Islamischer Geistlicher führt Opposition in Syrien

Nuntius hofft auf Versöhnung

Ein gemässigter islamischer Geistlicher führt künftig die Opposition zum Staatschef Baschir al-Assad. Ahmed Muas al-Chatib ist am Wochenende in Doha von der syrischen Opposition dazu gewählt worden. Eine wichtige Unterstützung erhält er von der grössten syrischen Oppositionskoalition, dem sogenannten “Syrischen Nationalrat”, unter der Führung des wohl wichtigsten Christen in der Opposition, George Sabra.

Unterdessen herrscht in Syrien weiter Gewalt. Menschenrechtsbeobachter berichteten an diesem Montag von neuen Bombenangriffen auf Stellungen der Rebellen in Damaskus und Aleppo. Auch zwischen Syrien und Israel ist die Lage angespannt: Am Wochenende hat Israel erstmals seit 1973 Warnschüsse in Richtung Syrien abgegeben – als Antwort auf syrische Angriffe, die bis zu den Golanhöhen vorgedrungen waren. Radio Vatikan hat mit dem Nuntius in Syrien, Erzbischof Mario Zenari, gesprochen. Er ist am Samstag aus dem Libanon zurück gekehrt und hat auch die Lage in Syrien noch vor Augen:

Wenn man sich Damaskus näherte, sah man in der Ferne Rauchwolken: Das heisst, dort waren Explosionen. Über der Stadt kreisten Helikopter; es gab Strassensperren. Ich muss aber auch sagen, dass ich ebenfalls eine gänzlich andere Atmosphäre wahrgenommen habe: Wenn ich sagte, dass ich der Vertreter des Papstes in Syrien bin, bin ich sofort sehr gut aufgenommen worden. Die Person des Heiligen Vaters und seine moralische Autorität werden von den Christen in Syrien sehr geschätzt – und auch von der Autorität, würde ich sagen.”

Zur Zukunft der syrischen Opposition sagt Nuntius Zenari: “Im Moment ist es sehr schwierig, das einzuschätzen. So wie ich das Treffen in Doha sehe, ist ein positives Ergebnis dieser Zusammenkunft, dass man versucht, mit einer Stimme zu sprechen. Es ist sehr wichtig, dass es innerhalb der Opposition eine grössere Einigkeit gibt, die dann Möglichkeiten für Gespräche und Kompromisse auch mit der Regierung schaffen kann.”

Um ein Zeichen für den Frieden in Syrien zu setzen, hatte Papst Benedikt XVI in der vergangenen Woche Kardinal Robert Sarah in den Libanon gesandt. Der Nuntius in Syrien sieht dies sehr positiv: “Das war ein starker Einsatz für die Versöhnung. Die Waffen müssen zum Schweigen gebracht werden. Auch die Herzen müssen von Waffen befreit werden – denn dort haben sich Hass und Rachsucht gesammelt. Das ist eine sehr schwierige Aufgabe, die Fingerspitzengefühl erfordert – und zwar auch von den verschiedenen Religionen. Damit sie es schaffen, in den Herzen den Geist der Versöhnung zu säen.”

Hintergrund

Der ehemalige Kommunist und Regimegegner George Sabra ist Christ und war einer der Gründer des Oppositionsrates und sass selbst mehrere Jahre in syrischen Kerkern. Aktuell lebt er im Exil in der Türkei. Von dort forderte er die internationale Gemeinschaft auf, den Völkermord in Syrien zu beenden und die Opposition zu unterstützen.
(rv/asianews/reuters 12.11.2012 sta)

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