Papst: Der Bischof, ein Vater und Bruder aller

Im Rahmen der Heilig-Jahr-Feier für Seminaristen, Priester und Bischöfe hat Papst Leo XIV. diesen Mittwoch rund 300 Bischöfe aus aller Welt empfangen. Bei der Begegnung im Petersdom erinnerte er sie daran, dass der bischöfliche Dienst Ausdruck der Nachahmung der Hirtenliebe Christi sein müsse

Quelle
Wortlaut: Papstansprache an Bischöfe – Vatican News

Silvia Kritzenberger – Vatikanstadt

Vom 23. und noch bis zum 27. Juni 2025 findet in Rom die Heilig-Jahr-Feier für Seminaristen, Priester und Bischöfe statt. Mehr als 6.000 Teilnehmer aus aller Welt haben sich zu dieser fünftägigen Großveranstaltung angemeldet.

An diesem Mittwoch standen rund 300 Bischöfe im Zentrum, die aus etwa 50 Ländern nach Rom gekommen waren. Am Morgen feierten sie im Petersdom eine heilige Messe, der der emeritierte Präfekt des Bischofsdikasteriums, Kardinal Marc Ouellet, vorstand. Zuvor waren ihnen am “Braccio di Costantino” die Stola, Kasel und Mitra des Heiligen Jahres überreicht worden. Danach hat Papst Leo, wie bereits am Vortag für die Seminaristen, auch für die Bischöfe eine Katechese im Petersdom gehalten und mit ihnen an dem Ort, an dem sich das Grab des Apostels Petrus befindet, das Glaubensbekenntnis gesprochen.

In seiner Meditation betonte der Papst ausgehend von Christus als Leitbild für das Leben des Hirten, dass der Bischof nicht nur das sichtbare Prinzip der Einheit seiner Teilkirche sein müsse, sondern auch ein Mann, dessen Glaube und Hoffnung in einer pastoralen Liebe zum Ausdruck kommen.

Und wie das konkret aussehen sollte, beschrieb Papst Leo wie folgt:

“Besonders wenn der Weg des Volkes beschwerlich wird, hilft der Hirte kraft göttlicher Tugend dabei, nicht zu verzweifeln: nicht mit Worten, sondern durch Nähe. Wenn Familien übermäßig belastet sind und die öffentlichen Einrichtungen sie nicht angemessen unterstützen; wenn junge Menschen enttäuscht und angewidert sind von trügerischen Botschaften; wenn die Älteren und die Menschen mit schweren Behinderungen sich verlassen fühlen, ist der Bischof ihnen nahe und bietet nicht Rezepte an, sondern die Erfahrung von Gemeinschaften, die versuchen, das Evangelium in Einfachheit miteinander zu leben.”

Die Armen müssen im Bischof einen Vater und Bruder sehen können

Als weitere für einen Bischof unverzichtbare Tugenden nannte der Papst die pastorale Klugheit, die in der “Praxis des Dialogs, also in der Gestaltung der Synodalität in der Teilkirche“ zum Ausdruck komme – und die evangeliumsgemäße Armut. Der Bischof müsse zugänglich sein und bereit, sich für die Menschen einzusetzen – ohne sich abzugrenzen oder unnahbar zu geben, so das Kirchenoberhaupt.

“Die Armen müssen in ihm einen Vater und einen Bruder sehen können und sich nicht unwohl fühlen, wenn sie ihm begegnen oder sein Haus betreten. Er hängt persönlich nicht an Reichtümern und lässt sich wegen dieser oder anderer Formen von Macht nicht auf Günstlingswirtschaft ein”, sagte der Papst, der viele Jahre in Peru als Missionar gewirkt hat.

Entschlossen gegen Missbrauch vorgehen

Um das “wahre Bild der Kirche” vermitteln zu können, solle ein Bischof vor allem durch seine innere Haltung und seinen Charakter ein geistliches Vorbild sein: “Er muss fest und entschlossen sein, wenn es darum geht, Situationen, die einen Skandal hervorrufen können, und jeden Fall von Missbrauch, insbesondere gegenüber Minderjährigen, gemäß den geltenden Bestimmungen anzugehen,” führte Leo XIV. weiter aus und beschrieb im Licht des Zweiten Vatikanischen Konzils noch folgende weitere Tugenden, die den Bischof befähigen, ehrlich und vertrauenswürdig zu handeln, nicht berechnend oder verschlossen zu sein, sondern weitherzig und transparent.

“Wir können hier Loyalität, Aufrichtigkeit, Großherzigkeit, Offenheit des Geistes und des Herzens, die Fähigkeit, sich mit den Fröhlichen zu freuen und mit den Leidenden zu leiden, nennen; ebenso Selbstbeherrschung, Feingefühl, Geduld, Diskretion, Aufgeschlossenheit für das Zuhören und den Dialog sowie Dienstbereitschaft. Auch diese Tugenden, mit denen jeder von uns von Natur aus mehr oder weniger ausgestattet ist, können und müssen wir in Übereinstimmung mit Jesus Christus und mithilfe der Gnade des Heiligen Geistes pflegen.”

Männer der Gemeinschaft sein

Abschließend brachte der Papst noch seinen Wunsch zum Ausdruck, die Bischöfe mögen “Männer der Gemeinschaft sein und stets die Einheit im Presbyterium der Diözese fördern, so dass jeder Priester, ohne Ausnahme, die Väterlichkeit, die Brüderlichkeit und die Freundschaft des Bischofs erfahren kann. Dieser Geist der Gemeinschaft ermutigt die Priester in ihrem pastoralen Einsatz und lässt die Teilkirche in der Einheit wachsen.”

Die Jubiläumsfeierlichkeiten enden am Freitag, den 27. Juni, mit einer Messe zum Herz-Jesu-Fest. Dabei wird Papst Leo auf dem Petersplatz Männer aus 23 Ländern, darunter Nigeria, Korea, Rumänien und der Ukraine, zu Priestern weihen.

vaticannews – skr, 25. Juni 2025

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