Porträt – Der Löwe von Fulda

Zum Todestag von Erzbischof Johannes Dyba: ein Rückblick auf Leben, Wirken und die Frage nach dem bleibenden Maßstab für kirchliche Führung

Quelle
Erzbischof Johannes Dyba

23.07.2025

Regina Einig

Bischöfe mit missionarischem Feuer sind nördlich der Alpen rar geworden. Erzbischof Johannes Dyba (1929–2000), dessen Todestag sich am 23. Juli zum 25. Mal jährte, gehörte zweifelsfrei dazu. Der gebürtige Berliner schlug nach erfolgreichem Jurastudium den Weg zum Priestertum ein und wurde 1959 vom Kölner Kardinal Joseph Frings geweiht.

Die Priesterzahlen erlaubten es deutschen Bischöfen in den 60er Jahren, einige ihrer besten Leute für Rom freizustellen. So kam der hochqualifizierte junge Priester, der Studienaufenthalte in den USA – damals eine Seltenheit – absolviert hatte und Doktor beider Rechte war, in den Diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls. In Rom, Den Haag, Kinshasa, Kairo und Monrovia lernte Dyba die Weltkirche kennen und bewies Opferbereitschaft für das Heil der Seelen: In Liberia setzte er sich besonders für Leprakranke ein. Einen terroristischen Anschlag überlebte er schwer verletzt.

Glockenleuten für das Lebensrecht

1983 wählte das Fuldaer Domkapitel ihn zum Bischof. Dyba setzte in der Verkündigung auf klare Ansagen und wurde bald zum wortmächtigen Kritiker der Los-von-Rom-Theologie. Der “Löwe von Fulda” war ein gefragter Gesprächspartner in TV-Debatten und Podiumsdiskussionen und wagte unkonventionelle Methoden. Am Fest der Unschuldigen Kinder läuteten in Fulda die Domglocken, um an das Lebensrecht Ungeborener zu erinnern. Als einziger deutscher Bischof bot er eine Alternative zum abdriftenden BDKJ und rief 1988 die Katholische Jugend im Bistum Fulda ins Leben. Im persönlichen Umgang herzlich, wahrte er auch in den 90er Jahren, als die Spannungen im deutschen Episkopat stärker wurden, die Form gegenüber andersdenkenden Mitbrüdern.

Im Zug der Missbrauchsaufarbeitung im Bistum Fulda wurde Dyba öffentlich von seinem Nachfolger Michael Gerber getadelt, weil er Missbrauchsfälle dem Personalchef der Diözese überlassen hatte. Diese Kritik wirkt verfehlt: Delegieren bedeutet nicht vertuschen. Heutige Maßstäbe der Missbrauchsaufarbeitung lassen sich nicht an Dybas Amtszeit anlegen. Dem Verstorbenen stand weder das präzise Regelwerk des Jahres 2025, noch speziell für die Aufarbeitung geschultes Personal zur Verfügung.

Erzbischof Dyba bleibt als guter Hirte in Erinnerung, weil er die Treue zu seinem Weihegelöbnis vorlebte: das Evangelium zu verkünden, das überlieferte Glaubensgut rein und unverkürzt weiterzugeben, die Einheit der Kirche zu wahren und den Armen und Notleidenden gütig zu begegnen. Wie wird man in 25 Jahren über die heutige Fuldaer Bistumsleitung urteilen, der ein offener Brief des Seelsorgers Winfried Abel, der sich nicht mehr als Priester des Bistums Fulda, sondern der römisch-katholischen Kirche bezeichnen will, vorliegt?

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