Papst Leo will “zu neuem Schwung” bei Glaubensbekenntnis ermutigen
Apostolisches Schreiben: Papst Leo will “zu neuem Schwung” bei Glaubensbekenntnis ermutigen
Von CNA Deutsch Nachrichtenredaktion
Vatikanstadt – Montag, 24. November 2025
Mit einem neuen Apostolischen Schreiben will Papst Leo XIV. “die ganze Kirche zu neuem Schwung beim Bekenntnis des Glaubens ermutigen”. Die Wahrheit des Glaubens verdiene es “stets in neuer und aktueller Form bekannt und vertieft zu werden”, so der Pontifex im Apostolischen Schreiben In unitate fidei, das er am Sonntag veröffentlichte, wenige Tage vor seiner Reise in die Türkei, wo vor 1.700 Jahren in Nizäa das erste allgemeine Konzil stattfand.
Es sei “eine glückliche Fügung, dass wir in diesem Heiligen Jahr, das unserer Hoffnung gewidmet ist, die Christus ist, zugleich das 1700-jährige Jubiläum des ersten ökumenischen Konzils von Nizäa feiern, das im Jahr 325 das Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Sohn Gottes, verkündet hat”, konstatierte der Papst. “Dies ist das Herz des christlichen Glaubens.”
Das Konzil habe dabei “keine philosophische Theorie” formuliert, sondern “den Glauben an den Gott” bekannt, “der uns durch Jesus Christus erlöst hat. Es geht um den lebendigen Gott, der will, dass wir das Leben haben und es in Fülle haben.”
Papst Leo ging auch auf ein scheinbares Paradox ein: “Der Sohn Gottes ist Mensch geworden – erläutert der heilige Athanasius –, damit wir Menschen vergöttlicht werden.”
“Die Vergöttlichung hat nichts mit einer Selbst-Vergottung des Menschen zu tun”, stellte der Pontifex klar. “Im Gegenteil, die Vergöttlichung bewahrt uns vor der Urversuchung, sein zu wollen wie Gott. Was Christus von Natur ist, das werden wir durch Gnade. Durch das Werk der Erlösung hat Gott nicht nur unsere menschliche Würde als Bild Gottes wiederhergestellt; vielmehr hat er, der uns wunderbar geschaffen hat, uns in noch wunderbarerer Weise an seiner göttlichen Natur Anteil haben lassen.”
“Die Vergöttlichung ist folglich die wahre Vermenschlichung”, argumentierte Leo. “Gott allein kann in seiner Unendlichkeit die unendliche Sehnsucht des menschlichen Herzens erfüllen, und dazu wollte der Sohn Gottes unser Bruder und Erlöser werden.”
“Heute hat Gott und die Frage nach Gott für viele kaum mehr eine Bedeutung im Leben”, gab Leo an anderer Stelle zu. “Das Zweite Vatikanische Konzil hat deutlich gemacht, dass die Christen zumindest mitverantwortlich sind an dieser Situation, weil sie den wahren Glauben nicht bezeugen und durch einen Lebensstil und Handlungen, die weit vom Evangelium entfernt sind, das wahre Antlitz Gottes verhüllen.”
So lade das Glaubensbekenntnis von Nizäa “zu einer Gewissenserforschung ein. Was bedeutet mir Gott und wie bezeuge ich den Glauben an ihn? Ist der eine und einzige Gott wirklich der Herr des Lebens, oder gibt es Götzen, die mir wichtiger sind als Gott und seine Gebote? Ist Gott für mich der lebendige Gott, der in jeder Situation nahe ist, ist er der Vater, an den ich mich mit kindlichem Vertrauen wende? Ist er der Schöpfer, dem ich alles verdanke, was ich bin und habe, dessen Spuren ich in allen Geschöpfen finden kann? Bin ich bereit, die Güter der Erde, die allen gehören, in gerechter und in fairer Weise zu teilen? Wie gehe ich mit der Schöpfung um, die das Werk seiner Hände ist? Gebrauche ich sie mit Ehrfurcht und Dank, oder beute ich sie aus, zerstöre ich sie, statt sie als gemeinsames Haus der Menschheit zu hüten und zu kultivieren?“
Gegen Ende des Schreibens ging Papst Leo auf die ökumenische Bedeutung des Konzils von Nizäa ein. So habe die ökumenische Bewegung “in den vergangenen sechzig Jahren, Gott sei Dank, zu vielen Ergebnissen geführt”.
