Ansprache von Papst Franziskus an die Diözesanpriester

“Es gibt nichts Schöneres für einen Menschen als das, nicht wahr?”

Unverlesene Ansprache von Papst Franziskus an die Diözesanpriester

Rom, Britta Dörre

Papst Franziskus traf samstags gegen Mittag mit den Pfarrern von Cassano all’Jonio in der Kathedrale des Ortes zusammen. Bevor er sich in etwa eine Stunde lang mit den Anwesenden unterhielt und ihre – nicht vorbereiteten – Fragen beantwortete, übergab er ihnen eine vorbereitete aber nicht gelesene Ansprache, in der er sich mit drei Themenbereichen auseinandersetzte: Freude, Brüderlichkeit und Familie.

In dem Text liess Papst Franziskus die Geistlichen wissen, er habe sich die Begegnung mit ihnen sehr gewünscht, da sie das Gewicht der täglichen Arbeit spürten. Zuerst wolle er seine Freude mit ihnen teilen, Priester zu sein. Es sei immer von neuem eine Überraschung, berufen zu sein, von Jesus Christus gerufen zu sein. Gerufen zu sein, Jesus zu folgen, mit Jesus zu sein, sein Wort und seine Vergebung zu verkünden: “Es gibt nichts Schöneres für einen Menschen als das, nicht wahr?”, so der Papst.

Es sei sicher nicht immer einfach, vor dem Herrn zu verweilen, da sie mit vielen Dingen beschäftigt seien. “Aber manchmal ist es nicht leicht, weil wir ein gewisses Unbehagen fühlen, der Blick Jesu beunruhigt uns ein wenig, er stürzt uns sogar in eine Krise… Aber das tut uns gut!” In der Stille des Gebets erkenne man, ob man ein guter Arbeiter sei oder ein blosser Angestellter, ob man gleich einem offenen Kanal seine Liebe weitergebe oder aber auf sich konzentriert sei.

Den zweiten Punkt, den Papst Franziskus mit den Geistlichen teilen wollte, ist die Schönheit der Brüderlichkeit. Priester seien nicht auf sich allein gestellt, sondern Teil einer Gemeinschaft. “Und alles wird in der Gemeinschaft, in der Brüderlichkeit gelebt.” Auch dieser Aspekt sei nicht immer leicht, da auch die Priester Teil der modernen Gesellschaft seien, die sich durch Ich-Bezogenheit auszeichne. Auch lasse sich ein gewisser Individualismus in den Diözesen feststellen. Deshalb müsse die Wahl bewusst auf die Brüderlichkeit fallen. Es müssten zeitgemässe und dem Ort angemessene Formen gefunden werden, um die Gemeinschaft in Brüderlichkeit und Einfachheit zu leben.

“Die Freude, Priester zu sein und die Schönheit der Brüderlichkeit. Das sind die beiden Dinge, die ich als die bedeutendsten betrachte, wenn ich an euch denke.” Papst Franziskus ermutigte die Geistlichen bei ihrer Arbeit mit und für die Familien. “Es ist eine schwierige Zeit sowohl für die Familie als Institution als auch für die Familien wegen der Krise. Aber gerade in schwierigen Zeiten lässt der Herr uns seine Nähe spüren, seine Gnade, die prophetische Kraft seines Worts. Und wir sind berufen, Zeugen zu sein, Vermittler der Nähe zu den Familien und der prophetischen Kraft für die Familie.”

Abschliessend bedankte sich der Papst in seinem Schreiben und appellierte an die Pfarrer: “Machen wir weiter, beseelt von der gemeinsamen Liebe zum Herrn und der heiligen Mutter Kirche. Die Madonna möge euch beschützen und begleiten. Bleiben wir im Gebet vereint.”

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