Probleme einer Soziologie des Wissens
Max Scheler über den Text im Vorwort zu “Die Wissensformen und die Gesellschaft”
Unser Zeitalter – zum erstenmal in der bisherigen Geschichte der sogenannten Neuzeit – erteilt uns durch die gewaltig gewachsenen Vergleichsmöglichkeiten der Wissenskulturen und Erkenntnisformen der Völker und Zeitalter und nicht minder kraft der tiefgehenden Erschütterungen fast aller Grundlagen des neuzeitlichen Weltbildes die volle und souveräne Freiheit und die genügende Distanz, ein neues Wort über die Entwicklungsgesetze des menschlichen Wissens und seiner Formen zu wagen:
ein Wort zugleich, das wesentlich andere Zukunftsperspektiven für die Weiterentwicklung unseres ganzen theoretischen Weltbildes in Philosophie und Wissenschaft eröffnet, als die Ganz- und Halbformen der positivistischen und kritizistischen philosophischen und entwicklungstheoretischen Lehren uns gegeben hatten und von ihren Voraussetzungen aus geben mußten. […] Die “Soziologie des Wissens” ist in ihrem ersten Teile […] der erste positive Versuch, die Einseitigkeiten und prinzipiellen Irrtümer sowohl der naturalistischen Geschichtslehren, voran des Ökonomismus von Karl Marx, als der ideologischen und szientifistischen Geschichtsauffassungen prinzipiell zu überwinden. (Hegel und Comte.) Das hier entwickelte Grundgesetz der zeitlich und nach Epochen der Kultur wechselnden Arten des Zusammenspiels der geistig-ideenhaften und der triebhaft-realen Determinations- und Wirkfaktoren des geschichtlich-gesellschaftlichen Lebens wird in der ihrem Abschluß entgegengehenden “Anthropologie” des Verfassers eine noch tiefere Fundierung erhalten, als sie in diesem Rahmen zu geben möglich war. [Max Scheler über den Text im Vorwort zu “Die Wissensformen und die Gesellschaft”]
Probleme einer Soziologie des Wissens
Herausgeber : Independently published (17. Mai 2021)
Autor: Max Scheler
Sprache : Deutsch
Taschenbuch : 234 Seiten
ISBN-13 : 979-8506008484
Schreibe einen Kommentar