Unser Sonntag: Christ, A und O der Welten!
Mit dem Christkönigssonntag endet das Kirchenjahr. Der König, der mit diesem Fest gefeiert wird, unterscheidet sich wesentlich von den gekrönten und nichtgekrönten Häuptern in Europa, meint Frater Fabian Lechner. Papst Pius XI. wollte mit der Einführung vor 100 Jahren ein kraftvolles Zeichen gegen den aufkommenden Faschismus setzen
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Quelle
Pius XI.: Enzyklika Quas primas
Christkönigssonntag
Frater Fabian Lechner, OT
Christkönigssonntag: Lk 23, 35b-43
Viele Menschen kennen sie: Im Zeitschriftenladen oder Supermarkt findet man sie häufig an der Kasse, in nahezu jedem Friseurgeschäft oder in der Arztpraxis liegen sie im Wartebereich auf. Die Rede ist von jenen Zeitschriften, die uns mit den größeren und kleineren Neuigkeiten aus der Welt der Reichen und Schönen versorgen. Glaubt man den Aussagen der meisten Menschen, so liest diese Zeitschriften natürlich niemand – vielleicht schaut man einmal kurz hinein, man möchte sich schließlich informieren.
“Das Christkönigsfest feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag”
Die katholische Kirche feiert heute den Christkönigssonntag. Mit ihm endet das Kirchenjahr, am kommenden Sonntag beginnt mit dem ersten Advent das neue. Der König, der mit diesem Fest gefeiert wird, unterscheidet sich wesentlich von den gekrönten und nichtgekrönten Häuptern in Europa. Am heutigen Tag geht es nicht um royalen Glanz, wie er in den monarchischen Traditionen und Zeremonien bis in unsere Tage zum Ausdruck kommt. Auch versteht sich der Christkönigssonntag nicht als Plädoyer für eine politische Theokratie oder die Rückkehr in vergangene Epochen.
Das Christkönigsfest feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag.
Zeichen gegen den Faschismus
Papst Pius XI. wollte mit der Einführung ein kraftvolles Zeichen gegen den aufkommenden Faschismus setzen. Mit Benito Mussolini regiert in Italien bereits seit drei Jahren der erste faschistische Machthaber. Auch in zahlreichen anderen Ländern wächst zu dieser Zeit totalitäres und kirchenfeindliches Denken. In einigen Staaten tritt es offen zu Tage und erhebt einen klaren Machtanspruch. Andernorts wächst es subversiv und beginnt die Gesellschaft in negativer Weise zu verändern. In seiner Enzyklika (Quas primas), mit der Pius XI. das Christkönigsfest verbindlich für die gesamte Kirche einführte, setzte der Papst zu diesen Entwicklungen einen Kontrapunkt.
Wirtschaftliche und politische Krisen
Die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren in Europa von wirtschaftlichen und politischen Krisen geprägt. Nach dem ersten Weltkrieg gehen an vielen Orten in Europa alte Ordnungen zugrunde. Sie galten in Teilen über Jahrhunderte als dauerhaft und unumstößlich. An ihre Stelle treten nun junge und bisweilen sehr fragile Demokratien. Viele Menschen fragen sich: Wie wird es weitergehen? Das Christkönigtum soll in dieser Zeit des Umbruchs für Stabilität und Kontinuität stehen. Es soll Halt und Sicherheit im Angesicht von einschneidenden gesellschaftlichen und politischen Veränderungen geben.
Gott steht über allem
Seine zentrale Botschaft lautet: Gott steht über allem, er ist der wahre Herrscher über alle Zeiten, Grenzen und weltlichen Machtansprüche hinweg.
An ihm und seinem Willen muss sich die Gesellschaft ausrichten, wenn Gerechtigkeit und Friede dauerhaft gewährleistet werden sollen.
Das Königtum Christi unterscheidet sich nicht nur durch seine Beständigkeit. Dort, wo der Mensch aus Machtstreben, Besitzdenken und Geltungsbedürfnis heraus auf seine eigenen Vorteile bedacht ist, ist die Herrschaft Gottes selbstlos am Wohl des Menschen ausgerichtet. Davon berichtet uns auch das heutige Sonntagsevangelium.
“Am Kreuz wird Jesus für sein Königtum von den Soldaten verspottet und von den führenden Männern des Volkes verlacht”
Das Bild des Königs greift dabei eine Vorstellung auf, die bereits im Alten Testament verankert ist, etwa bei den Königen Salomon und David.
