Religionsphilosophie

Religionsphilosophie: Gott gibt es wie die Zukunft

Weitere Beiträge zu Religionsphilosoph Thomas Halik

“Gott gibt es bereits auf die Weise wie es unsere Zukunft schon gibt. Wir sehen sie nicht, wir kennen sie nicht – trotzdem sind wir existenziell auf sie angewiesen. Ohne Zukunft zu sein, bedeutet eigentlich nicht mehr zu sein, tot zu sein”.

Das sagte der tschechische Reliogionsphilosoph Thomas Halik bei seiner Rede unter dem Titel “Hoffnung im postoptimistischen Zeitalter”. Er war Festredner bei einem Symposium zum 25-Jahr-Jubiläum des Wiener “Pastoralen Forums”. Über beide – Gott und Zukunft – wisse man so gut wie nichts, hege aber trotzdem eine grosse Hoffnung danach, sagte Halik.

“Wenn ein Atheist sagt, Gott gibt es nicht, kann ich ihm zustimmen, mit einem einzigen grossen Vorbehalt: Ihn gibt es noch nicht hier. Ihn gibt es hier nicht, wie es die Zukunft nicht gibt. Jedoch gibt es ihn hier bereits auf die Weise, wie es unsere Zukunft schon gibt. Wir sehen sie nicht, wir kennen sie nicht, aber trotzdem sind wir existenziell auf sie angewiesen. Ohne Zukunft zu sein bedeutet eigentlich, nicht mehr zu sein, tot zu sein.”

Glaube und Hoffnung gingen daher immer Hand in Hand, betonte der Religionsphilosoph. Die Hoffnung sei der “Schlüssel zur Tür des Geheimnisses des Glaubens”; viel zu viele Menschen hätten diesen Schlüssel im Laufe der letzten Jahrzehnte jedoch zu benutzen verlernt.

“Die Ewigkeit, die Biosphäre Gottes umfasst und übersteigt gleichzeitig alle Dimensionen der Zeit. Sie ist für uns hier aber jetzt vor allem als Zukunft, als Möglichkeit, als Zusage, als Hoffnung gegenwärtig. Gott und seine Ewigkeit sind hier noch nicht in jener Deutlichkeit offenbar, die jeden dazu zwingen würde, Gott anzuerkennen und zu respektieren.“

Nicht verwechseln dürfe man hingegen den Begriff der Hoffnung mit dem des Optimismus. Optimisten seien diejenigen, die es nicht besser wüssten, und naiv davon ausgingen, dass “alles schon gutgehen würde”. Das Prinzip der Hoffnung hingegen gehe von einer viel komplexeren Weltordnung aus, betonte Halik. Die Hoffnung verspreche im Gegensatz zum Optimismus keinen unbedingten Erfolg, lasse aber dafür den Hoffenden niemals allein. Er sei ein Mensch, der um die Hoffnung ringe, so Halik.

Der Religionsphilosoph, Soziologe und Priester Halik zählt zu den bekanntesten katholischen Intellektuellen in Mittel- und Osteuropa. Er lehrt an der Prager Karls-Universität Soziologie und geniesst in der vom Atheismus geprägten tschechischen Gesellschaft hohes Ansehen.

kap 04.05.2014 ord

Quelle

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel

  • Geradeaus quer gedacht

    Ist die Marienverehrung heute noch zeitgemäss? ‘Sei kein Spiesser, sei katholisch Ist die Marienverehrung heute […]

  • Der Karfreitag der Kirche

    Die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in Kirchenkreisen ähnelt einem langen Karfreitag. Erst kürzlich hat ein Zusammenstoß zweier Vorkämpfer […]

  • Türkei

    Türkei: Kloster Sumela weiter für Festgottesdienste gesperrt Quelle Patriarch Bartholomaios Auch in diesem Jahr kann […]

  • 16. Juni 2021 09.15 Uhr Generalaudienz

    Generalaudienz – Aus dem Damasushof des Apostolischen Palastes, Vatikan

  • Messe in Sastin

    Papst und Bischöfe beten zur schmerzensreichen Jungfrau Maria Quelle Am letzten Tag seiner Slowakei-Reise hat […]