Venezianische Häftlinge beim Papst: “Bewegende Begegnung”

Eine ganz besondere Gruppe von Heilig-Jahr-Pilgern aus Venedig hat Papst Leo XIV. an diesem Donnerstagvormittag empfangen: Unter den Teilnehmern sind auch drei Häftlinge aus dem Gefängnis S. Maria Maggiore (Venedig), die in diesen Tagen zu Fuß nach Rom gepilgert sind, um dort die Heilige Pforte zu durchschreiten. Begleitet wurden sie vom Patriarchen von Venedig, Francesco Moraglia

Quelle
Francesco Moraglia – Wikipedia

Die Audienz sei “ein weiteres großes Geschenk von Papst Leo”, der damit den Wunsch einiger venezianischer Häftlinge erfüllt habe, welche sich auf den Pilgerweg im Heiligen Jahr gemacht hatten, hob der venezianische Patriarch Moraglia vor der Begegnung mit dem Papst hervor. Nach dem Treffen zeigte er sich im Gespräch mit Radio Vatikan dankbar, dass die Justizbehörden es drei durch die Gefängnisseelsorge betreuten Häftlingen unterschiedlichen Alters ermöglicht hatten, diese Erfahrung zu machen.

Herzlich, brüderlich, informell

“Es war ein sehr herzliches, sehr brüderliches, aber nicht formelles Treffen. Es gab keine vorbereiteten Reden, sondern es wurde die Gruppe vorgestellt, die unter den vielen Initiativen der Diözese Venedig eine Pilgerreise zur Heiligen Pforte unternimmt”, so der Patriarch von Venedig. Darunter seien eben auch die drei Häftlinge unterschiedlichen Alters gewesen, die gemeinsam die letzten fünf Tage des Pilgerweges zu Fuß mitgegangen waren.

“Und dann gab es die schöne Überraschung, die Gelegenheit, den Papst zu treffen, der sie ermutigte, ausgehend von den Geschenken, die ihnen gemacht wurden: dem Tagebuch über den Weg dieser Tage, der Zeitschrift, die die Häftlinge im Gefängnis herausgeben, und dann auch dem Geschenk der Diözese, einem Kelch, der durch die Glasbläsermeister von Murano gefertigt wurde.”

Täglich Zukunft aufbauen

Der Kelch sei eng verbunden mit der venezianischen Geschichte und trage das Bild der Madonna Nicopeia, also der Madonna des Sieges, das auch im Markusdom aufbewahrt werde, berichtete Moraglia weiter.

“Diese drückt mit ihrem Namen genau das aus, was unsere Freunde, die Häftlinge, versuchen müssen, nämlich eine Geschichte zu überwinden, die sie geprägt hat, von der sie sich nicht erst in einer Zukunft befreien müssen, wenn sie draußen sind, sondern täglich im Gefängnis. Der Papst hat genau diese Dimension hervorgehoben – es war bewegend.”

Nach einem kurzen Austausch mit jedem der Teilnehmer gab es dann auch die Möglichkeit, ein Foto zu bekommen, “das man in seiner Zelle aufbewahren kann”, vor dem abschließenden Gruß des Papstes.

“Der Papst sagte, wir sollten uns daran erinnern, dass die Erlösung vor allem die der Seelen ist, und dann als Seelen auch die Erlösung der Körper, also ein Weg, der die Gesamtheit der Person betrifft, und dass dieser Weg des Heiligen Jahres ein fester Punkt bleiben muss, um in eine Zukunft zu blicken, die sie aufbauen müssen. Ja, auch in der Gegenwart, in diesen Jahren, in denen sie einen Weg der Gerechtigkeit auch gegenüber der Gesellschaft vollenden.”

An der Privataudienz nahmen auch der für die karitativen Tätigkeiten zuständige Bischofsvikar, Fabrizio Favaro, der Direktor der Caritas Venedig, Franco Sensini, der Kaplan des Männergefängnisses, Massimo Cadamuro, der Sekretär des Patriarchen, Morris Pasian, und der Direktor des Gefängnisses S. Maria Maggiore in Venedig, Enrico Farina, teil.

Ein Tagebuch aus dem Gefängnis für den Papst

“Diese Erfahrung erfüllt mich mit Stolz”, sagte Farina vor der Audienz. “Dank der Sensibilität des Aufsichtsrichters und des täglichen Engagements der Strafvollzugsbeamten, der Erzieher, des Seelsorgers und des Patriarchen von Venedig war es möglich, drei Häftlingen einen intensiven menschlichen und spirituellen Weg zu ermöglichen, der in einer Privataudienz beim Heiligen Vater gipfeln wird.” Dem Papst sollte bei dieser Gelegenheit auch ein weißes Tagebuch überreicht werden, welches auf diesem Weg entstandene Reflexionen und Gebete enthält, so der Gefängnisdirektor.

Für den Gefängniskaplan Massimo Cadamuro “vollendet die Begegnung mit Papst Leo unsere Erfahrung, unseren Weg und unsere Pilgerreise, die ganz im Zeichen einer verlässlichen Hoffnung stand, die eine notwendige Dimension für das authentische Leben aller Menschen darstellt, sowohl der freien als auch der inhaftierten. Dass wir diese Pilgerreise gemeinsam unternehmen konnten, macht alles stärker, wahrhaftiger und authentischer“.

Wiedereingliederung ermöglichen

Patriarch Moraglia legt schon seit geraumer Zeit einen besonderen Fokus auf die Zustände in den Gefängnissen seiner Diözese. Um die Seelsorge der Kirche von Venedig in den Strafanstalten der Stadt noch wirksamer zu gestalten, hatte er in den vergangenen Wochen auch ein langes Gespräch mit dem italienischen Justizminister Carlo Nordio geführt, in dem er die Situation in den venezianischen Gefängnissen und Maßnahmen zur Wiedereingliederung von Personen in Haft diskutierte.

vatican news/pm – cs, 7. August 2025

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