Vier Bischöfe ecken an
In einem Beitrag von “Kirche und Leben” wird vier Bischöfen vorgeworfen, nicht synodal sein zu wollen. Deren Worte zur Weltsynode wirkten “klerikalistisch und machtarrogant”. Weit gefehlt
Quelle
Bischof Oster: Hat das Zweite Vatikanische Konzil sein Ziel erreicht?
07.11.2024
Dorothea Schmidt
In einem Kommentar der Wochenzeitung “Kirche und Leben” nennt Jens Joest die Stellungnahme der vier (Erz-)Bischöfe Rudolf Voderholzer, Stefan Oster, Gregor Maria Hanke und Kardinal Rainer Maria Woelki zur Weltsynode “klerikalistisch und machtarrogant”. Die “gemeinsame Berufung auf die Taufe” sei bei ihnen nicht erkennbar, der Passauer Bischof Stefan Oster hätte noch in Rom betont, dass Entscheidungen Frage der Hierarchie blieben.
Nun, dem ist auch so. Das mag Joest nicht gefallen, aber die Hierarchie ist durch die Synode nicht aufgehoben worden, sondern soll aus einem Funktionärstum und parlamentarischen Gehabe in ein komplementäres Miteinander im heiligen Geist überführt werden – und meint damit buchstäblich das Gegenteil von dem, was der Synodale Weg in Frankfurt drei Jahre lang inszeniert hat.
Nächstenliebe und Demut
Auch kann von “klerikalistisch und machtarrogant” nicht die Rede sein, sondern eher von “Nächstenliebe, kirchlichem Gehorsam und Demut”. Gerade Oster hat sich mehrfach sehr positiv über diese Art des Gesprächs im Heiligen Geist geäußert. Er ist es, der sich auf dem Synodalen Weg dadurch ausgezeichnet hat, dass er Menschen, die völlig anders dachten als er, mit Liebe und der Haltung begegnet ist, sie wirklich in ihren Anliegen zu verstehen. Auch die anderen drei Bischöfe sind mit offenem Herzen diesen Reformweg mitgegangen.
Das Problem lag und liegt nicht an irgendeiner klerikalen Machtgier ihrerseits. Auch stimmt es nicht, dass diese Bischöfe nicht zuhörten, wie Joest schreibt. Sie weisen lediglich darauf hin, dass es auf den heiligen Geist zu hören gilt — und nicht auf das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) oder die Präsidiumsspitze des Synodalen Weges, die menschliche Wünsche automatisch mit Weisungen des heiligen Geistes gleichzusetzen scheinen.
Wünsche sind nicht automatisch Weisungen des heiligen Geistes
Auf dem Synodalen Weg ging es weniger um den Willen Gottes als vielmehr um die Durchsetzung eigener Wünsche und Anschauungen. Insofern stellen die Bischöfe korrekt fest, dass “die geistliche Unterscheidung, das gegenseitige vertrauensvolle Hören und die Ausrichtung auf missionarische Jüngerschaft Mangelware waren in Frankfurt. Wenn Joest diesen Bischöfen einen Mangel an Synodalität unterstellt, dann fällt es nur auf ihn selbst zurück. Er gehört zu den vielen, die diese Bischöfe per se nicht anhören und in ihren Anliegen verstehen wollen; die ihnen geradezu das Wort im Mund verdrehen wollten.
Wer immer noch nicht begreift, wie sehr sich der deutsche Reformweg von der Weltsynode und dem dort angestoßenen Gespräch im heiligen Geist unterscheidet, erklärt der Synodalität den Krieg, denn die Gesprächsweise des deutschen Reformweges gutzuheißen kommt einer Absage an die vom Papst gewollte Synodalität gleich.
Joests Kritik, die vier Bischöfe würden die Reformideen des deutschen Synodalen Wegs als “parlamentarisch anmutenden Prozess” der Mehrheitsbeschaffung abtun, zeigt nur, dass das Anliegen des Heiligen Vaters, eine “spirituelle Praxis” in der Kirche zu etablieren, noch nicht überall angekommen ist, vielleicht sogar gar nicht rezipiert werden will. Der Papst selbst hat den deutschen Reformweg als parlamentarische Mehrheitsbeschaffung angeprangert.
