Papst an Nuntien: Ihr seid ein Abbild der Kirche *UPDATE

Ein diplomatisches Korps, mit dessen Universalität kein Land der Welt mithalten kann – und das auf eine ganz besondere Weise geeint ist

Quelle
An die Teilnehmer der Heilig-Jahr-Feier und der Begegnung mit den Päpstlichen Vertretern – Aktivitäten-Kalender | Vatican.va
Parolin zur Aufgabe der Nuntien: “Frieden säen mit der Diplomatie des Evangeliums” – Vatican News
Die päpstliche Diplomatenakademie: Was ist das? – Vatican News
*Papst an Jungdiplomaten: Pflichtjahr in Mission ist “Krönung Ihrer Ausbildung” – Vatican News
Nuntien
An die Priester der Päpstlichen Diplomatenakademie, die nach dem Missionsjahr ihre Ausbildung in Rom fortsetzen – Aktivitäten-Kalender | Vatican.va

Ein diplomatisches Korps, mit dessen Universalität kein Land der Welt mithalten kann – und das auf eine ganz besondere Weise geeint ist. Mit diesen Worten würdigte Papst Leo XIV. an diesem Dienstag die päpstlichen Nuntien, die den Heiligen Stuhl weltweit vertreten. Bei allen Fragen, die ein besonderes Land beträfen, könne er sich auf die akribische Vorarbeit seiner Vertreter verlassen, so der Papst, der den Vatikandiplomaten auch einen besonderen Ring als Zeichen der Anerkennung verehrte.

Christine Seuss – Vatikanstadt

Bei der Audienz mit Papst Leo XIV. waren 98 Apostolische Nuntien, 5 Ständige Beobachter und einige Sondergesandte anwesend. Die Päpstlichen Vertreter, die über die ganze Welt verstreut sind, sind derzeit für das Jubiläum der Kurie und ihr turnusmäßiges Treffen mit dem Papst gesammelt in Rom. Leo XIV. empfing sie am Dienstagvormittag in Audienz und dankte ihnen dafür, dass sie die teils weiten Reisewege auf sich genommen hatten.

Zuvor hatte Kardinal Parolin, der Chefdiplomat des Heiligen Stuhls, einige Worte an den Papst gerichtet und ihm dabei dafür gedankt, dass er nicht nur die regelmäßigen Treffen mit den Nuntien weiterführen werde, sondern auch dafür, dass er bei früherer Gelegenheit von der “unersetzlichen Arbeit” der Nuntien gesprochen habe.

Unersetzlicher Dienst

Zu Beginn seiner Ansprache wich Papst Leo XIV. daraufhin vom vorbereiteten Manuskript ab und versicherte den Zuhörern, dass er seine von Kardinal Parolin zitierte Würdigung der Arbeit der Nuntien nicht ausgesprochen habe, “weil jemand gesagt hat: ‘Das musst du sagen’, sondern weil ich zutiefst daran glaube.” In diesem Sinn bekräftigte er erneut, dass er den Dienst der Nuntien für unersetzlich halte und würdigte ihr Opfer und ihre Arbeit, insbesondere im Hinblick auf die Auswahl von Bischofskandidaten: “So viele Dinge könnten in der Kirche nicht geschehen, wenn es nicht das gäbe, was Sie tun.” Abschließend warnte er die Anwesenden mit einem Augenzwinkern: “Jetzt müssen Sie ein wenig Geduld haben…” Das sagte er in Anspielung auf den vorbereiteten Text, den er anschließend in voller Länge verlas.

Ein Lob, das ehrlich gemeint ist…

Insbesondere würdigte der Papst dabei die Zusammensetzung und den Zusammenhalt der Diplomaten verschiedenster Herkunft, die an der vatikanischen Diplomatenakademie ausgebildet werden:

“Danke! Sie sind schon allein durch Ihre Person ein Abbild der katholischen Kirche, denn es gibt in keinem Land der Welt ein so universelles diplomatisches Korps wie das unsere!“, so Leo XIV. an die Nuntien. Gleichzeitig könne man jedoch ebenso sagen, dass „kein Land der Welt ein so geeintes diplomatisches Korps“ habe wie das vatikanische, fuhr Leo fort: „Denn Ihre, unsere Gemeinschaft ist nicht nur funktional oder ideal, sondern wir sind in Christus und in der Kirche vereint. Es ist interessant, über diese Tatsache nachzudenken: dass die Diplomatie des Heiligen Stuhls in ihrem Personal selbst ein Modell darstellt – sicherlich kein perfektes, aber ein sehr bedeutendes – für die Botschaft, die sie verkündet, nämlich die der menschlichen Geschwisterlichkeit und des Friedens unter den Völkern.“

