Wirtschaft statt Klimamoral

Das wars dann wohl

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Die Tagespost, 20. November 2013, von Stefan Meetschen

Das wars dann wohl. Mit der UN-Klimakonferenz 2013 in Warschau, die morgen nach fast zwei Wochen endet, möglicherweise aber auch mit der Hoffnung, dass durch Klimakonferenzen Entscheidendes in Sachen Klimaschutz bewegt werden kann. Zu ernüchternd wirkt das, was sich während des diesjährigen Klimagipfels abspielte – eines Gipfels also, der eigentlich das inhaltliche Gerüst für den weltweiten Klimavertrag weiter ausbauen sollte, der für die Klimakonferenz 2015 in Paris geplant ist. Warschau als wichtige Etappe auf dem Weg hin zu einem allgemeinen, für alle Staaten verbindlichen Klimaschutzabkommen, davon war im Vorfeld vielerorts die Rede.

Warschau als weiterer unnötiger ökologischer Fussabdruck nach Kopenhagen 2009 und Durban 2011 – darauf läuft es hinaus, wenn morgen all die noch anwesenden Delegierten ins Flugzeug steigen, um begleitet von einem nicht zu unterschätzenden CO2-Ausstoss in ihre Heimatländer zurückzufliegen.

Dabei stand von Anfang an fest, dass das Gastgeberland Polen zurzeit andere Sorgen hat, als sich um klimaneutrale Nachhaltigkeit zu kümmern. Unser östlicher Nachbar ist mehr als 20 Jahre nach dem Ende des Kommunismus immer noch dabei, wirtschaftlich zum reichen Westen aufzuschliessen. Der Konsum der eigenen Kohlevorräte spielt dabei eine Schlüsselrolle. Provozierende “Greenpeace”-Banner auf Ministeriumsgebäuden, wie diese Woche geschehen, helfen wenig, um diesen Kurs zu ändern. Zumal die gastgebende Regierung keine Schwierigkeiten hat, zu belegen, dass auch andere Staaten Europas, zum Beispiel Deutschland, zu wenig tun, um die eigenen, energiebedingten CO2-Emissionen zu senken.

Doch warum vor der eigenen Haustür kehren, wenn man bei der Suche nach Ökosündern auch in die Ferne schweifen kann? Japan, einst Vorreiter beim Klimaschutz, verkündete während der Warschauer Verhandlungen, dass es im Zuge der Reaktorkatastrophe von Fukushima gezwungen sei, seine bisherige Energie-Strategie komplett umzuwerfen. Inzwischen setzen die Japaner wieder ganz auf die Verbrennung von Gas, Öl und Kohle. Was bei den Delegierten in Warschau für Entsetzen sorgte. Doch letztendlich weiss man man auch in Tokyo: Der Mensch lebt nicht von guter Luft allein. Erst kommt die Wirtschaft, dann die Klimamoral. Grosse Ermahnungen von Seiten der Vereinigten Staaten und Chinas, den im Vorfeld gerühmten Klimaschutz-Konvertiten, blieben aus. Stattdessen beschäftigte man sich damit, wie die Tagesordnung der nächsten Konferenz aussehen solle, wie eine Delegierte von den Philippinen gegenüber den Medien mit unverhohlenem Sarkasmus bemerkte. Sie muss es wissen. Vom heimatlichen Katastrophengebiet zum Klimagipfel, vom Taifun “Haiyan” zu viel Worten und Papier – dabei ahnt sie wohl, unabhängig von der aktuellen Katastrophe, dass gerade für die pazifischen Inselstaaten viel davon abhängt, ob der schon vor Jahren prognostizierte Temperaturanstieg um zwei Grad und damit das Schmelzen der polaren Eisflächen und der Anstieg des Meeresspiegels noch eingedämmt werden kann. Die Experten sind skeptisch. Zu viele Treibhausgase sind bereits in der Luft. Die bittere Erkenntnis lautet: Durch Warschau 2013 ist weitere heisse Luft dazugekommen. Die Vereinten Nationen sind offensichtlich nicht in der Lage, das Weltklima noch zu retten.

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