Goldenstein: Nonnen wollen bleiben

Nach der “Hausbesetzung” durch drei hochbetagte Nonnen in Schloss Goldenstein in Elsbethen (Flachgau) vergangene Woche ist für die Ordensfrauen klar, dass sie dauerhaft bleiben wollen. Für das Stift Reichersberg, dem Goldenstein untersteht, ist eine Rückkehr ins Pflegeheim dagegen “alternativlos”

Quelle
Orden: Augustiner Chorfrauen verlassen Salzburger Kloster – religion.ORF.at
Drei Nonnen besetzen leerstehendes Kloster in Österreich – News – SRF
Augustiner-Chorfrauen Kloster Goldenstein
Nonnen besetzen Kloster Goldenstein: “Wir haben das Recht, hier zu sein” – Inland – derStandard.at › Inland
Kloster-Besetzung: Drei betagte Ordensfrauen verweigern Rückkehr ins Pflegeheim
Vier Ordensfrauen sterben bei tragischem Autounfall in Tansania

11. September 2025

Die ungewöhnliche “Hausbesetzung” schlägt seit Tagen hohe Wellen: Am Donnerstag vergangener Woche kehrten die letzten drei Nonnen aus Goldenstein, die Ende 2023 nach eigenen Angaben gegen ihren Willen vom Kloster in die Seniorenresidenz Schloss Kahlsperg im benachbarten Oberalm (Tennengau) übersiedelt worden waren, auf eigene Faust und mit Unterstützung von ehemaligen Schülerinnen ins Kloster zurück. Sie wollen dort ihren Lebensabend verbringen.

Alltag mit Hilfe von Unterstützerinnen organisiert

Die drei Chorfrauen wurden dabei von ehemaligen Schülerinnen unterstützt. Diese sind auch jetzt noch am Organisieren eines geregelten Alltags für die “Hausbesetzerinnen”. Eine Hausärztin zur Betreuung gebe es bereits, schließlich hat eine praktische Ärztin ihre Praxis im Schloss Goldenstein.

Auch das Essen sei organisiert, sagte eine Ex-Schülerin am Donnerstag gegenüber der APA, “wobei sie am Abend noch immer selbst kochen. Schwester Bernadette war ja früher Kochlehrerin.“ Zur Pflege komme derzeit privat jemand vorbei, “hier suchen wir noch jemanden, der das fix übernimmt“, man sei aber bereits mit einem Pflegedienst im Gespräch.

ZIB 2, 10.9.2025

Sehr aktiv in sozialen Netzwerken

In sozialen Netzwerken sind die Nonnen mittlerweile sehr aktiv: Auf einem Instagram-Account werden mehrmals täglich Ausschnitte aus dem Alltag der drei Frauen – 88, 86 und 81 Jahre alt – gezeigt. Man sieht sie beim Kochen in einer improvisierten Küche, beim Essen, Beten und beim Feiern der Messe in der Schlosskapelle.

Sympathiebekundungen von vielen Seiten

Angesichts der Klosterbesetzung erleben die Nonnen viel Solidarität, auch von unerwarteter Seite. So stattete ihnen zum Beispiel Salzburgs KPÖ-Plus-Vizbürgermeister Kay-Michael Dankl einen Besuch ab und brachte ihnen nach eigenen Angaben Wasserflaschen.

Eine Rückkehr ins Pflegeheim nach Oberalm scheint für die drei Frauen nicht infrage zu kommen. “Ich habe gesagt, ich sterbe garantiert nicht da drinnen. Da leg’ ich mich lieber auf eine Wiese”, sagte Schwester Bernadette in Interviews gegenüber mehreren Medien.

Laut der Ex-Schülerin sind die drei Chorfrauen jetzt im Kloster “sehr glücklich”. Sie hätten inzwischen wieder Strom und Warmwasser in ihren Räumen, aber noch kein Wasser in der Dusche. “Es stimmt auch nicht, dass die Räume nicht pflegegerecht sind. Es wurde auf ihren eigenen Wunsch ein Bad pflegegerecht umgebaut, es wäre alles im Haus.”

Keine Küche, Duschen “herausgenommen”

Allerdings “wurden auch Duschen rausgenommen, es wurde eine Toilette rausgenommen“, sagte die Wiener Journalistin Edith Meinhardt der ZIB2. “Das würden sie alles gerne wiederhaben. Außerdem wollen sie eine Küche. Sie wollen nicht auf Dauer abhängig sein von Essenslieferungen.”