„Es gibt in keinem Land der Welt ein so universelles diplomatisches Korps wie das unsere“

Er mache gerade seine ersten Schritte im Petrusamt, das der Herr ihm anvertraut habe, so Leo weiter: „Und ich empfinde Ihnen gegenüber dasselbe, was ich vor einigen Tagen vor dem Staatssekretariat zum Ausdruck gebracht habe, nämlich Dankbarkeit für alle, die mir Tag für Tag bei der Ausübung meines Dienstes helfen.“ Dies betreffe ganz besonders die päpstlichen Nuntiaturen, die bereits im Vorfeld Analysen, Zusammenfassungen und Überlegungen zu den Ländern vorlegten, in denen sie ihren Dienst versähen – und so viele der Fragen beantworteten, mit denen sich der Papst in bestimmten Situationen befassen müsse.

Papst Leo XIV.
Papst Leo XIV.   (@Vatican Media)

Wertschätzung und Dankbarkeit

„Das Netzwerk der Päpstlichen Vertretungen ist immer aktiv und einsatzbereit. Das ist für mich ein Grund zu großer Wertschätzung und Dankbarkeit. Ich sage das natürlich mit Blick auf Ihr Engagement und Ihre Organisation, aber noch mehr auf die Motive, die Sie leiten, auf den pastoralen Stil, der Sie auszeichnet, auf den Geist des Glaubens, der Sie beseelt.“

Dank dieser Eigenschaften könne auch er die Erfahrung leben, die der heilige Papst Paul VI. beschrieb, als er betonte, dass er durch seine Vertreter in den verschiedensten Nationen auch am Leben seiner Bewohner teilhaben und deren Bedürfnisse kennenlernen könne (vgl. Motu Proprio: Sollicitudo omnium EcclesiarumEinleitung), würdigte Leo XIV. die Arbeit der Nuntien.

Die Heilung des Lahmen

Die Mission seiner Vertreter in Verbindung mit seiner eigenen Mission könne besonders gut durch die biblische Erzählung von der Heilung des Lahmen (Apg 3,1-10) abgebildet werden, mit der der Dienst des Petrus beschrieben werde, so der Papst weiter:

„Ein verkrüppelter Mann sitzt am Tor des Tempels und bettelt um Almosen. Er scheint das Bild einer Menschheit zu sein, die die Hoffnung verloren hat und resigniert ist. Auch heute noch begegnet die Kirche oft Männern und Frauen, die keine Freude mehr haben, die von der Gesellschaft an den Rand gedrängt wurden oder die das Leben in gewisser Weise dazu gezwungen hat, um ihre Existenz zu betteln.“

Petrus wende sich dem Mann zu und fordere ihn auf, ihn und seinen Begleiter Johannes anzuschauen, so der Papst weiter. Der Mann tue dies in der Erwartung auf ein Almosen, doch Petrus, mit Verweis auf Jesus, vollbringe das Wunder der Heilung, so dass er wieder laufen könne: „Die Bitte, die Petrus an diesen Mann richtet, gibt zu denken: ,Schau uns an!‘ Sich in die Augen zu schauen bedeutet, eine Beziehung aufzubauen. Der Dienst des Petrus besteht darin, Beziehungen und Brücken zu schaffen; und ein Vertreter des Papstes steht in erster Linie im Dienst dieser Aufforderung, dieses Blickens in die Augen. Seid immer der Blick des Petrus! Seid Menschen, die in der Lage sind, Beziehungen dort aufzubauen, wo es am schwierigsten ist.“

„Seid Menschen, die in der Lage sind, Beziehungen dort aufzubauen, wo es am schwierigsten ist“

Dabei müssten sie sich jedoch die „gleiche Demut“ und den „gleichen Realismus“ wie Petrus bewahren, der „sehr wohl“ wisse, dass er nicht für alles eine Lösung habe. Schließlich habe er dem bettelnden Krüppel in der Erzählung kein Geld geben können:

„Aber er weiß auch, dass er das hat, was zählt, nämlich Christus, den tiefsten Sinn jeder Existenz. (…) Christus zu geben bedeutet, Liebe zu geben, Zeugnis abzulegen für jene Nächstenliebe, die zu allem bereit ist. Ich zähle auf euch, damit in den Ländern, in denen ihr lebt, alle wissen, dass die Kirche aus Liebe immer zu allem bereit ist, dass sie immer auf der Seite der Letzten, der Armen steht und dass sie immer das heilige Recht verteidigen wird, an Gott zu glauben, zu glauben, dass dieses Leben nicht den Mächten dieser Welt ausgeliefert ist, sondern von einem geheimnisvollen Sinn durchdrungen ist. Nur die Liebe ist glaubwürdig angesichts des Leids der Unschuldigen, der Gekreuzigten von heute, die viele von euch persönlich kennen, weil ihr Völkern dient, die Opfer von Kriegen, Gewalt, Ungerechtigkeiten oder auch jenem falschen Wohlstand sind, der täuscht und enttäuscht.“