Geistliches Hören setzt Umkehr voraus
Dass der Papst im Zuge der Synode alle Gläubigen eingeladen hat, an Entscheidungsprozessen mitzuwirken, indem sie aufeinander und auf den Geist Gottes hören, bedeutet nicht, dass sie die Letztentscheidung treffen, sondern dass sie eingeladen sind, sich auf einen spirituellen Prozess einzulassen. Hier scheint die eigentliche Herausforderung zu liegen. Beim Thema Mission, Evangelisierung und Umkehr stellen sich vielen die Nackenhaare auf. Die deutschen Synodalen haben der Evangelisierung die rote Karte gezeigt und dann umdefiniert zu: “Neuevangelisierung ist das, was wir hier tun und beschließen”. Auf dem Synodalen Weg wurde bei Umkehr nur an Strukturen gedacht.
Wir erinnern uns: Die deutschen Kirchenfunktionäre predigten auf dem Synodalen Weg keine Umkehr, sondern die Abkehr von der Umkehr; die Abkehr von der kirchlichen Anthropologie und Verfassung bei gleichzeitigen Dauerklagen über angeblich falsche Strukturen in der Kirche (mit denen Zölibat, ausschließliche Männerweihe, Heteronormativität, Komplementarität von Geistlichen und Laien gemeint waren).
Berufung zu Heiligkeit und Mission
Da kann jeder, der mit beiden Füßen auf dem Fundament der katholischen Kirche steht, nur anecken. Aber wie schon die Propheten mit Umkehr eine Umkehr der Herzen meinten, spricht auch der Papst von der Umkehr der Herzen, zuletzt in seiner neuen Enzyklika “Dilexit nos” .
Die vier Bischöfe stehen mit ihren Aussagen also in einer Linie mit dem Papst. Sie ecken an, weil sie die Essenz der Synode herausschälen, die so überhaupt nicht ins deutsch-synodale Schema passt: Geistliches Hören setzt die Umkehr jedes Einzelnen in der Freundschaft mit Christus voraus.
Die von Joest erwähnte “gemeinsame Berufung auf die Taufe” meint nicht, dass allgemeines und besonderes Priestertum über einen Kamm geschert werden dürfen, sondern bedeutet zu allererst die Berufung zu Heiligkeit und Evangelisierung, worauf die Bischöfe korrekt hinweisen.
Klerikermacht nicht in Laienmacht auflösen
Übrigens ist es auch falsch, dass die Bischöfe “Forderungen von Synodalen aus aller Welt nach einer stärkeren Rolle für Frauen überhören”, wie Joest meint; sie korrigieren lediglich das Diktat der ZdK-Spitze, die Klerikermacht in Laienmacht aufzulösen versuchte. Bei Synodalität gehe es “um das Entdecken, Fördern und Einbringen von Gaben und Charismen”, erklären sie. Ganz abgesehen davon, haben alle vier Bischöfe Frauen in ihren Bistümern die Tore längst weit geöffnet.
Gegenseitiges respektvolles Hören soll die Nächstenliebe wecken, ganz wie der Papst es in seiner Enzyklika formuliert: Durch die Begegnung mit der Liebe Christi sollen Menschen “fähig werden, brüderliche Bande zu knüpfen, die Würde eines jeden Menschen anzuerkennen und uns gemeinsam um unser gemeinsames Haus zu kümmern”. “Vom Herzen her” würde sich die Welt verändern.
Wo Liebe ist, verliert Machtgerangel an Kraft, wird der heilige Geist als der eigentliche Protagonist anerkannt. Was Joest also den Bischöfen vorwirft — sie hätten es mit Hören und Synodalität nicht so —, ist nicht haltbar. Die Vier haben Synodalität besser verstanden als manch anderer. Sie verstehen Synodalität als das, was sie im Tiefsten meint und wie sie schon die frühe Kirche gelebt hat. Und bevor man sich hierzulande auch noch über die Definition von Synodalität streitet, sei auf den Papst als Initiator dieser Synodalität verwiesen — wenn es nicht stört, dass er ganz oben in der Hierarchie steht.
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