Vier Treppenlifte, die ebenfalls die Nonnen einbauen lassen hätten, seien aber inzwischen entfernt worden. Das Stift Reichersberg erwiderte darauf über eine Sprecher auf Anfrage: Im Kloster werde sicher nichts investiert, die Nonnen hätten ein Zuhause, die Seniorenresidenz.

Derzeit leben die drei Nonnen laut ZIB2 von Spenden. Jetzt muss geregelt werden, dass sie wieder Zugriff auf ihre staatliche Lehrerinnenpension bekommen.

Für Stift ist Rückkehr ins Pflegeheim “unumgänglich”

Doch während die drei das Kloster nicht mehr verlassen wollen, ist eine Rückkehr ins Pflegeheim für das Stift “alternativlos und unumgänglich”, wie dessen Sprecher Harald Schiffl gegenüber APA und dem ORF sagte. “Die Räumlichkeiten sind schon lange nicht mehr geeignet.”

Einen altersgerechten Umbau hätten die Schwestern vor Jahren abgelehnt. Für das Wohl der Nonnen hätten nun die Helferinnen die volle Verantwortung, “und ich hoffe, sie sind sich dieser Verantwortung auch bewusst”, so Schiffl. So würde eine der Frauen Sauerstoff benötigen, eine andere eine Insulintherapie. Auf die Frage, wie die Sache gelöst werden könne, sagte Schiffl: “Es herrscht Ratlosigkeit.”

In Elsbethen (Flachgau) haben drei betagte Nonnen am Donnerstag ihr früheres Kloster in Goldenstein besetzt. Sie protestieren gegen ihren Hinauswurf durch kirchliche Dienststellen, wie sie sagen. Die mehr als 80 Jahre alten Frauen wurden gegen ihren Willen in einem Altersheim untergebracht.

Mehr zum Thema – Protest nach “Hinauswurf”: Nonnen besetzen Kloster

Keine Zwangsmaßnahmen geplant

Zwangsmaßnahmen gegen die Nonnen seien jedenfalls “im Moment nicht geplant”, ergänzte Schiffl. Allerdings äußerte der Sprecher des Stifts Reichersberg kein Verständnis für die Vorgangsweise der Frauen und ihrer Unterstützerinnen: “Sie wehren sich gegen eine umfassende Betreuung im Pflegeheim.” Dass die drei hochbetagten Frauen derzeit so agil seien, sei “der langen Pflege zu verdanken”, die sie in Schloss Kahlsperg bekommen hätten.

Mit ihrer Vorgangsweise würden die drei auch gegen Ordensregeln verstoßen, ergänzte Schiffl: “Sie widersetzen sich allem, was sie einmal versprochen haben. Sie haben Gehorsam versprochen.”

Von Ende 2023 bis September 2025 in Seniorenresidenz

Das Kloster Goldenstein wurde vor drei Jahren dem Augustiner-Chorherren-Stift Reichersberg am Inn (OÖ) übergeben, die Schule an die Erzdiözese Salzburg. Im Übergabevertrag für das Schloss heißt es, dass sich das Stift Reichersberg “um die Sicherung des klösterlichen Lebensabends der verbleibenden Mitglieder” bemühen werde, wobei die Ordensfrauen so lange im Kloster bleiben können, wie das “gesundheitlich sowie geistlich vertretbar” sei.

Nach Spitalsaufenthalten von zwei der Nonnen Ende 2023 seien alle drei gegen ihren Willen in die Seniorenresidenz übersiedelt worden, betonten die drei Frauen. Reichersberg-Propst Markus Grasl sagte hingegen gegenüber mehreren Medien, dass die Übersiedlung zum Wohl und in Sorge um die Schwestern erfolgt sei: “Ein selbstständiges Leben im Kloster Goldenstein war aufgrund des hohen Alters und der prekären gesundheitlichen Situation der Schwestern sowie der ordensspirituellen Erfordernisse und des baulichen Zustands des Klosters nicht mehr möglich und vertretbar.” Er befürchte, dass die Schwestern “sich maßlos überschätzen und dass möglicherweise ein medizinischer Notfall eintritt”.

Peter-Paul Hahnl, salzburg.ORF.at/Agenturen

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