Evangelium nach Johannes 14,15-16.23b-26
Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten
Hl. Maria Bernarda Bütler: Tagesheilige
Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.
Jesus antwortete ihm: Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.
Wer mich nicht liebt, hält an meinen Worten nicht fest. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat.
Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin.
Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Johannes Tauler (um 1300-1361) Dominikaner in Strassburg, Predigt 26, 2. Predigt zu Pfingsten
“Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen Gottes grosse Taten zu verkünden” (Apg 2,4.11)
Heute ist der grosse Jahrestag, der Tag, an dem der Heilige Geist zu den Jüngern und zu all denen gesandt worden ist, die mit ihnen zusammen waren, der Tag an dem uns der grosse Schatz zurückgegeben wurde, den uns die Arglist des Feindes und die Schwäche des Menschen im irdischen Paradies haben verlieren lassen…
Die Art und Weise, wie das geschah, ist schon von aussen gesehen staunenswert; das Geheimnis freilich, das sich in diesen Wundern zutiefst verbirgt, kann kein Verstand, kein Gehirn, kein Geschöpf erkennen, begreifen und ausdrücken. Der Heilige Geist ist unermesslich, von so unvorstellbarer Grösse und Sanftheit, dass alles Grosse, das der sich selbst überlassene Verstand sich vorstellen kann… nichts dagegen ist. Himmel und Erde und alles, was man davon begreifen kann, ist im Vergleich dazu nichts. Deshalb muss auch der Heilige Geist selber den Ort bereiten, an dem er empfangen werden soll, selber tätig sein, damit der Mensch fähig wird, ihn zu empfangen…; es ist die unfassbare Tiefe Gottes, die der Ort dazu sein muss und die Fähigkeit, ihn aufzunehmen.
“Das ganze Haus wurde erfüllt“ (Apg 2,2)… Dieses Haus steht beispielhaft zunächst für die Kirche, dann aber auch für jeden Menschen, in dem der Heilige Geist wohnt. Wie es in einem Haus viele Wohnungen und Zimmer gibt, so gibt es im Menschen viele verschiedene Fähigkeiten, Sinne und Kräfte. Der Heilige Geist sucht sie auf besondere Weise alle auf. Sobald er da ist, treibt er den Menschen an und ermuntert ihn, weckt in ihm bestimmte Neigungen, arbeitet in ihm und erleuchtet ihn. Seinen Besuch und sein Wirken im Inneren verspüren nicht alle Menschen in gleicher Weise. Zwar ist der Heilige Geist in allen rechtschaffenen Menschen; wer aber sich seines Wirkens bewusst werden und sich seiner erfreuen will, der muss sich in sich selbst zurückziehen… in die Ruhe und Stille… Je mehr der Mensch sich von ihm in die Sammlung führen lässt, desto mehr wird ihm die innere und immer stärker werdende Gegenwart des Heiligen Geistes bewusst, die ihm schon von Anfang an gegeben war.
Lesungen
Apostelgeschichte 2,1-11
Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort.
Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren.
Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen liess sich eine nieder.
Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.
Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.
Sie gerieten ausser sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden?
Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören:
Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien,
von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten,
Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes grosse Taten verkünden.
Psalm 104(103),1ab.24ac.29bc-30.31.34
Lobe den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, wie gross bist du! Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet.
Herr, wie zahlreich sind deine Werke! Mit Weisheit hast du sie alle gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.
Verbirgst du dein Gesicht, sind sie verstört; nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin und kehren zurück zum Staub der Erde.
Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen, und du erneuerst das Antlitz der Erde.
Ewig währe die Herrlichkeit des Herrn; der Herr freue sich seiner Werke.
Möge ihm mein Dichten gefallen. Ich will mich freuen am Herrn.
Brief des Apostels Paulus an die Römer 8,8-17
Wer vom Fleisch bestimmt ist, kann Gott nicht gefallen.
Ihr aber seid nicht vom Fleisch, sondern vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch wohnt. Wer den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm.
Wenn Christus in euch ist, dann ist zwar der Leib tot aufgrund der Sünde, der Geist aber ist Leben aufgrund der Gerechtigkeit.
Wenn der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat, auch euren sterblichen Leib lebendig machen, durch seinen Geist, der in euch wohnt.
Wir sind also nicht dem Fleisch verpflichtet, Brüder, so dass wir nach dem Fleisch leben müssten.
Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die (sündigen) Taten des Leibes tötet, werdet ihr leben.
Denn alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes.
Denn ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!
So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.
Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden.
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