur “aufgewühlten Situation” beigetragen hat aber auch der schliesslich abgebrochene Versuch Huonders, in der Person des als Generalvikar wirkenden Martin Grichting einen zweiten Weihbischof zu erhalten. Nach monatelangen Auseinandersetzungen zwischen Seelsorgenden und Repräsentanten der kantonalen kirchlichen Körperschaften auf der einen und Bischof Huonder auf der andern Seite hatte sich schliesslich Grichting im Februar selber als Kandidat aus dem Rennen genommen. Allerdings trug Grichting fast gleichzeitig sein Lieblingsthema, die Abschaffung des staatskirchenrechtlichen Systems zugunsten einer stärkeren Stellung des Bischofs, wieder in die Medien. 

Die Bischofskonferenz hat in ihrer März-Versammlung in diesem Punkt klar Stellung bezogen, indem sie sagte, “dass die bestehenden staatskirchenrechtlichen Organisationen und andere öffentlich-rechtliche Rechtsträger, denen in den meisten Kantonen das Recht zukommt, Kirchensteuern zu erheben, Ausdruck dieses wertvollen Engagements der Gläubigen für die katholische Kirche sind. Die Bischöfe danken den Gläubigen, die ihrer Treue zur Kirche durch die Entrichtung der Kirchensteuer Ausdruck geben.”

Ungeeignete Priesteramtskandidaten

Dass Bischof Huonder einen Gegner des schweizerischen dualen Kirchensystems zu seinem Weihbischof machen wollte, obwohl er wusste, dass Grichting von grossen Teilen der Seelsorgenden und den staatskirchenrechtlichen Gremien abgelehnt wird, hat ihn viel Vertrauen gekostet. Regens Ernst Fuchs, der Leiter des Priesterseminars, verliess seinen Posten, weil der Bischof angehende Priester ausbilden wolle, welche für ihre Aufgabe nicht geeignet seien. Huonder will zudem aus­serhalb von Chur Priester ausbilden lassen, die auf die alte, Tridentinische Messe spezialisiert sein sollen. Auch wenn der Bischof das letzte Wort hat, so wäre doch für die Priesterausbildung der Regens zuständig. 

Als zehn Tage nach Fuchs Andreas Rellstab, der Generalvikar für Graubünden, seine Demission einreichte und dabei von Misstrauen des Bischofs ihm gegenüber und von Denunziantentum im Churer Ordinariat sprach, wandten sich auch die beiden andern regionalen Generalvikare Josef Annen (Zürich und Glarus) und Martin Kopp (Urschweiz) an die Öffentlichkeit. In kurzer Zeit seien zwei der besten Leute des Bistums Chur “verheizt” worden. Es scheine eine Tatsache zu sein, “dass eigenständige und bestqualifizierte Priester kein gedeihliches Zusammenwirken mit Bischof Vitus Huonder” erreichen könnten. Sie hätten grösste Bedenken um die Zukunft des Bistums Chur.
In einer Bistumsleitung sind neben dem ­Diözesanbischof der Generalvikar, allfällige Weihbischöfe und Bischofsvikare und, weil er für die künftigen Priester verantwortlich ist, der Regens die wichtigsten Ämter. Im Bistum Chur gibt es seit Jahrzehnten regionale Generalvikare. Bischof Vitus Huonder hat am 8. Dezember 2009 zusätzlich zu den drei regionalen Generalvikaren einen für das ganze Bistum ernannt und diesen Posten mit Martin Grichting besetzt.

Unter Haas Karriere gemacht

Dass ein Generalvikar für eine künftige Bischofswahl eine gute Ausgangsposition besitzt, ist am Beispiel von Huonder ersichtlich. Er war 1990 von Bischof Wolfgang Haas zum Generalvikar für Graubünden, Glarus und das Fürstentum Liechtenstein ernannt und 1998 von Amédée Grab in diesem Amt bestätigt worden. Als es 2007 um dessen Nachfolge ging, legte Rom dem Domkapitel eine Dreierliste zur Wahl vor, auf der Huonder gemäss Informationen aus den Reihen der Domherren der einzige überhaupt mögliche Kandidat gewesen sei. Obwohl er nicht Wunschkandidat war, bemühten sich die meisten Priester und Repräsentanten staatskirchenrechtlicher Organe um eine gedeihliche Zusammenarbeit. Dieses Anfangsvertrauen scheint mittlerweile aufgebraucht. Umgekehrt holt sich auch Bischof Vitus Huonder, wie er selber auf der Bistums-Website schreibt, Rat beim Nuntius und in Rom und nicht beim Priesterrat, dem ihm vom Kirchenrecht vorgeschriebenen Beratungsorgan im Bistum”. 

Alois Schuler

Pfarrblatt: Quelle

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