“Auch wenn uns die volle sichtbare Einheit mit den orthodoxen und altorientalischen Kirchen und den kirchlichen Gemeinschaften, die aus der Reformation hervorgegangen sind, noch nicht geschenkt wurde, hat uns der ökumenische Dialog dazu geführt, dass wir auf der Grundlage der einen Taufe und des nizäno-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses in den Brüdern und Schwestern der anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften unsere Brüder und Schwestern in Jesus Christus erkannt und in der ganzen Welt die eine universale Gemeinschaft der Jünger Christi wieder neu entdeckt haben”, schrieb Leo. “Wir teilen nämlich den Glauben an den einen und einzigen Gott, den Vater aller Menschen, und wir bekennen gemeinsam den einen Herrn und wahren Sohn Gottes Jesus Christus und den einen Heiligen Geist, der uns beseelt und zur vollen Einheit und zum gemeinsamen Zeugnis für das Evangelium drängt. Was uns eint ist tatsächlich weit mehr als das, was uns trennt!”
Man müsse “gemeinsam gehen, um Einheit und Versöhnung zwischen allen Christen zu erreichen. Das Glaubensbekenntnis von Nizäa kann die Grundlage und der Maßstab für diesen Weg sein. Es schlägt uns nämlich ein Modell wahrer Einheit in der legitimen Unterschiedenheit vor. Einheit in der Dreiheit, Dreiheit in der Einheit, denn Einheit ohne Vielheit ist Tyrannei, Vielheit ohne Einheit ist Zerfall.”
Der Heilige Geist sei “das Band der Einheit, das wir zusammen mit dem Vater und dem Sohn anbeten. Wir müssen also theologische Kontroversen, die ihre Daseinsberechtigung verloren haben, hinter uns lassen, um zu einem gemeinsamen Denken und noch mehr zu einem gemeinsamen Beten zum Heiligen Geist zu finden, damit er uns alle in einem einzigen Glauben und einer einzigen Liebe vereine.”
Leo teilte einer “Rückkehrökumene zum Zustand vor den Spaltungen” ebenso eine Absage wie einer gegenseitigen “Anerkennung des aktuellen Status quo der Vielheit von Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften”.
Stattdessen brauche es “eine Zukunftsökumene der Versöhnung auf dem Weg des Dialogs, des Austauschs unserer Gaben und geistlichen Schätze. Die Wiederherstellung der Einheit unter den Christen macht uns nicht ärmer, vielmehr bereichert sie uns. Dieses Ansinnen kann ähnlich wie in Nizäa nur durch einen geduldigen, langen und unter Umständen schwierigen Weg des Hörens und der gegenseitigen Offenheit möglich werden.”
“Das ist eine theologische und noch mehr eine geistliche Herausforderung, bei der auf allen Seiten Umdenken und Bekehrung notwendig sind”, betonte Papst Leo. “Dazu brauchen wir eine geistliche Ökumene des Gebets, der Lobpreisung und Anbetung wie es beim Bekenntnis von Nizäa und Konstantinopel geschehen ist.”
Der Pontifex wird am Donnerstag in die Türkei aufbrechen. Auf dem Programm steht eine Reihe von ökumenischen Begegnungen, an erster Stelle mit dem ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I. von Konstantinopel, der als primus inter pares den Oberhäuptern der anderen orthodoxen Kirchen vorsteht. Am Ersten Advent wird Papst Leo an einer orthodoxen Göttlichen Liturgie teilnehmen, wobei die Ostkirchen der byzantinischen Tradition – auch die katholischen – keinen Advent kennen. Stattdessen gibt es zur Vorbereitung auf Weihnachten die Philippus-Fastenzeit, die 40 Tage dauert und folglich Mitte November beginnt, nach dem ostkirchlichen Gedenktag des heiligen Apostels Philippus.
EWTN überträgt die öffentlichen Programmpunkte der Reise von Papst Leo XIV. in die Türkei und in den Libanon live im Fernsehen und im Internet.
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