Christa Meves zum Ende des “Rheinischen Merkur”

Eindeutige Überzeugung für Christus war dazu nötig
07. Oktober 2010 München (kath.net)

Die bekannte deutsche Schriftstellerin und Psychotherapeutin Christa Meves hat diese Woche mit einem Leserbrief in der “Tagespost” zur Einstellung des „Rheinischen Merkur“ und der Kooperation mit der „Zeit“ Stellung genommen. Meves war von 1978 bis 2006 Mitherausgeberin der Wochenzeitung “Rheinischer Merkur”
Dokumentation des Briefes im Wortlaut:

Den klärenden Ausführungen von Johannes Seibel über notwendige Akzente in der katholischen Publizistik sei Dank (DT vom 28. September). Mit Recht führt er das Abgestoßenwerden des „Rheinischen Merkur“ durch die subventionierenden Diözesen als ein warnendes Beispiel des publizistischen Terrainverlustes durch den Mangel an Kampfgeist für das christliche Profil auf.

Ich möchte seine Argumente verstärken: Eine Zeitschrift, die ab 1968 ihr christliches Proprium nicht verlieren wollte, hatte zu begreifen, dass ihr von diesem Zeitpunkt ab frontal der atheistische Geist eines allen Toren der Bundesrepublik geöffneten Neomarxismus – SPD-besetzt – als ein Sturmwind mit Vernichtungsabsicht entgegenblasen würde. Man konnte es wissen, wenn man sich die Mühe machte, die entsprechenden Machwerke zu lesen. Man konnte auch die Strategien zur Erreichung eines linken Arbeiterparadieses erkennen. Sie waren keineswegs neu: Es ging um den Plan 1) die Familie als Ort der Erzeugung von Unterschieden abzuschaffen, 2) die Autorität – als Machtmissbrauch diffamiert – zu schleifen und durch eine wuchernde Entfesselung der Sexualität die nötige Schläfrigkeit in der Bevölkerung als Manipulationsinstrument zu erreichen.

Dass diese Planung und dieses Ziel samt den zahllosen rasch durchgeführten Veränderungen – besonders auf den Universitäten und Schulen – der christlichen Anthropologie diametral entgegenstand und damit speziell katholikenfeindlich ausgerichtet war, konnte jeder im rasch eroberten publizistischen Spektrum der maßgeblichen Medien erfahren. Bei vollem Bewusstsein musste den Chefredakteuren der katholischen Presse klar sein, dass es ab damals um nichts weniger ging als um einen dezidierten Kampf gegen das christliche Abendland.

Über einige Jahrzehnte hinweg war dieses Bewusstsein im „Rheinischen Merkur“ zum Beispiel zu Hause in Köpfen wie Paul W. Wenger, Anton Böhm und Otto B. Roegele, und auch ich habe in den ersten Jahren meiner Mitherausgeberschaft dort nach Kräften daran mitwirken dürfen. Aber nachdem auf allen Bastionen unter dem skurril-verräterischen Namen „Political Correctness“ die linke Meinungsdiktatur ihre Fahnen errichtet hatte, war nun nur noch unter halsbrecherischer Tapferkeit Widerstand gegen den Mainstream möglich und wurde dann begreiflicherweise bald wenig opportun. Welche jungen, ehrgeizigen, karrierebewussten Redakteure mochten es sich also noch leisten, sich so weit aus dem Fenster zu lehnen?

Spätestens in den 1980er Jahren schieden sich infolgedessen in den bis dahin christlich ausgerichteten Printmedien die Geister: Wer mitschwamm im Mainstream, konnte mit einer hinreichend intelligenten Crew gute Auflagen einfahren – allerdings unter Einbuße einer klaren kämpferischen christlichen Position, – oder man wurde eben abgedrängt, entlassen, als Zeitschrift konnte man dann bald einpacken …

Wie ließ sich erwarten, dass viele Journalisten für sich selbst diese letztere, gewiss nicht lebenspraktische Entscheidung trafen, allein um gewissermaßen auf verlorenem Posten für ihr Christsein einzustehen?

Einige christliche Publikationsorgane haben diese Entscheidung dennoch getroffen und verteidigen nun schon seit einigen Jahrzehnten zunehmend kämpferisch, ja, oft leidenschaftlich die Position des christlichen Abendlandes: echter Heroismus ist das. Denn eindeutige Überzeugung für Christus war dazu nötig. Und bis heute haben sie überlebt, obgleich und weil christliche Positionen in ihnen dominant unerschrocken zum Ausdruck gebracht werden. Wie zum Beispiel in der „Tagespost“, und im evangelikalen Bereich in IDEA, wie auch in einigen Vierteljahreszeitschriften, zum Beispiel in „KOMMA“ vom MM Verlag Aachen. Hier ist realistische Wahrheit noch zuhause. Und die letzten Jahre ebenso wie die jüngsten Ereignisse im Inland zeigen, dass die Bevölkerung zu begreifen beginnt, wo Wahrheit – ungeschminkt und unumwunden ausgesprochen – noch zu finden ist. Hat nun auch die Deutsche Bischofskonferenz erkannt, dass sie eindeutig positionierter Kampfgefährten dringend bedürftig ist?

Der rheinische Merkur wird eingeschläfert kath.net

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