Brücken des Dialogs, keine Mauern des Grolls und Hasses!
Franziskus-Perle des Tages
Auf heiligen Bergen: Hl. Franz von Sales
Der Christ beugt sich, um nicht zu brechen. Um mit einem Anderen in Dialog zu treten, muss man oft auch in den saueren Apfel beissen. Kein ‘Berlin mit Mauer gegenüber den Anderen’ sein. Von Armin Schwibach
Rom, kath.net/as, 24. Januar 2014
Am Freitag der zweiten Woche im Jahreskreis setzte Papst Franziskus seine Überlegungen fort, die er in seiner gestrigen Predigt zur heiligen Messe im vatikanischen Gästehaus “Domus Sanctae Marthae” begonnen hatte, und ging dabei wieder von der ersten Lesung aus dem ersten Buch Samuel aus (1 Sam 24,3-21).
Im Mittelpunkt der Lesung und der Betrachtungen des Papstes stand erneut die Auseinandersetzung zwischen König Saul und David. David biete sich die Möglichkeit, den König zu töten, doch “er entscheidet sich für einen anderen Weg: den Weg, näher zu kommen, die Situation zu verdeutlichen, sich zu erklären: den Weg des Dialogs, um Frieden zu schaffen”.
“Frangar, non flectar — Ich breche eher, als dass ich mich beuge”, laute eine Redensart. “Ich beuge mich, um nicht zu brechen”, halte dem die christliche Weisheit entgegen. Dabei handle es sich um zwei Arten, das Leben zu verstehen: die erste sei mit ihrer Härte leicht dazu bestimmt, Mauern der mangelnden Kommunikation unter den Menschen zu errichten, was bis zum Hass entarten könne. Die zweite dagegen neige dazu, Brücken des Verständnisses zu schlagen, dies auch nach einer Meinungsverschiedenheit oder einem Streit — jedoch unter der Bedingung, dass die Demut gesucht und praktiziert werde.
“Um in einen Dialog treten zu können, bedarf es der Milde ohne Geschrei”, so der Papst: “Und es ist auch notwendig zu denken, dass der Andere etwas mehr als ich hat, und David dachte dies. ‘Ich will nicht die Hand an meinen Herrn legen; denn er ist der Gesalbte des Herrn’ (V. 11), er ist wichtiger als ich. Die Demut, die Milde… Um in einen Dialog zu treten, ist es notwendig, das zu tun, worum wir beute im Gebet zu Beginn der Messe gebetet haben: allen alles zu werden (vgl. Tagesgebet zum Fest des heiligen Franz von Sales). Demut, Sanftmut, allen alles werden, und wir alle wissen auch — das steht nicht in der Bibel geschrieben —, dass man dazu oft auch in den sauren Apfel beissen muss. Doch das müssen wir tun, weil man so den Frieden schafft: mit der Demut, mit der Erniedrigung, indem man immer versucht, im Anderen das Ebenbild Gottes zu sehen”.
Miteinander reden sei schwierig. Schlimmer aber als der Versuch, eine Brücke zum Gegner zu schlagen, sei es, im Herzen den Groll ihm gegenüber wachsen zu lassen. Auf diese Weise “bleiben wir isoliert in dieser bitteren Brühe unseres Verdrusses”. Das Vorbild eines Christen dagegen sei David, der den Hass mit einem Akt der Demut besiege:
“Sich erniedrigen, immer eine Brücke schlagen, immer, immer. Und das heisst es, Christ zu sein. Das ist nicht leicht. Nein, das ist nicht leicht. Jesus hat es getan: er hat sich bis zum Schluss erniedrigt, er hat uns den Weg sehen lassen. Und es ist notwendig, dass nicht zu viel Zeit vergeht: wenn es zu einem Problem kommt — so schnell wie möglich, in dem Moment, in dem man kann, nachdem der Sturm vorbei ist, sich dem Gespräch nähern, weil die Zeit die Mauer wachsen lässt, wie sie das Unkraut wachsen lässt, das das Wachsen des Korns verhindert. Und wenn die Mauern wachsen, ist eine Aussöhnung sehr schwierig: sie ist sehr schwierig!”.
Erneut betonte Franziskus, dass es kein Problem sei, “wenn ab und zu die Teller fliegen und das Geschirr zu Bruch geht — in der Familie, in den Gemeinschaften, in den Stadtvierteln”. Wichtig sei es, den Frieden so bald als möglich zu suchen, mit einem Wort, mit einer Geste: eine Brücke vielmehr als eine Mauer wie jene, die für viele Jahre Berlin geteilt habe. Der Papst warnte davor, dass es auf in unserem Herzen dazu kommen könne, “ein Berlin mit Mauer gegenüber den Anderen” zu werden.
“Ich habe Angst vor diesen Mauern”, so Franziskus abschliessend, “vor diesen Mauern, die jeden Tag wachsen und Feinseligkeiten und auch den Hass begünstigen. Denken wir an diesen jungen David: er hätte sich perfekt rächen können, er hätte den König wegschicken können, doch er hat den Weg des Dialogs gewählt, mit Demut, Milde, Zartheit. Heute können wir den heiligen Franz von Sales, ‘doctor amoris’ — Lehrer der Liebe — bitten, dass er uns allen die Gnade schenke, Brücken zu den Anderen zu schlagen und nie Mauern zu errichten”.
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