Der Ring, den Leo seinen Nuntien verehrte
Der Ring, den Leo seinen Nuntien verehrte

Die päpstlichen Diplomaten hingegen sollten stets durch die Tatsache getröstet werden, dass ihr Dienst „sub umbra Petri“, also im Schatten des Petrus, stehe, so Leo, der den Nuntien bei dieser Gelegenheit auch einen Ring verehrte, in dem diese Worte eingraviert stehen. Auch andere Päpste hatten bei ihrem ersten Treffen nach der Wahl ihren diplomatischen Vertretern als Zeichen der Anerkennung und Verbundenheit Brustkreuze oder Ringe verehrt: „Fühlt euch immer mit Petrus verbunden, von Petrus behütet, von Petrus gesandt“, fuhr Leo fort.

„Fühlt euch immer mit Petrus verbunden, von Petrus behütet, von Petrus gesandt“

Nur „im Gehorsam und in der effektiven Gemeinschaft mit dem Papst“ könne ihr Dienst „für den Aufbau der Kirche in Gemeinschaft mit den Ortsbischöfen“ wirksam sein, mahnte der vor einem Monat gewählte neue Papst weiter, bevor er nochmals auf die pastorale Dimension der Arbeit der Nuntien einging und ihnen heilige Vorbilder aus den eigenen Reihen ans Herz legte:  

„Habt immer einen segnenden Blick, denn der Dienst des Petrus besteht darin, zu segnen, also immer das Gute zu sehen, auch das Verborgene, das, was in der Minderheit ist. Fühlt euch als Missionare, vom Papst gesandt, um Werkzeuge der Gemeinschaft und der Einheit zu sein, im Dienst der Würde des Menschen, indem ihr überall aufrichtige und konstruktive Beziehungen zu den Behörden fördert, mit denen ihr zusammenarbeiten werdet. Eure Kompetenz sei immer von der festen Entscheidung für die Heiligkeit erleuchtet. Als Vorbild dienen euch die Heiligen, die im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls standen, wie Johannes XXIII. und Paul VI.“, so Leo in seiner ersten Ansprache vor den Nuntien, die turnusmäßig etwa alle drei Jahre aus allen Teilen der Welt in Rom zusammenkommen.

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@Vatican Media)

Ihre Anwesenheit stärke das Bewusstsein dafür, „dass die Aufgabe des Petrus darin besteht, im Glauben zu bestätigen“, unterstrich der Papst, der selbst gebürtiger US-Amerikaner ist, große Teile seines Lebens aber im pastoralen Dienst in Peru und als Generaloberer seines Ordens in Rom verbracht hat. Sie selbst brauchten diese Bestätigung, um zu „Boten“ und „sichtbaren Zeichen in allen Teilen der Welt“ zu werden, so Leo an die Adresse der Nuntien weiter. Die Heilige Pforte, die alle gemeinsam am Montagmorgen durchschritten hätten, solle dazu anspornen, „mutige Zeugen Christi, unserer Hoffnung“, zu sein, kam der Papst zum Schluss seiner Ansprache.

Audienzen am Dienstag

Traditionell waren offizielle Papstaudienzen am Dienstag ausgesetzt, um dem Papst einen freien Tag zur Vorbereitung der Generalaudienz am Mittwoch zu ermöglichen – doch Papst Leo XIV. hatte allein an diesem Dienstag vier Audienzen für einzelne Mitarbeiter und Ortsbischöfe sowie die Begegnung mit den Mitarbeitern des Diplomatischen Dienstes in der Sala Clementina auf dem Programm stehen. Am Montag hatten die Nuntien bereits am Jubiläum des Heiligen Stuhls teilgenommen, bei dem Papst Leo XIV. und etwa 5000 Mitarbeiter des Heiligen Stuhls zunächst in der Audienzhalle einer Meditation der Ordensfrau Maria Gloria Riva gelauscht hatten und anschließend in einer vom Papst selbst angeführten Prozession zu einer Messe in den Petersdom gezogen sind.

(vatican news)

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@Vatican Media)
 

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10. Juni 2025,

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