Der Meister der Verwirrung
Wladimir Putin droht und erpresst, verspicht und verheißt. Die Zerstörung der Ukraine setzt er ungebremst fort
Quelle
Ukraine-Krieg “Einigung noch diese Woche?”! Trump-Satz lässt aufhorchen! Gespräche mit Moskau fix
Ukraine (821)
22.04.2025
Der russische Präsident weiß, wie man Schlagzeilen macht: Er spielt mit unserer Angst vor Krieg und unserer Hoffnung auf Frieden. Westlichen Staaten, die den Verteidigungs- und Überlebenskampf der Ukraine militärisch unterstützen, droht er, sie würden damit selbst zur Kriegspartei – zuletzt Deutschland im Fall von Taurus-Lieferungen. Und stets, wenn die Welt über eine besonders brutale russische Attacke schockiert aufjault, stellt er eine mögliche Waffenruhe oder ein Einlenken in Aussicht – zuletzt nach dem Palmsonntagsterror gegen Kirchgänger in der ostukrainischen Stadt Sumy.
Tatsächlich jedoch halten sich Wladimir Putin und seine Truppen an gar keine Vereinbarung: dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump sagte Putin telefonisch zu, die Angriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine einzustellen. Seine Unterhändler sagten eine Befriedung im Schwarzen Meer zu. Und unmittelbar vor den Osterfeierlichkeiten verkündete Putin selbst eine Waffenruhe für die Ostertage, die Katholiken und Orthodoxe in diesem Jahr zeitgleich feierten. Keine dieser Zusagen hielt: Die russische Armee terrorisiert weiterhin ukrainische Zivilisten mit Kampfdrohnen und Raketen; in der Zerstörung des Nachbarlandes macht Russland keine Pause. Rund 3.000 Angriffe zählte die Ukraine während der vermeintlichen Kampfpause.
Verwirrung und Frustration in Washington
Wenn Putin jetzt bilaterale Gespräche mit der Ukraine über eine befristete Waffenruhe nicht ausschließt, muss das im Licht der bisherigen Erfahrungen beurteilt werden: Verfrühte Euphorie ist jedenfalls nicht angesagt. Putin hat bisher alles getan, um den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu diskreditieren und zu delegitimieren, um die ukrainische Identität zu leugnen und die ukrainische Staatlichkeit zu schwächen. Wie die bisherigen Zusagen zu einer Feuerpause, einer Waffenruhe oder auch Waffenstillstandsverhandlungen ist auch diese Äußerung zunächst ein taktisches Manöver.
Von seinen Kriegszielen ist Putin nie abgerückt. Er setzt darauf, den Westen mit Drohungen einzuschüchtern und mit Verheißungen zu verwirren – in jedem Fall aber den längeren Atem und das bessere Durchhaltevermögen zu besitzen. Die jüngsten Äußerungen von Donald Trump und US-Außenminister Marco Rubio scheinen ihn zu bestätigen. Die US-Administration könnte sich schon bald von ihrer Rolle als Friedensvermittler verabschieden und aus dem russisch-ukrainischen Krieg zurückziehen. Schon jetzt scheint in Washington Verwirrung und Frustration zu dominieren. Und beides spielt Putin in die Hände.
Katholischen Journalismus stärken
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Stärken Sie katholischen Journalismus!
Unterstützen Sie die Tagespost Stiftung mit Ihrer Spende.
Spenden Sie direkt. Einfach den Spendenbutton anklicken und Ihre Spendenoption auswählen:
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.
Themen & Autoren
Stephan Baier
Donald Trump
Orthodoxe
Waffenruhen
Wladimir Wladimirowitsch Putin
Wolodymyr Selenskyj
Schreibe einen Kommentar