Ein Großteil der Kinder im Gazastreifen hungert
Ein Großteil der Kinder im Gazastreifen hungert. Damit muss Schluss sein, fordert Oliver Müller, der Leiter von Caritas international, in einem Gastbeitrag
22.05.2025
Oliver Müller
Anderthalb Jahre nach den Angriffen auf Israel und dem seither andauernden Krieg fehlt es den Menschen im Gazastreifen an allem. Ein Großteil der Kinder dort hungert, zwei Millionen Menschen und damit die gesamte Bevölkerung ist auf humanitäre Hilfe angewiesen. Doch seit zwei Monaten sind die Grenzen für dringend benötige Hilfslieferungen geschlossen, die Lager für Lebensmittel sind leer, die meisten Suppenküchen und Bäckereien mussten schließen, das Wenige, das es auf dem Schwarzmarkt zu kaufen gibt, ist unbezahlbar – bis zu 500 US-Dollar für einen Sack Mehl.
Die nun verkündete, zeitlich begrenzte Zulassung von Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung in den Gaza-Streifen ist zwar dringend notwendig, allerdings sind die Pläne der israelischen und der US-amerikanischen Regierung, denen zufolge im Gazastreifen geleistete humanitäre Hilfe ausschließlich über einen durch das israelische Militär kontrollierten Mechanismus koordiniert werden sollen, für humanitäre Organisationen wie Caritas international keine hinnehmbare Lösung. Weder wird so gewährleistet, dass Menschen in Not ausreichend versorgt werden, noch entspricht der Verteilungsmechanismus den im Völkerrecht vorgeschriebenen humanitären Prinzipien von “Menschlichkeit”, “Neutralität” und “Unparteilichkeit”.
Hilfe erreicht ausschließlich Menschen in Not
Diese Prinzipien leiten weltweit unser Handeln, dienen dem Schutz unserer Mitarbeitenden und sind essenziell, um Not leidende Menschen bedarfsgerecht und effizient zu unterstützen. Unabhängigen humanitären Organisationen wie unserer wäre es unter diesen Bedingungen unmöglich, weiterhin bedarfsgerecht zu helfen.
Im Gazastreifen kann und konnte Caritas international und ihre lokale Partnerorganisation Catholic Relief Services (CRS) lückenlos dokumentieren, dass die Hilfe ausschließlich Menschen in Not erreicht. Es braucht also keine neue Idee zur Verteilung von überlebenswichtigen Hilfsgütern, um den Hunger zu bekämpfen, es braucht schlicht und ergreifend eine Öffnung der Grenzen für humanitäre Hilfe ohne Einschränkungen und einen sofortigen Waffenstillstand. Unsere Kolleginnen und Kollegen im Gaza-Streifen, die selbst alle unter schwierigsten Umständen leben, stehen bereit, Lebensmittel, Trinkwasser, Zelte und Medikamente zu verteilen.
Der Autor ist Leiter von Caritas international.
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