Der König steht hier für den guten und weisen Herrscher, der Sorge trägt für die ihm anvertrauten Menschen und nach ihrem Wohl strebt. Dieses Bild führt Jesus in äußerster Konsequenz fort.
Am Kreuz wird Jesus für sein Königtum von den Soldaten verspottet und von den führenden Männern des Volkes verlacht. Sie bringen über seinem Kreuz ein Schild mit der Aufschrift König der Juden an und sagen: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst! Auch in diesem Augenblick der tiefsten Demütigung zeigt Jesus am Kreuz seine königliche Würde, er erwidert die Schmähungen nicht.
Heute noch wirst Du mit mir im Paradies sein – schnelle Heiligsprechung?
Während einer der beiden Verbrecher, die mit ihm gekreuzigt werden, noch in den Spott der Leute einstimmt, bittet ihn der andere: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!
Nun zeigt sich die wahre Größe Jesu am Kreuz, die sein Königtum kennzeichnet: Selbst im Angesicht des eigenen Todes tröstet Jesus seinen Nächsten. Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein! – Das ist ein wahrhaft königliches Verhalten. Am Ende des irdischen Lebens Jesu, steht die Vergebung. Der Beitrag des Schächers ist sein Glaube, dem er in den Worten des Vertrauens Ausdruck verleiht. Jesu Antwort auf seine Bitte berührt das Herz des Schächers, der im letzten Augenblick seines Lebens Vergebung sucht und sie auch wirklich finden darf.
Es braucht authentische Christen
Menschlichkeit und Würde sind leere Worte, wenn sie nicht mit Leben gefüllt werden. Erfahrbar werden sie durch die Liebe, die uns Jesus am Kreuz vorgelebt hat.In einer von Leid und Verwundung geprägten Welt braucht es vermutlich mehr denn je authentische Christen, die diese Liebe zu den Menschen tragen und ihnen zeigen: Es gibt Vergebung und auch ich kann sie erfahren.
Die königliche Zusage Gottes bekennen und bezeichnen wir bereits in der Feier der Taufe. Wenn wir in der Taufliturgie mit dem Chrisam gesalbt werden, spricht der Priester oder Diakon die Worte: Du wirst nun mit dem Heiligen Chrisam gesalbt, denn du bist ein Glied des Volkes Gottes und gehörst für immer Christus an, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten in Ewigkeit.
Durch die Salbung zur Nachfolge Jesu befähigt
Diese Worte erinnern uns daran, dass wir durch die Salbung zur Nachfolge Jesu befähigt und mit einer königlichen Würde ausgestattet werden. So nehmen alle Getauften Anteil an seinem Königtum und werden Teil des Volkes Gottes.
Auch wenn der Christkönigssonntag in seiner heutigen liturgischen Form erst vor 100 Jahren eingeführt wurde, ist das dahinterstehende Festgeheimnis doch älter und wesentlich mit dem Glauben verbunden. Das Königtum Christi, das wir am heutigen Sonntag feiern, hat nichts mit den Zeitschriften aus dem Zahnarztwartezimmer zutun.
“Seine Krone ist nicht aus Gold und mit Edelsteinen besetzt, sondern aus Dornen geflochten”
Seine Krone ist nicht aus Gold und mit Edelsteinen besetzt, sondern aus Dornen geflochten. Er zählt nicht zu den Reichen und Schönen dieser Welt. Seine Gottesherrschaft lässt sich weder materiell fassen, noch kann sie in ein politisches Programm gegossen werden. Sie begegnet uns leise in der Gestalt absoluter Hingabe, Liebe und Vergebung. Damit übersteigt sie alle irdische Macht, die aus sich selbst heraus immer nur sich selbst im Blick haben und auf eine bestimmte Zeit übertragen sein kann.
Das Lied “Gelobt seist du, Herr Jesus Christ”, das heute in vielen Kirchen gesungen wird, beschreibt das Christkönigtum mit kraftvollen Worten: Das All durchtönt ein mächtger Ruf: “Christ, A und O der Welten!” Das Wort, das sie zu Anfang schuf, wird bis ans Ende gelten. Christkönig, alleluja!
Radio Vatika – Redaktion Claudia Kaminski, 22. November 2025
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