17. Sonntag im Jahreskreis
Evangelium nach Lukas 11,1-13
Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat.
Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht:
Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme.
Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen.
Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist.
Und führe uns nicht in Versuchung.
Dann sagte er zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote; denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen, und ich habe ihm nichts anzubieten!, wird dann etwa der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen, und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben?
Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm seine Bitte erfüllt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht.
Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.
Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.
Oder ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet,
oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet?
Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Juliana von Norwich (1342-nach 1416), englische Inklusin
Enthüllungen der göttlichen Liebe, Kap. 41
“Wer anklopft, dem wird geöffnet”
Unser Herr hat mir etwas über das Gebet offenbart. Ich habe gesehen, dass es auf zwei Säulen ruht: auf Redlichkeit und festem Vertrauen. Sehr häufig ist unser Vertrauen nicht restlos. Wir sind uns nicht sicher, dass Gott uns hört; denn wir glauben, dass wir dessen nicht würdig sind und haben ja auch keine starke Empfindung. Oft sind wir nach dem Beten genauso trocken und steril wie vorher. Unsere Schwäche rührt daher, dass wir uns als töricht empfinden, was ich selber schon verspürt habe. All das hat mir unser Herr plötzlich vor Augen gestellt und gesagt: “Ich bin die Ursache deines Betens. Zunächst will ich dir dies zum Geschenk machen und dann veranlasse ich irgendwie, dass du auch danach verlangst. Ich rege dich an zu bitten, und du bittest. Wie könnte es da sein, dass du nicht erhältst, worum du bittest?
Unser guter Herr hat mich auf diese Weise sehr getröstet… Als er sagte: “Und du bittest“, hat er mir gezeigt, welch grosse Freude ihm unser Bittgebet bereitet und welch gewaltige Belohnung er uns für unser Gebet bereithält. Wenn er sagt: “Wie könnte es sein, dass du es nicht erhältst?”, spricht er so, als ob es sich um eine Unmöglichkeit handele, weil es völlig unmöglich ist, Gnade und Barmherzigkeit nicht zu erhalten, wenn wir darum bitten. In der Tat hat unser Herr alles, worum er uns bitten lässt, von aller Ewigkeit her für uns vorgesehen. So sehen wir, dass die Ursache für die uns erwiesene Güte nicht in unserm Bitten liegt…: “Ich bin die Ursache”…
Das Gebet ist ein absichtlicher, echter und beharrlicher Akt unserer Seele, die sich mit dem Willen unseres Herrn eins macht und sich an ihn bindet, durch das sanfte und verborgene Wirken des Heiligen Geistes. Mir scheint, dass unser Herr selber zuerst unser Gebet in Empfang nimmt; mit grosser Erkenntlichkeit und Freude nimmt er es entgegen und trägt es hinauf in den Himmel, um es in einer Schatzkammer aufzubewahren, wo es nie verfällt. Da ist es vor dem Angesicht Gottes und aller seinen Heiligen; es wird ständig entgegengenommen und ist uns eine nie fehlende Hilfe in unseren Nöten. Und wenn wir in den Zustand der Seligkeit eintreten, wird es uns zurückgegeben – zusammen mit einer unbegrenzten und herrlichen Danksagung Gottes.
Lesungen
Buch Genesis 18,20-32
In jenen Tagen sprach der Herr zu Abraham: Das Klagegeschrei über Sodom und Gomorra, ja, das ist laut geworden, und ihre Sünde, ja, die ist schwer.
Ich will hinabgehen und sehen, ob ihr Tun wirklich dem Klagegeschrei entspricht, das zu mir gedrungen ist. Ich will es wissen.
Die Männer wandten sich von dort ab und gingen auf Sodom zu. Abraham aber stand noch immer vor dem Herrn.
Er trat näher und sagte: Willst du auch den Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen?
Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch sie wegraffen und nicht doch dem Ort vergeben wegen der fünfzig Gerechten dort?
Das kannst du doch nicht tun, die Gerechten zusammen mit den Ruchlosen umbringen. Dann ginge es ja dem Gerechten genauso wie dem Ruchlosen. Das kannst du doch nicht tun. Sollte sich der Richter über die ganze Erde nicht an das Recht halten?
Da sprach der Herr: Wenn ich in Sodom, in der Stadt, fünfzig Gerechte finde, werde ich ihretwegen dem ganzen Ort vergeben.
Abraham antwortete und sprach: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin.
Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten fünf. Wirst du wegen der fünf die ganze Stadt vernichten? Nein, sagte er, ich werde sie nicht vernichten, wenn ich dort fünfundvierzig finde.
Er fuhr fort, zu ihm zu reden: Vielleicht finden sich dort nur vierzig. Da sprach er: Ich werde es der vierzig wegen nicht tun.
Und weiter sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich weiterrede. Vielleicht finden sich dort nur dreissig. Er entgegnete: Ich werde es nicht tun, wenn ich dort dreissig finde.
Darauf sagte er: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden. Vielleicht finden sich dort nur zwanzig. Er antwortete: Ich werde sie um der zwanzig willen nicht vernichten.
Und nochmals sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich nur noch einmal das Wort ergreife. Vielleicht finden sich dort nur zehn. Und wiederum sprach er: Ich werde sie um der zehn willen nicht vernichten.
Psalm 138(137),1-3.6-8
Ich will dir danken aus ganzem Herzen,
dir vor den Engeln singen und spielen;
ich will mich niederwerfen zu deinem heiligen Tempel hin
und deinem Namen danken für deine Huld und Treue.
Denn du hast die Worte meines Mundes gehört,
deinen Namen und dein Wort über alles verherrlicht.
Du hast mich erhört an dem Tag, als ich rief;
du gabst meiner Seele grosse Kraft.
Ja, der Herr ist erhaben;
doch er schaut auf die Niedrigen,
und die Stolzen erkennt er von fern.
Gehe ich auch mitten durch grosse Not:
du erhältst mich am Leben.
Du streckst die Hand aus gegen meine wütenden Feinde,
und deine Rechte hilft mir.
Der Herr nimmt sich meiner an.
Herr, deine Huld währt ewig.
Laß nicht ab vom Werk deiner Hände!
Brief des Apostels Paulus an die Kolosser 2,12-14
Brüder! Mit Christus wurdet ihr in der Taufe begraben, mit ihm auch auferweckt, durch den Glauben an die Kraft Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat.
Ihr wart tot infolge eurer Sünden, und euer Leib war unbeschnitten; Gott aber hat euch mit Christus zusammen lebendig gemacht und uns alle Sünden vergeben.
Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Er hat ihn dadurch getilgt, dass er ihn an das Kreuz geheftet hat.
Vatikan: Hl. Juliana von Norwich
Impuls: Das Gute ist der Feind des Besseren
Tagesheilige:
Hl. Alphonsa von der Unbefleckten Empfängnis
Hl. Innozenz I.
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