Papst Leos Ansprachen beim Jubiläum der Jugend

Jesus Christus statt Algorithmen: Was in einer friedlosen Welt wirklich Hoffnung schenkt

Quelle
“Carlo Acutis war ein Jugendlicher wie jeder andere, und doch ganz anders” | Die Tagespost
María Cobo: Vom Jubiläum der Jugendlichen zur Freude des Himmels
WJT – 2000

06.08.2025

Guido Horst

Wenn Papst Leo zitiert, dann stehen sein Ordensvorbild Augustinus von Hippo und die vergangenen drei Päpste ganz oben auf der Favoritenliste. Wobei in der vergangenen Woche, beim Jubiläum der Jugend im Rahmen der Heilig-Jahr-Feiern in Rom, Johannes Paul II. einen gewissen Vorzug genoss. War er doch Gastgeber des großen Weltjugendtags in Rom während des Heiligen Jahrs 2000, der mit einer Zwei-Millionen-Messe auf einem Freigelände in Tor Vergata bei Rom seinen Abschluss gefunden hatte.

Genau dort, mit neuen Zufahrtsstraßen und einer Neugestaltung des gesamten Areals frisch herausgeputzt, fanden auch diesmal Vigilfeier und am Sonntag die Abschlussmesse der Jugend mit dem Papst statt. Aus zwei Millionen Teilnehmern war eine Million geworden – wobei man zugutehalten muss, dass viele Jugendliche in der Welt schon andere Rom-Termine gebucht hatten. Etwa um die 80.000 Teenager, die sich Ende April zur Heiligsprechung von Carlo Acutis eingefunden hatten. Letztere fiel aus, dafür gaben die Teenager dem Requiem für den verstorbenen Franziskus ein junges Gesicht. Andere sparen sich ihre Fahrt in die Ewige Stadt für den 7. September auf, wenn die Heiligsprechung von Carlo Acutis und Pier Giorgio Frassati nachgeholt wird.

Der andere Grund für die Halbierung der Teilnehmerzahl mag der sein, dass die Welt unruhiger geworden ist. Die gelöste Stimmung im Millenniums-Jahr, zehn Jahre nach dem Ende des Kalten Kriegs, ist verflogen, dafür haben “heiße Kriege” den Globus unsicherer gemacht. Das Thema “Friede” war deshalb jetzt ein Kernthema von Papst Leo. Als er nach der Abschlussmesse am Sonntag den nächsten Weltjugendtag für Anfang August 2027 in Seoul ankündigte und dessen Motto “Habt Mut – Ich habe die Welt besiegt” nannte, fügte er an: “In Gemeinschaft mit Christus sind wir den jungen Menschen, die unter den schlimmsten Übeln leiden, die andere Menschen ihnen zufügen, näher denn je. Wir sind mit den jungen Menschen in Gaza, wir sind mit den jungen Menschen in der Ukraine, mit denen in allen vom Krieg verwüsteten Ländern.” Den Jugendlichen machte Leo Mut: „Ihr seid das Zeichen dafür, dass eine andere Welt möglich ist, eine Welt der Brüderlichkeit und Freundschaft, in der Konflikte nicht mit Waffen, sondern mit dem Dialog gelöst werden. Ja, mit Christus ist das möglich. Mit seiner Liebe, mit seiner Vergebung, mit der Kraft seines Geistes.”

Den Schrei des Herzens nicht ersticken

Der Welt Jesus Christus bringen – der “cantus firmus” von Papst Leo in diesen Tagen. Oft ging er dabei vom Alltag der Jugendlichen aus, vom Leben in den sozialen Medien mit ihren Algorithmen und “kommerziellen Logiken und Interessen”, “die unsere Beziehungen in tausend Einzelteile zerreißen”. “Wenn das Instrument den Menschen beherrscht”, sagte er bei seiner Ansprache während der Vigilfeier, “dann wird der Mensch zum Instrument: ja, zu einem Instrument des Marktes und damit selbst zu einer Ware. Nur aufrichtige Beziehungen und stabile Bindungen lassen gute Lebensgeschichten gedeihen.” Auch der heilige Augustinus habe eine stürmische Jugend durchlebt, aber sich nicht damit begnügt. Augustinus “erstickte den Schrei seines Herzens nicht. Er suchte die Wahrheit, die nicht enttäuscht, die Schönheit, die nicht vergeht. Wie hat er sie gefunden? Wie hat er eine aufrichtige Freundschaft gefunden, eine Liebe, die in der Lage ist, Hoffnung zu schenken? Indem er denjenigen fand, der ihn bereits suchte: Jesus Christus.”

