Im Blickpunkt: Was für Benedikt im Zentrum steht

Kindheitsgeschichte Jesu

Tagespost, 18. November 2012, von Guido Horst

Pünktlich zur nahenden Adventszeit erscheint am kommenden Dienstag der abschliessende Band des Werks von Benedikt XVI. über Jesus von Nazareth. Es zeichnet die Verkündigung an Maria und die Geburt des Erlösers nach und will mit der Schilderung der Kindheitsgeschichte Jesu zu den beiden grossen Bänden des Papstes über den Nazarener hinführen, die bereits 2007 und 2011 erschienen sind. In Rom stellen unter anderen der Präsident des Päpstlichen Kulturrates, Kardinal Gianfranco Ravasi, und die in Rio de Janeiro lehrende Theologin Maria Clara Bingemer das Buch vor.Noch einmal konfrontiert der Papst nicht in einer Enzyklika oder einem Apostolischen Schreiben die Öffentlichkeit mit der Person, mit der das Christentum in die Welt kam. Sondern er tut das als Theologe in einer privaten Schrift, die nicht als Ausdruck des päpstlichen Lehramts zu lesen ist. Da schreibt Joseph Ratzinger, der nach Jahrzehnten des theologischen Arbeitens darauf hinweisen will, was für ihn das Wichtigste am christlichen Glauben ist.

Das Buch wird wieder theologische Fragen und die rechte Auslegung der Bibel berühren. So etwa, wie der bei Matthäus und Lukas aufgezeichnete Stammbaum Jesu zu verstehen ist. Es wird die Jungfrauengeburt behandeln wie auch das seltsame Verschwinden des zwölfjährigen Jesus im Tempel. Die Theologen können an dem dreibändigen Werk Joseph Ratzingers nicht vorbeigehen. Aber die interessierte Öffentlichkeit und eigentlich die ganze Welt, die so lebt, als ob es Gott nicht gäbe, und dennoch ihre Zeitrechnung fast überall mit der Geburt Jesu verbindet, provoziert der Papst jetzt wieder mit der ganz entscheidenden Frage: Was ist damals geschehen? Jesus ist kein Mythos oder die Erfindung von religiösen Genies. Augustus war Kaiser in Rom, Herodes König der Juden und Quirinus Statthalter in Syrien, da wurde genau im Schnittpunkt der drei damals wichtigsten Kulturkreise Europa, Asien und Afrika ein Mensch geboren, der sich als vom Vater Gesandter bezeichnete und drei Tage nach seiner Kreuzigung von den Toten auferstand.

Der Glaube an die Menschwerdung Gottes, an die Inkarnation, ist auch in der Christenheit des Westens schwach geworden. Aber ohne diesen Glauben bricht das christliche Credo in sich zusammen und die Kirche verkommt zu einer verstaubten Moralanstalt. Das war und ist Benedikt XVI. so wichtig, dass er dem Menschensohn ein umfangreiches Werk widmen wollte – auch als Papst. Allein das, die mehrjährige Arbeit an einem persönlichen Buch, was Päpste eigentlich gar nicht tun, ist ein Aufruf dazu, dass die Kirche zum Kern ihres Glaubens zurückfinden muss.

Kindheit Jesu

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