Erzbischof Broglio: “Ein schmerzlicher Schnitt”

Zollgebühren, Konflikte und Flüchtlingspolitik: Die Trump-Regierung sorgt derzeit für Schlagzeilen und bei manchen für rote Köpfe. Nach Jahrzehnten der Zusammenarbeit hat die US-Bischofskonferenz beschlossen, ihre staatlichen Kooperationsverträge zur Flüchtlings- und Jugendhilfe nicht zu verlängern. Wie Erzbischof Timothy Broglio erklärte, markiert diese Entscheidung das Ende einer “lebenswichtigen Partnerschaft” – doch das Engagement der Kirche für Migranten und Schutzsuchende bleibt bestehen

Quelle
Flüchtlinge in USA: Kirche stoppt Kooperation mit Behörden – Vatican News

Mario Galgano – Vatikanstadt

Die katholische Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten (USCCB) hat ihre Entscheidung bekannt gegeben, die bisherigen Kooperationsverträge mit der US-Regierung im Bereich Flüchtlingshilfe und Kinderprogramme auslaufen zu lassen. In einer Erklärung vom 7. April begründete der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Timothy Broglio, diesen Schritt mit der Aussetzung der Umsiedlungsvereinbarungen durch die Regierung, was zu einer “drastischen Reduzierung” der Hilfsprogramme geführt habe.

“Die Entscheidung der Regierung zwingt uns, die Art und Weise zu überdenken, wie wir auf die Bedürfnisse derer reagieren, die vor Gewalt und Verfolgung fliehen”, heißt es auf der Website der USCCB. Die Bischofskonferenz betont, man werde versuchen, alternative Wege zu finden, um denjenigen weiterhin zu helfen, die bereits von den bestehenden Programmen profitieren.

Eine Zäsur nach jahrzehntelanger Partnerschaft

Die USCCB spricht von einem “schmerzlichen Ende” einer Kooperation, die über viele Jahre hinweg Regierungen beider politischer Lager umfasst hatte. Trotzdem bleibt die katholische Kirche in den USA weiterhin aktiv in der Unterstützung von Geflüchteten, etwa über caritative Dienste vor Ort. “Wir werden uns auch weiterhin für politische Reformen einsetzen, die geordnete und sichere Einwanderungsprozesse gewährleisten”, sagte Broglio.

“Die Kirche kann immer ein Ort sein, an dem Gegner sich treffen und zumindest reden können.”

Im Interview mit diözesanen Medien betonte der Erzbischof die Bedeutung des Dialogs. Gerade in einer Zeit globaler Konflikte – etwa in der Ukraine oder im Nahen Osten – sei die Kirche gefordert, Räume für Begegnung, Zuhören und Verständigung zu schaffen. “Die Kirche kann immer ein Ort sein, an dem Gegner sich treffen und zumindest reden können.”

Spannungsverhältnis zur Biden-Regierung

Auf Fragen zur Zusammenarbeit mit der früheren Regierung Biden äußerte sich Broglio kritisch, insbesondere mit Blick auf deren Haltung zur Abtreibung: “Es war sehr schwer für mich zu verstehen, wie Präsident Biden – selbst Katholik – einige dieser Positionen vertreten kann”, sagte der Erzbischof. Die USCCB betrachte Lebensschutz, Religionsfreiheit und Gewissensfreiheit als zentrale Anliegen.

Einsatz für Mütter in Not und Glaubensbildung

Lobend äußerte sich Broglio über das Programm Moms in Need, das schwangeren Frauen Hilfe anbietet, sowie über die Initiative der Eucharistischen Wiederbelebung. Letztere solle das Verständnis für das Sakrament der Eucharistie vertiefen und junge Menschen stärker an Christus binden. “Das ist ein fortlaufendes Projekt”, so der Bischof, das langfristig angelegt sei.

Besondere Hoffnung schöpft Broglio aus dem Glauben und dem Engagement junger Katholikinnen und Katholiken in den USA. Seine eigene Diözese, das US-amerikanische Militärordinariat, ist demografisch die jüngste in den Vereinigten Staaten. “Diese Generation ist begeistert, will lernen und hat viel zu bieten”, erklärte er.

“Diese Generation ist begeistert, will lernen und hat viel zu bieten.”

“Die Kirche gehört Christus”

Trotz aller Herausforderungen bleibt der Erzbischof zuversichtlich: “Am Ende gehört die Kirche Jesus Christus”, zitierte Broglio den heiligen Johannes XXIII. In dieser Gewissheit will die US-Kirche ihren Dienst fortsetzen – für Menschen in Not, für das Leben und für den Glauben.

usccb9, 9. April 2025

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