Péter Erdö
Péter Erdö, ein Petrus am Horizont der Geschichte
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Kardinal Péter Erdö aus Budapest könnte alle Prophezeiungen widerlegen, dass der nächste Papst nicht aus Europa kommt. Schafft er das, käme auch eine Jahrhunderte alte Weissagung zum Ziel. Von Paul Badde (Die Welt)
Vatikan, kath.net/Die Welt, 4. März 2013
Von Ungarn ist bekannt, dass sie die Kunst beherrschen sollen, als letzte in eine Drehtür einzutreten, aus der sie dann als erste wieder herauskommen.
Diese Fähigkeit könnte Péter Kardinal Erdő (60) beim nächsten Konklave zugute kommen – oder eben zum Verhängnis werden; je nachdem wie man auf das Amt der Nachfolge des Apostels Petrus schaut, der die Tradition seines Amtes auf dem Vatikan-Hügel ja selbst schon mit einem Martyrium begründet hat und nicht mit einem Triumph. Und so endeten am Anfang alle Päpsten.
Péter Erdő, der hochgewachsene und höchst imposante Erzbischof von Esztergom-Budapest und Primas von Ungarn, hätte jedenfalls das Zeug, alle Prophezeiungen zu widerlegen, die wissen wollen, dass Benedikt XVI. der letzte Europäer auf dem Stuhl Petri gewesen sein soll.
Er spielt eine Schlüsselrolle unter den europäischen Kirchenfürsten, die in der katholischen Weltkirche immer noch die Hälfte aller Kardinäle stellen und er stammt aus einem abendländischen Herzland, das Europa im 4. Jahrhundert in Bischof Martin von Tours schon einmal den ersten Heiligen geschenkt hat, der nicht gewaltsam zu Tode gekommen war, quasi als Heiligung auf ungarisch. Martin war römischer Offizier, wurde allerdings in Savaria in Panonnien, dem heutigen Szombathely in Ungarn geboren, Péter Erdő ist römischer Kardinal und stammt aus Budapest.
Präsident der Europäischen Bischofskonferenz
Mit der märchenhaften Sprachbegabung vieler Ungarn, deren eigene Sprache außer ihnen selbst fast kein Mensch sonst mehr versteht, wurde Erdö 2011 zum zweiten Mal für fünf Jahre zum Präsidenten der Europäischen Bischofskonferenz gewählt, wo er besser vernetzt sein dürfte als irgendein anderer Bischof – doch als authentischer Mann Gottes und nicht als machiavellistischer Strippenzieher.
In dem Streit um Kreuze im öffentlichen Raum in Europa hat er sich vor zwei Jahren sehr deutlich positioniert. In allen Lehr- und Ethikfragen passt kein Blatt Papier zwischen seine Haltung und der Benedikt XVI.
“Die Präsenz des Kruzifixes im öffentlichen Raum für eine Grundrechtverletzung zu halten, wäre ein Verstoß gegen die Identität Europas,” rief er damals nach Straßburg und Brüssel. “Ohne das Kruzifix würde es heute kein Europa geben, wie wir es kennen.”
Das päpstliche Zeremoniell, das der Pontifex aus Deutschland in Rom in den letzten acht Jahren wieder erneuert hat, könnte Erdö übergangslos ausfüllen. Seine Liebe zu einer würdigen Liturgie scheint ihm als alten Habsburger quasi in die DNA eingeschrieben, obwohl er die alte lateinische und gregorianische Liturgie, die Benedikt XVI. wieder in ihr Recht eingesetzt hat, nur als Kommunionkind noch selbst erlebt hat.
“Petrus” am Horizont der Geschichte
1952 wurde er als erster von acht Söhnen in einer Budapester Intellektuellen-Familie geboren, die als Katholiken in gleichsam natürlicher Opposition zum kommunistischen Regime standen, dem Kardinal Mindzenty im Ostblock so spektakulär die Stirn geboten hatte. Beim Beginn des Konzils, das Joseph Ratzinger schon mitgestaltet hatte, war er elf Jahre alt; sechs Jahre nach der großen Liturgiereform wurde er 1975 zum Priester geweiht.
Seine Studien in Budapest oder Rom schloss er “summa cum laude” ab und lehrte Theologie in Ungarn, Rom, Kalifornien und Buenos Aires, mit Ehrendoktorhüten aus Paris, Budapest, Warschau und Navarra.
Am 5. November 1999 ernannte Papst Johannes Paul II. den begabten Theologen zum Weihbischof von Székesfehérvár, weihte ihn selbst am 6. Januar 2000 im Petersdom in Rom zum Bischof, ernannte ihn am 7. Dezember 2002 zum Erzbischof und Primas von Ungarn und kürte ihn im Oktober 2003 zum Kardinal. Es war eine atemberaubende Laufbahn für die Kurie.
Seitdem hat er sich in allen Aufgaben glänzend bewährt, die ihm angetragen oder aufgetragen wurden. Sollten ihn die “signori cardinali” im kommenden Konklave in der Cappella Sixtina überraschend zum 268. Nachfolger des Apostels Petrus wählen, käme mit Péter Kardinal Erdő die Jahrhunderte alte Weissagung des Malachias – zumindest teilweise – zum Ziel, die nach dem “Friedenspontifikat mit dem Ölzweig” (das gemeinhin mit Benedikt XVI. identifiziert wird) als letzten Papst in schwieriger Zeit wieder einen “Petrus” am Horizont der Geschichte auftauchen sieht.
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