Mit 23 Jahren Märtyrerin

Durch sie bekehrten sich ihre Fabrikkollegen: Die selige Mária Magdolna Bódi aus dem ungarischen Veszprém. Durch einen sowjetischen Soldat erlitt sie das Martyrium

Mit 23 Jahren Märtyrerin | Die Tagespost
Ungarische Märtyrin Maria Magdolna Bodi seliggesprochen
Ungarn: Märtyrerin Mária Magdolna Bódi seliggesprochen – Vatican News
Märtyrerin im spanischen Bürgerkrieg | Die Tagespost

06.09.2025

Claudia Kock

In einer malerischen Landschaft nördlich des Balaton liegt die Stadt Veszprém. Im Mittelalter eine der bedeutendsten Städte Ungarns, wurde sie später Garnisonsstadt der Habsburgermonarchie. 1945 war das Gebiet um Veszprém Schauplatz der letzten schweren Kämpfe zwischen SS-Truppen und vorstoßenden sowjetischen Verbänden. Im Zuge der Machtübernahme durch die Sowjets erlitt die 23-jährige Mária Magdolna Bódi das Martyrium, als sie sich der Vergewaltigung durch einen Soldaten widersetzte und von diesem erschossen wurde. Ein Bericht darüber wurde dem damaligen Bischof von Veszprém, dem späteren Kardinal József Mindszenty, vorgelegt, der den Seligsprechungsprozess der jungen Frau einleitete.

Die Unterlagen wurden nach Rom geschickt, kamen dort aber nie an, sondern gingen unter ungeklärten Umständen verloren. Erst 1990 konnte das Seligsprechungsverfahren wieder aufgenommen werden. 2024 gab Papst Franziskus den Weg zur Seligsprechung frei, die für den 26. April 2025 angesetzt wurde, dann aber aufgrund der Sedisvakanz verschoben werden musste. In dieser Woche, am 6. September, wird die junge Märtyrerin in der “One Veszprém Arena” im Auftrag von Papst Leo XIV. seliggesprochen.

Orden wollten sie nicht nehmen

Mária Magdolna Bódi wurde am 8. August 1921 in Szigliget, einem abgeschiedenen Dorf auf einer Halbinsel im Balaton, als uneheliche Tochter einer Landarbeiterin geboren. Die Eltern lebten zwar zusammen, aber eine Eheschließung war nicht möglich, da ihr Vater, ebenfalls Landarbeiter, unbekannter Herkunft war und keine Papiere besaß. Außerdem war ihre Beziehung schwierig, da der Vater Alkoholiker war und als gewalttätig galt. Magdi, wie das Mädchen genannt wurde, wurde zwar getauft, aber eine religiöse Erziehung erhielt sie nur in der Schule, wo sie sich als aufmerksam und fleißig erwies. Sie fühlte sich von klein auf zum Glauben hingezogen; nach ihrer Erstkommunion und Firmung engagierte sie sich in der Kirchengemeinde, wo sie sich besonders der religiösen Unterweisung kleiner Kinder widmete und sich um kranke und alte Menschen kümmerte. Sie fühlte sich zum Ordensleben berufen, aber aufgrund ihrer irregulären familiären Situation fand sie keine Kongregation, die sie aufnehmen wollte.

Im Mai 1938 nahm Magdi an einer Einkehr in Vorbereitung auf den Internationalen Eucharistischen Kongress in Budapest teil: Hier weihte sie sich durch ein Privatgelübde Christus, dem König, und gelobte ewige Jungfräulichkeit. Während des Zweiten Weltkriegs lebte sie in Litér, einem Vorort von Veszprém. Sie arbeitete dort in einer Fabrik und engagierte sich in ihrer Freizeit in einem christlichen Arbeiterinnen-Verband. Durch dieses Apostolat genoss sie hohes Ansehen unter ihren Kolleginnen, von denen viele sich ihrem Vorbild folgend dem Glauben zuwandten.

“Mein Herr, mein König, nimm mich zu dir!”

Im Frühjahr 1945 rückten die sowjetischen Truppen in Ungarn vor, plünderten zahlreiche Häuser und Kirchen, vergewaltigten Frauen und versetzten die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Am frühen Morgen des 23. März 1945 erreichten sie Litér. Magdi hatte die Nacht zusammen mit ihrer Mutter und anderen Menschen in einem öffentlichen Bunker verbracht. Am Nachmittag verließ sie diesen, um sich um einen Kranken zu kümmern und die Tiere zu füttern, als ein russischer Soldat auf sie zukam und sie zwang, mit ihm in den hintersten, dunklen Teil des Bunkers zu gehen. Kurz darauf hörte man einen Schuss fallen und Magdi floh aus dem Bunker. Dabei rief sie: “Annuska, lauf! Du wirst die Nächste sein! Ich werde sterben… Mutter, geh weg, ich werde jetzt sterben.”

Kurz darauf erschien der Soldat, das Gesicht blutüberströmt von Magdis erfolgreicher Verteidigung gegen ihn, stieg auf das Dach des Bunkers und erschoss die fliehende junge Frau hinterrücks. Magdi starb mit den Worten: “Mein Herr, mein König, nimm mich zu dir!”. Ihr Vater trug den Leichnam seiner Tochter schließlich weg und sorgte dafür, dass sie auf dem Ortsfriedhof beigesetzt wurde. Nach ihrem Tod heirateten ihre Eltern. Sie erwarben ein eigenes kleines Landstück und lebten danach in Frieden miteinander. Auf Magdis Grabstein ist das Bibelzitat eingraviert: “Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!”

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