Ebenfalls bei der Vigilfeier gab Papst Leo die Worte von Johannes Paul II. wieder, die dieser an derselben Stelle vor 25 Jahren den Jugendlichen zugerufen hatte: “Es ist Jesus, den ihr sucht, wenn ihr vom Glück träumt. Er ist es, der auf euch wartet, wenn euch nichts von dem zufriedenstellt, was ihr vorfindet. Er ist die Schönheit, die euch so anzieht. Er ist es, der euch provoziert mit jenem Durst nach Radikalität, der euch keine Anpassung an den Kompromiss erlaubt.“ Und immer wieder Augustinus: Der heilige Kirchenvater, so Papst Leo bei der Messe am Sonntag, habe sich gefragt, als er über seine intensive Suche nach Gott sprach: Was ist also der Inhalt unserer Hoffnung? Ist es die Erde? Nein. Ist es etwas, das von der Erde stammt, wie Gold, Silber, Bäume, Getreide, Wasser? Diese Dinge gefallen, diese Dinge sind schön, diese Dinge sind gut.“ Aber daraus habe Augustinus den Schluss gezogen: „Suche denjenigen, der sie er- schaffen hat, er ist deine Hoffnung.“

„Strebt nach Großem!”

Das war die zentrale Botschaft, die Papst Leo den Jugendlichen am letzten Tag ihrer Feier im Heiligen Jahr mitgeben wollte: „Liebe junge Menschen, unsere Hoffnung ist Jesus. Er ist es, wie der heilige Johannes Paul II. sagte, der in euch etwas entfacht: die Sehnsucht, aus eurem Leben etwas Großes zu machen, euch selbst und die Gesellschaft besser zu machen, damit sie menschlicher und geschwisterlicher werde. Bleiben wir mit ihm vereint, bleiben wir immer in seiner Freundschaft, indem wir sie durch Gebet, eucharistische Anbetung, Kommunion, häufige Beichte und großherzige Nächstenliebe pflegen, wie es uns die seligen Piergiorgio Frassati und Carlo Acutis gelehrt haben, die bald heiliggesprochen werden. Strebt nach Großem, nach Heiligkeit, wo immer ihr auch seid. Gebt euch nicht mit weniger zufrieden. Dann werdet ihr jeden Tag in euch und um euch herum das Licht des Evangeliums wachsen sehen.“

Die nötige Wegbegleitung, die jeder braucht, um mit Jesus Christus vereint zu bleiben, ist die Kirche. Das hatte Leo XIV. den Jugendlichen schon am Samstag bei der Vigilfeier ans Herz gelegt: „Papst Benedikt XVI. sagte gern, dass diejenigen, die glauben, niemals allein sind. Mit anderen Worten: Wir begegnen Christus in der Kirche, das heißt in der Gemeinschaft derer, die ihn aufrichtig suchen. Der Herr selbst führt uns zusammen, um eine Gemeinschaft von Gläubigen zu bilden, die sich gegenseitig unterstützen. Wie sehr braucht die Welt Missionare des Evangeliums, die Zeugen der Gerechtigkeit und des Friedens sind! Wie sehr braucht die Zukunft Männer und Frauen, die Zeugen der Hoffnung sind! Liebe Jugendliche, dies ist die Aufgabe, die der auferstandene Herr einem jeden von uns anvertraut!“

Das Jubiläum der Jugend in Rom war immer dann besonders dicht und aussagekräftig, wenn es seine geistlichen Höhepunkte erreichte. Das galt für die beiden Begegnungen mit Papst Leo, das galt aber auch am Freitag beim Tag der Buße und Vergebung, als die Zeltstadt im Circo Massimo mit ihren etwa tausend Priestern die Masse der Jugendlichen gar nicht verkraften konnte. 28.000 Beichten sollen es gewesen sein, wie die Veranstalter am Ende sagten. An diesem Tag war das alte Stadion der Römer wirklich zum größten Beichtstuhl der Welt geworden.

 
Themen & Autoren

Guido HorstAugustinus von HippoJesus ChristusJohannes Paul II.Leo XIV.PäpsteWeltjugendtag

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel