Papst an Gesundheitsrat

 “Diese Folter des Schweigens!”

Ältere Menschen sind ein “unverzichtbarer” Teil der Gesellschaft und dürfen nicht an den Rand gedrängt werden.

Das sagte Papst Franziskus am Samstag vor den Teilnehmern einer internationalen Tagung seines Gesundheitsrates in der vatikanischen Audienzhalle. Ältere Menschen gäben “das Gedächtnis und die Weisheit des Lebens an andere weiter”, so der Papst. Dann ging er auf die wachsende Zahl von Alzheimer-Patienten und Demenz-Kranken ein:

Die Steigerung der Lebenserwartung, die im zwanzigsten Jahrhundert geglückt ist, bringt es mit sich, dass eine wachsende Zahl von Menschen im Alter ihre kognitiven Fähigkeiten einbüssen… Da ist es wichtig, dass es Hilfen und Dienstleistungen gibt, die die Würde und Identität der Betroffenen wahren, und auch die ihrer Pfleger und ihrer Familienangehörigen. Das geht nur in einem Umfeld des Vertrauens und Respekts. Wenn die Pflege so gelebt wird, kann sie eine auch menschlich sehr reiche Erfahrung werden und nicht nur eine kühle, physische Hilfe. Man muss sich also einsetzen für Hilfen, die Raum lassen für Würde und Freiheit statt Wegschauen und Schweigen. Diese Folter des Schweigens! Das Schweigen wird oft zu einer Folter. ”

Zum Sich-Kümmern um ältere Menschen gehöre auch ganz wesentlich der religiös-spirituelle Aspekt, fuhr Papst Franziskus fort. Das gelte auch oder gerade dann, “wenn die kognitiven Fähigkeiten eines Menschen reduziert oder verlorengegangen sind”. Auch diese Personen hätten ein Recht auf ein religiöses Leben: “Ihr Geist und ihr Herz stehen weiter im Gespräch und in Beziehung zu Gott.”

Der 76-jährige Papst nutzte die Gunst der Stunde, um sich auch direkt an ältere Menschen zu wenden. “Liebe Freunde, ihr seid nicht nur Ansprechpartner der Verkündigung des Evangeliums, sondern ihr seid selbst vollwertige Verkünder. Jeden Tag könnt ihr als Zeugen des Herrn leben – in euren Familien, in euren Pfarreien, in eurem Umfeld. Erinnert euch daran: Es waren zwei ältere Leute, die Jesus im Tempel erkannten und ihn voller Freude und Hoffnung verkündet haben!” Damit meinte Franziskus Simeon und Anna, die den neugeborenen Jesus nach der Schilderung des Lukasevangeliums im Tempel als den verheissenen Messias proklamierten.

rv 23.11.2013 sk

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