Im Namen Gottes und seiner Kirche

 Aktuell

Internetportal der römisch-katholischen Kirche im Kanton Bern

Brigite Durrer, ehemalige Synodalrätin der röm.kath. Landeskirche und abgetretene Präsidentin der Tagsatzung im Bistum Basel resigniert nicht.

Donnerstag, 03. November 2011

Die Reformunfähigkeit der Kirche hat sie seit Jahren bewegt. Brigitte Durrer, Zeichnungslehrerin, Erwachsenenbildnerin. Grossmutter von 3 Enkelkindern, ehemalige Synodalrätin der Röm.Kath. Landeskirche Bern und langjährige Präsidentin des Vereins Tagsatzung, hat ein Etappenziel erreicht. Ihr Verein des Widerstandes wird schweizerisch (wir berichteten): Der Reformstau der Kirche aber bleibt.

Eingestiegen in die Kirchenarbeit ist sie in der Studienzeit als Pfarreisekretärin.In Bern engagierte sie sich in der Pfarrei Guthirt Ostermundigen in der Jugendarbeit.  Für das Bildungshaus Schönbrunn der Jesuiten arbeitete sie in der Begleitkommission mit. Wie viele in ihrer Generation motivierte Durrer das letzte Reformkonzil zum Frühjahrsputz in der Kirche. Verstaubte Kirchenfenster wurden aufgerissen, eisenbeschlagene Kirchentüren aus der Angel gehoben. Im Bistum Basel, das 10 Kantone umfasst, wurden weitreichende Reformen umgesetzt. Laien dürfen predigen, Frauen und Männer, verheiratet oder nicht, leiten als nicht geweihte TheologInnen Pfarreien. Rom akzeptierte diese pastoralen Lösungen nur als Ausnahmefall, als Notlösung. Bei den Themen wie Pflichtzölibat, Sexualmoral, Wiederverheiratete Geschiedene, Diakoninnen – vom Frauenpriestertum gar nicht zu sprechen – bewegte sich in Rom nichts.

Synodale Kirche

Die Tagsatzungsbewegung im Bistum Basel versuchte der Resignation, die sich in grossen Teil des Kirchenvolkes breit machte, entgegenzutreten. Leo Karrer, em. Pastoraltheologe und Laientheologe der ersten Stunde, entwarf die Idee der Tagsatzung. Im Bistum Chur existierte eine Tagsatzung als Widerstand gegen Bischof Haas. 1998 fand die erste Versammlung im Bistum Basel in Luzern statt. Die Berner Landeskirche und 8 andere finanzierten damals kräftig mit. Brigitte Durrer organisierte mit MitstreiterInnen im Vorfeld ein Forum für eine synodale Kirche im Kanton Bern. Nach der zweiten Tagsatzung in Bern 2001 gründeten die Organisatoren den Verein Tagsatzung im Bistum Basel, zu deren Präsidentin Brigitte Durrer gewählt wurde. Verschiedene Landeskirchen und Spenden ermöglichten mit ihren Beiträgen das Einrichten einer Geschäftsstelle. Sinn und Zweck war es, den Reformanliegen und den erarbeiteten Themen mehr Nachhaltigkeit zu verschaffen. Der Verein hat heute 85 Kollektiv- und 261 Einzelmitglieder. Ihre ordentlichen Beiträge ermöglichen die Weiterführung der Geschäftsstelle, die Beiträge der Landeskirchen inkl. Spenden die verschiedenen Veranstaltungen. Der neu schweizerisch ausgeweitete Verein wird vom Kapuziner Adrian Müller präsidiert.

Internationale Beziehungen

Resignation akzeptierte Brigitte Durrer nie. Im Gegenteil: “Gerade weil die Resignation gross ist, müssen wir weitermachen. Die Gefahr einer Polarisierung ist nicht zu unterschätzen. Solange in unserer Kirche eine kleine Gruppe von Geweihten, gestützt durch Ideologie und Verfassung, immer Recht hat, die grosse Mehrheit der Kirchenzugehörigen aber nicht wirklich mitbestimmen kann – da bleibt der Dialog eine grosse Herausforderung.” Durrer wird weiterhin die internationalen Beziehungen für den Vorstand pflegen. Auf die Priesterinitiative in Österreich angesprochen (siehe “pfarrblatt” Nr. 38) sagt sie: “Dass es nun Priester im Amt sind, die sich zusammentun, ist schon bemerkenswert und ermutigt. Machen wir uns aber nichts vor. Viele ihrer Anliegen werden in den Pfarreien umgesetzt. Ich glaube, dass Wiederverheirateten Geschiedenen selten die Kommunion verweigert wird, dass verheiratete Priester Eucharistie feiern oder auch bei ökumenischen Anlässen ohne grosses Aufhebens gemeinsam Abendmahl gefeiert wird. Der Skandal ist dabei, dass die offizielle Kirche diese Hoffnungszeichen bei Bekanntwerden als Grenzüberschreitungen ahndet.”

“Gusle”

Durrer bezeichnet ihr stetes Engagement als “Gusliarbeit”: “Ich werde kaum je aus der Kirche austreten, auch wenn ich verstehe, wenn Menschen wegen Missbrauchsskandalen oder Rechtsrutschen à la Piusbrüder sagen “i ma nümm”. Ich will nicht, dass Religion vollkommen privatisiert wird, im Gegenteil, ich träume von einer europäischen christlichen Kirche, die nicht konfessionell getrennt ist.” Die Reformanliegen nicht versanden zu lassen, theologische Fragen der Existenz und Gottesbilder zu diskutieren, mit Gleichgesinnten in verschiedenen Foren, wie zum Beispiel zusammen mit dem Forum für eine offene Katholizität, nachzudenken oder in Projektgruppen zu arbeiten, das bezeichnet sie als “Gusle”. Sie erinnert an die Kirchendemonstration 2009 “Auftreten statt Austreten” in Luzern, an der über 1500 Reformwillige teilnahmen: “Pfarreien und Gruppen leben, weil Menschen miteinander etwas unternehmen. Auch kleine Gruppen können als Hefeteig etwas wachhalten, es muss nicht immer eine Grossdemo sein.”

Tagsatzungskloster

Brigitte Durrer wäre nicht die, die sie ist, hätte sie nicht auch noch einen Traum: “Ich träume von einem Tagsatzungskloster, in dem Menschen verschiedenen Alters zeitweise zusammenleben. Es könnte ein Rückzugs- und Aufbruchsort sein, der mit Einsätzen für eine gerechtere Welt, mit theologischen Fragen und neuen Orientierungsmodellen für das Leben Wirkung erzielt.” Auch wenn Reformen im Vatikan auf sich warten lassen – dieses Warten bleibt für Brigitte Durrer eine Inspiration.

Jürg Meienberg

Fazit: “Rom akzeptierte diese pastoralen Lösungen nur als Ausnahmefall, als Notlösung!” Wen kümmerts? Viele unserer einst blühenden Pfarreien sind heute am Boden zerstört. Es ist absurd, jetzt alles schönzureden, oder dafür die Weltkirche verantwortlich zu machen! Finanzieren tatsächlich Landeskirchen Tagsatzungen und ähnliche innerkirchliche, von der Weltkirche nicht anerkannte Gruppierungen und deren Ressourcenverbrauch mit, ist das eine Anmassung. Ist es nicht so, dass heute jener Teil am “aktivsten” ist, der die Weltkirche in Rom seit Jahrzehnten der Diktatur bezichtigt und von dort keinerlei Informationen an die Gläubigen weitergegeben hat. Ein grosser Teil dieser Gläubigen ist inzwischen emigriert, abgetaucht, oder definitiv gegangen, weil sich mündige Katholiken keinen undefinierten neuen Glauben aufdrängen lassen wollen.

 

Internationale Beziehungen:

kathbern: Internetportal der römisch-katholischen Kirche im Kanton Bern
Basler.Tagsatzung
Herbert.Haag-Stiftung
Leo-Karrer
Wir.sind.Kirche: Preisverleihung Herbert Haag-Stiftung
Hans-Küng: 7 Punkte-Strategie
Pfarrer-Initiative: “Aufruf zum Ungehorsam”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel