Die Liebe des heiligen Bruno zur Stille und Einsamkeit führte ihn zur Gründung des Kartäuserordens – Der heilige Bruno verkörperte ein Leben in Einsamkeit und Heiligkeit und inspirierte Generationen, in seine Fußstapfen zu treten

Quelle
Der Hl. Bruno – ein fast vergessener Sohn des “hilligen Köln”?
Ein Mönch im Dienst für die Erneuerung der Kirche
Hl. Bruno

Dom Prosper Guéranger, 6. Oktober 2024

LifeSiteNews

Unter den verschiedenen Ordensfamilien wird keine von der Kirche höher geschätzt als die Kartäuser; Die Vorschriften des Corpus Juris legen fest, dass eine Person ohne Verschlechterung von einer anderen Ordnung in diese übergehen kann. (Cap. Viam ambitiosæ, i. tit. viii. Extrav. com. befreien. iii) Und doch ist sie am wenigsten zu tätigen Werken hingegeben. Ist dies nicht ein neuer und nicht der geringste überzeugende Beweis dafür, dass der äußere Eifer, so lobenswert er auch sein mag, nicht das Einzige oder das Wichtigste in Gottes Augen ist?

In ihrer Treue schätzt die Kirche alles nach den Vorlieben ihres göttlichen Bräutigams. Nun schätzt unser Herr seine Auserwählten nicht so sehr nach der Tätigkeit ihrer Werke, als nach der verborgenen Vollkommenheit ihres Lebens; jene Vollkommenheit, die sich an der Intensität des göttlichen Lebens misst und von der gesagt wird: “Seid nun vollkommen, wie auch euer himmlischer Vater vollkommen ist.” (Matthäus 5,48) Wieder heißt es von diesem göttlichen Leben: “Du bist tot, und dein Leben ist verborgen mit Christus in Gott.” (Kolosser 3,3)

Die Kirche sieht also in Anbetracht der Einsamkeit und des Schweigens des Kartäusers, seiner Enthaltsamkeit bis zum Tod, seiner Freiheit, sich Gott zu widmen, indem sie sich völlig von den Sinnen und von der Welt loslöste, darin die Garantie einer Vollkommenheit, die man zwar anderswo finden kann, die aber hier viel sicherer zu sein scheint. (Suarez. De Religione. Traktat IX. befreien. II. Kap. IV. 6)

Obgleich sich daher das Feld der Arbeit immer weiter ausweitet, obgleich die Notwendigkeit des Krieges und Kampfes immer dringender wird, so zögert es doch nicht, mit dem Schutze seiner Gesetze zu schützen und alle, die aus Gnade zum Leben in der Wüste berufen sind, mit den größten Wohltaten zu ermuntern. Der Grund dafür ist nicht weit zu suchen. Hat der Mensch in einer Zeit, in der jeder Versuch, die Welt in ihrem kopfüber absteigenden Lauf aufzuhalten, vergeblich erscheint, nicht mehr denn je nötig, sich auf Gott zu berufen? Der Feind ist sich dessen bewusst; Und daher ist das erste Gesetz, das er seinen Anhängern auferlegt, jeden Zugang zum Wege der Räte zu verbieten und alles Leben der Anbetung, der Sühne und des Gebets zu ersticken. Denn er weiß sehr wohl, daß, wenn auch eine Nation am Rande ihres Verderbens zu stehen scheint, doch Hoffnung für sie vorhanden ist, solange die besten ihrer Söhne vor der Majestät Gottes niedergeworfen sind.

Schauen Sie sich die Geschichte des Westens im elften Jahrhundert an. Wenn es je eine Zeit gab, in der es dringend erschien, dass das Kloster, weit davon entfernt, die Zahl seiner Insassen zu vermehren, sie bis zum letzten Mann zum tätigen Dienst der Kirche aussendete; Es war gewiß die Epoche, wo das Fleisch, siegreich über den Geist, seine Triumphe auch im Heiligtum verkündete; als Caesar und Satan um des anderen willen die Hirten des Volkes in Knechtschaft hielten.

Nichtsdestoweniger wurde zu dieser Zeit nicht nur Cluny die Hochburg des Christentums, sondern auch Camaldoli, Vallombrosa, die Kartause und schließlich Citeaux wurden gegründet und wuchsen stark; So groß war schon im Klosterleben selbst, daß die Seelen nach noch engerer Einkehr dürsten, nach Opfern und Buße. Und doch, weit davon entfernt, sich darüber zu beklagen, verlassen worden zu sein, zählte die Welt Romuald, Johann Gualbert, Bruno und Robert von Molesmes zu ihren ruhmreichsten Befreiern. Darüber hinaus war das Jahrhundert groß im Glauben und in jener Energie des Glaubens, die Feuer und Stahl auf die eiternden Wunden der Menschheit anzuwenden wusste; groß in der Aufrichtigkeit, mit der sie die Notwendigkeit der Sühne für solche schreienden Übel erkannte. Die Gesellschaft, vertreten durch ihre auserwähltesten Glieder vor den Füßen Gottes, empfing von Ihm neues Leben.

Dieses Fest ist also die Huldigung der Welt für einen ihrer größten Wohltäter. Die Legende des Breviers ist kurz; Aber der Leser kann mehr über unsere Heiligen erfahren, indem er seine Zuflucht zu seinen Werken nimmt; seine Briefe, die den Duft der Einsamkeit atmen und in dem schönen Stil geschrieben sind, den die Mönche jener heroischen Zeit kannten, und seine Kommentare über den heiligen Paulus und die Psalmen, die klar und prägnant sind und sowohl seine Wissenschaft als auch seine Liebe zu Jesus und zur Kirche offenbaren.

Nach der Sitte der damaligen Zeit wurde die breve depositionis, die seinen Tod ankündigte, von Kirche zu Kirche geschickt und mit Zeugnissen allgemeiner Verehrung bedeckt zurückgekehrt. Nichtsdestoweniger waren seine Jünger mehr darauf bedacht, seine Heiligkeit nachzuahmen, als sie vom Apostolischen Stuhl anerkennen zu lassen. Vier Jahrhunderte nach seinem Tode ermächtigte Leo X. die Kartäuser, ohne jeden Prozeß, auf der Grundlage des einfachen Beweises der Ursache, ihrem Vater öffentliche Ehre zu erweisen. Hundert Jahre später, im Jahr 1622, dehnte Gregor XV. sein Fest auf die ganze Welt aus.

Es folgt die Legende, die in der heiligen Liturgie gegeben wird.

Bruno, der Gründer des Kartäuserordens, wurde in Köln geboren und versprach von seiner Wiege an eine große Heiligkeit für die Zukunft. Von der göttlichen Gnade begünstigt, ließ ihn der Ernst seines Charakters jede Kindlichkeit meiden; so daß man schon in diesem Alter in ihm den künftigen Vater der Mönche und den Wiederhersteller des anachoretischen Lebens hätte voraussehen können. Seine Eltern, die sich durch Tugend und Adel auszeichneten, schickten ihn nach Paris, wo er in Philosophie und Theologie große Fortschritte machte und an beiden Fakultäten den Grad eines Doktors und eines Magisters erwarb. Bald darauf wurde er wegen seiner bemerkenswerten Tugend zum Kanoniker in der Kirche von Reims ernannt.

Nach einigen Jahren entsagte Bruno mit sechs seiner Freunde der Welt und begab sich zu Hugh, dem Bischof von Grenoble. Als der Bischof die Ursache ihres Kommens erfuhr, begriff er, dass sie durch die sieben Sterne gekennzeichnet waren, die er in seinem Traum der vergangenen Nacht zu seinen Füßen hatte fallen sehen. Er übergab ihnen daher einige wilde Berge, die Chartreuse genannt werden und zu seiner Diözese gehören, und leitete sie selbst dorthin. Nachdem Bruno dort mehrere Jahre lang ein eremitisches Leben geführt hatte, wurde er von Urban II., seinem Schüler, nach Rom gerufen. In den großen Prüfungen, die die Kirche damals durchmachte, bediente sich der Papst einige Jahre lang gern der Klugheit und des Wissens des Heiligen, bis Bruno, der das Erzbistum von Reggio ablehnte, die Erlaubnis erhielt, sich zurückzuziehen.

Von der Liebe zur Einsamkeit angezogen, begab er sich an einen wüsten Ort in der Nähe von Squillace in Kalabrien. Graf Roger von Kalabrien war eines Tages auf der Jagd, als seine Hunde um die Höhle des Heiligen herum zu bellen begannen. Der Graf trat ein und fand Bruno beim Gebet und war von seiner Heiligkeit so beeindruckt, daß er ihn und seine Gefährten von nun an sehr ehrte und ihre Bedürfnisse erfüllte. Seine Freigebigkeit fand ihren Lohn. Wenig später, als derselbe Graf Roger Capua und Sergius belagerten, hatte ein Offizier seiner Garde beschlossen, ihn zu verraten. Bruno, der noch in seiner Wüste lebte, erschien dem Grafen im Schlaf, enthüllte ihm den ganzen Verrat und rettete ihn so vor der drohenden Gefahr.

Endlich entschlief Bruno, voll Tugenden und Verdienste, ebenso berühmt für seine Heiligkeit wie für seine Gelehrsamkeit, in unserem Herrn ein und wurde in dem von Graf Roger erbauten Kloster St. Stephan begraben, wo er noch heute sehr geehrt wird.

Segne, o Bruno, die dankbare Freude der Kinder Gottes. Mit ganzem Herzen fügen sie sich dem Urteil ihrer Mutter, der Kirche, wenn sie unter den schönen, reichen Obstbäumen im Garten unseres Herrn ihre Vorliebe für diejenigen nicht verhehlt, deren stiller Schatten die Vorliebe ihres göttlichen Bräutigams auf sich zieht. “Zeige mir, o Du, den meine Seele liebt, wo Du speist, wo Du am Mittag liegst, damit ich nicht anfange, den Herden Deiner Gefährten nachzuwandern.” (Hohelied 1:6) So spricht die Braut im heiligen Gesang. Und als du die göttliche Antwort hörst, die das Bessere preist, mischst du deine Stimme mit dem Gesang unseres Herrn und der Kirche und sprichst:

O Einsamkeit und Stille der Wüste! verborgene Freude; Gutes ist der Menge unbekannt, aber den Tapferen bekannt! Da sind die jungen Triebe der Tugend, die sorgfältig gepflegt werden: dort sind Arbeit und Ruhe ein und dasselbe und werden von den Früchten des Paradieses genährt. Dort erhält das Auge jenen Blick, der das Herz des Bräutigams verwundet (Hohelied 4,9) und jene Reinheit, die Gott schaut. (Matthäus 5,8) Da ist Rachel in all ihrer Schönheit, die von Jakob mehr geliebt wird als Lia, wenn auch weniger fruchtbar; und ihre Söhne Joseph und Benjamin sind die Lieblinge ihres Vaters. (Bruno, Epist. ad Radulphum)

Deine Söhne schätzen in ihrem ererbten Frieden dieses Vorrecht des Vollkommenen, auch in diesen Tagen fieberhafter Aufregung. So einfach wie sie selbst ist die Geschichte ihres Ordens; voll von Übernatürlichem, aber scheinbar das Wunderbare und Wunderbare zu meiden; Obwohl das Heldentum aller so groß ist, dass nur sehr wenige sich von den anderen als bemerkenswert durch Heiligkeit abheben. Bewahre diesen deinen eigenen Geist in deinen Kindern, o Bruno, und lass uns von ihrem Beispiel profitieren. Denn ihr Leben predigt der Welt schweigend die Lehre des Apostels:

Was geistige Dinge betrifft… Ich zeige euch noch einen vortrefflicheren Weg. Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen rede und keine Barmherzigkeit habe… wenn ich Weissagungen hätte und alle Geheimnisse und alles Wissen kennen würde, und wenn ich allen Glauben hätte, so dass ich Berge versetzen könnte… und wenn ich all meine Güter verteilen würde, um die Armen zu speisen, wenn ich meinen Leib zum Verbrennen übergebe und keine Almosen hätte, so nützt es mir nichts. Die Liebe fällt nie ab: ob die Prophezeiungen ungültig gemacht werden, die Zungen aufhören oder die Erkenntnis vernichtet wird. Werdet nicht Kinder im Sinne des Sinnes; Seid aber in Bosheit Kinder und seid im Sinne vollkommen. (1. Korinther 12, 13, 14)

Dieser Text stammt aus dem Litauischen Jahr von Dom Prosper Guéranger (1841-1875). LifeSiteNews ist der Website The Ecu-Men dankbar dafür, dass sie dieses klassische Werk leicht online verfügbar gemacht hat.

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