Es gibt ein anderes Russland
Russische Stimmen gegen Wladimir Putin und seinen völkerrechtswidrigen, blutigen Krieg verdienen unsere Aufmerksamkeit
Quelle
Georgischer Alptraum | Die Tagespost
Friedensnobelpreis 2022: Zeichen gegen Krieg und für Demokratie
01.11.2024
Der Kreml diffamiert jede Kritik an Wladimir Putin und seinem völkerrechtswidrigen Krieg als “Russophobie”, und viele Putin-Apologeten im Westen übernehmen diese Sprachregelung. Umso wichtiger sind russische Stimmen, die den Tyrannen im Kreml, seinen brutalen Überfall auf das Nachbarland, seine Unterdrückung der Meinungsfreiheit in der Russischen Föderation, seine hybriden Kriege in den Nachbarländern und seine vielfältigen Verbrechen offen beim Namen nennen und kritisieren.
In Russland selbst ist das kaum noch möglich, denn Putin ist längst vom Autokraten zum Diktator geworden. Er regiert mit Willkür, Angst und Gewalt. Kritiker wissen, dass sie mit willkürlicher Verhaftung, Enteignung, Verleumdung und sogar heimtückischem Mord rechnen müssen. Die Liste der russischen Opfer des Putin-Regimes ist lang und prominent. Die Botschaft hinter jeder Verhaftung, jedem Polit-Mord, jeder Folter lautet: Niemand ist sicher; jeden kann Putins langer Arm treffen. Eine lähmende Angst hat sich in der russischen Gesellschaft breit gemacht – wie einst in der kommunistischen Sowjetunion, der Putin nachtrauert.
Russland hat Besseres verdient
Im Exil aber gibt es weiterhin und immer wieder Russen, die sich nicht einschüchtern lassen, sondern mutig das Wort ergreifen: Da ist Julia Nawalnaja, die Witwe des vom System Putin im Februar ermordeten Regimekritikers Alexej Nawalny; da ist Wladimir Kara-Mursa, der wegen seiner Kritik an Putins Krieg zu einer langen Haftstrafe verurteilt und im August bei einem Gefangenenaustausch abgeschoben wurde; da ist auch der Bürgerrechtler Oleg Orlow, einst Mitbegründer und führender Jurist der russischen Menschenrechtsorganisation “Memorial”, deren Stalin-Kritik Putin so erzürnte, dass er die Organisation zerschlagen ließ.
Sie alle stehen für ein anderes, ein besseres Russland – und hoffentlich für das Russland nach Putin. Denn Russland hat eine bessere Führung verdient als den hasserfüllten, skrupellosen KGB-Agenten, der das Land in mehrere Kriege geführt, die Brücken zum Westen niedergebrannt und einen Kuschelkurs mit den übelsten Tyrannen des Planeten begonnen hat. Wer den Kriegsverbrecher Putin mit Russland identifiziert, ist wahrhaft “russophob”, denn Russland hat andere, klügere und edlere Gesichter.
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Stephan Baier
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