Die vierzig Tage des Musa Dagh *UPDATE (Antiquariat)

Noch immer ist es schwierig, den Völkermord an den Armeniern in den Jahren 1915 bis 1917 beim Namen zu nennen

Aghet: Ein Völkermord DVD
*Vor 103 Jahren: Das Martyrium der Armenier

Als Franz Werfel 1930 durch Anatolien reiste, schockierten ihn die Begegnungen mit Zeitzeugen und er begann, akribisch für einen Roman zu recherchieren.

‘Die vierzig Tage des Musa Dagh’ beschreiben das Schicksal einer armenischen Familie, die langsam ausgegrenzt und schliesslich mit Waffengewalt verfolgt wird. Auf dem Heimatberg, dem Musa Dagh, leistet ihre Dorfgemeinschaft der Vertreibung Widerstand.

Umsichtig und differenziert, mit einer klaren, fliessenden Sprache verwandelt Werfel diese historische Katastrophe in ein eindrucksvolles Epos.

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Der Berg Musa Dagh wird im Sommer 1915 zum letzten Hoffnungsschimmer für ungefähr 5000 Armenier. Auf ihm suchen sie Zuflucht vor Verfolgung, Verschleppung und Ausrottung durch die Türken. Statt sich wie ihre meisten Leidensgenossen in das schreckliche Schicksal zu fügen, setzen sie alles auf eine Karte. Ihr verzweifelter Trumph heisst erbitterter Widerstand, koste es, was es wolle. Der wohlhabende Geschäftsmann Gabriel Bagradian wird zu ihrem Anführer und zur treibenden Kraft. Obwohl er gebürtiger Armenier ist, verbrachte er einen Grossteil seines Lebens in Frankreich. Nach dem Tod des Bruders und Familienoberhauptes kehrt er mit seiner französischen Ehefrau Juliette und dem gemeinsamen Sohn in seine Heimat zurück. Die Falle schnappt zu. Reichtum und europäische Bildung helfen nicht weiter. Ohnmächtig erlebt er die Beschneidung elementarer Rechte, befindet sich von einem Tag auf den anderen in Lebensgefahr. Alle Standesunterschiede verschwinden angesichts des drohenden Todes, nur die Gemeinschaft verspricht Stärke.

Bagradian überzeugt die Dorfgemeinden zum Kampf. Der Musa Dagh wird zur natürlichen Abwehrfestung, die der türkischen Übermacht hartnäckig trotzt. Franz Werfel beabsichtigte, Europäern das Verbrechen an den Armeniern zu vergegenwärtigen. Historische Forschungen ermöglichten eine detailgetreue Schilderung, so dass diese fiktive Erzählung beklemmend authentisch wirkt. Eine Polemisierung gegen die Türken wollte Werfel auf keinen Fall, Schwarzweissmalerei lehnte er entschieden ab.

Dieser Roman, eine Mahnung an die Menschlichkeit, erschien 1933 in Deutschland. Im gleichen Jahr sollten Werfels Bücher verbrannt werden. Die vierzig Tage des Musa Dagh: ein fesselnder Roman und zugleich ein Appell, aus der Vergangenheit zu lernen.

Larissa Carina Seelbach

Über den Autor und weitere Mitwirkende

Franz Werfel, 1890 in Prag geboren, veröffentlichte schon 1908 erste Gedichte. 1912 verliess er seine Heimatstadt und arbeitete als Lektor im Leipziger Kurt Wolff Verlag. Während des Ersten Weltkrieges war er Soldat, im Spätsommer 1917 wurde er ins Wiener Kriegspressequartier versetzt. In den 20er und 30er Jahren avancierte Werfel zu einem der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren. 1938 emigrierte er nach Frankreich, 1940 über Spanien in die USA. Dort starb er 1945 in Beverly Hills.

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Der Untergang eines Volkes als Overtüre des 20. Jhdts.
Von euripides50

In epischer Breite beschreibt Franz Werfel das Schicksal von 7 armenischen Dörfern im Norden Syriens, deren Einwohner sich der Armenier-Deportation im Jahre 1915 widersetzen und sich unter der Leitung des Priesters Ter Hasaguin und des Offiziers Gabriel Bagradian 40 Tage auf dem Berg Musa Dagh gegen türkische Sturmangriffe behaupten. Wie in einem Staatsgründungsroman wird der Leser Zeuge von Ordnung und Anarchie, Herrschaft und Opposition, Heldenmut und Verbrechertum innerhalb einer Gemeinschaft, die um das nackte Überleben kämpft und – nach einer ungemein spannenden und fesselnden Handlung – am Ende untergeht. Man kann es kaum glauben, dass dieser Roman vor dem jüdischen Holocaust geschrieben wurde, doch es stimmt: die Vernichtung eines Volkes als Overtüre des 20. Jahrhunderts wurde von Werfel geschrieben, lange bevor die “Endlösung der Judenfrage” ins Werk gesetzt oder auch nur geplant war. Werfels These, die hinter der Turbulenz seiner Handlung hervortitt, ist von geradezu schockierender Kraft: der entgötterte Staat betritt die Bühne der Geschichte und wird zum Mörder im gigantischen Stil. Ganz deprimiert kann man werden, wenn man bedenkt, dass der Völkermord an den Armeniern heute fast ebenso vergessen ist wie dieses Meisterwerk der Literatur.

Die vierzig Tage des Musa Dagh

Autor: Franz Werfel
Taschenbuch: 992 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 19 (1. Mai 1990)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3596294584

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