Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben, Joh. 15

27. Sonntag im Jahreskreis, Evangelium nach Matthäus 21,33-43

Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land.

Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen.

Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie.
Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erstemal; mit ihnen machten sie es genauso.

Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.
Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben.
Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um.

Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun?

Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist.

Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder?
Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.

Kommentar zum heutigen Evangelium

Hl. Basilius (um 330 – 379), Mönch und Bischof von Caesarea in Kappadozien, Kirchenlehrer
Homilie 5 zum Hexaëmeron, 6; SC 26

Frucht bringen

Der Herr vergleicht die Seelen der Menschen wiederholt mit Weinstöcken: “Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe” (Jes 5,1); “Ich legte einen Weinberg an und zog ringsherum einen Zaun” (vgl. Mt 21,33). Offensichtlich meint Jesus mit dem Weinberg die Seelen der Menschen. Er hat sie mit dem Schutz, den seine Gebote gewährleisten, wie mit einem Zaun umgeben und lässt sie von seinen Engeln behüten, denn “der Engel des Herrn umschirmt alle, die ihn fürchten und ehren” (Ps 34,8). Er hat um uns eine Art Schutzzaun gezogen, dergestalt, dass er in der Kirche “die einen als Apostel, die andern als Propheten, die dritten als Lehrer eingesetzt hat” (1 Kor 12,28). Ausserdem zieht er durch das Beispiel heiliger Menschen aus früheren Zeiten unsere Gedanken himmelwärts und lässt sie nicht zur Erde fallen, wo sie es verdienten, mit Füssen getreten zu werden. Er möchte, dass tätige Nächstenliebe uns wie die Ranken eines Weinstocks an unseren Nächsten bindet und uns an ihm Halt finden lässt. So werden wir unseren Aufschwung zum Himmel  nicht verlieren, wir werden uns wie Reben emporwinden zu den höchsten Höhen.

Er verlangt auch unser Einverständnis damit, dass wir gejätet werden. Eine Seele ist in gejätetem Zustand, wenn sie die Sorgen der Welt, die unser Herz belasten, von sich fern hält. Wer die Liebe zur Welt und die Abhängigkeit vom Reichtum von sich fernhält; wer das Streben nach solch erbärmlichem Ruhm für abscheulich und erbärmlich hält, ist sozusagen in einem gejäteten Zustand und kann, unbelastet von weltlichen Sorgen, frei aufatmen.

Wir dürfen aber, um das Gleichnis weiterzuführen, nicht bloss Rebenholz produzieren, das heisst ein Leben der Prahlerei führen oder den Beifall der Anderen suchen. Wir müssen Frucht bringen und dem Winzer die Präsentation unserer Werke überlassen.

Lesung: Buch Jesaja 5,1-7.

Ich will ein Lied singen von meinem geliebten Freund, ein Lied vom Weinberg meines Liebsten. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe.
Er grub ihn um und entfernte die Steine und bepflanzte ihn mit den edelsten Reben. Er baute mitten darin einen Turm und hieb eine Kelter darin aus. Dann hoffte er, dass der Weinberg süsse Trauben brächte, doch er brachte nur saure Beeren.

Nun sprecht das Urteil, Jerusalems Bürger und ihr Männer von Juda, im Streit zwischen mir und dem Weinberg!
Was konnte ich noch für meinen Weinberg tun, das ich nicht für ihn tat? Warum hoffte ich denn auf süsse Trauben? Warum brachte er nur saure Beeren?

Jetzt aber will ich euch kundtun, was ich mit meinem Weinberg mache: Ich entferne seine schützende Hecke; so wird er zur Weide. Seine Mauer reisse ich ein; dann wird er zertrampelt.
Zu Ödland will ich ihn machen. Man soll seine Reben nicht schneiden und soll ihn nicht hacken; Dornen und Disteln werden dort wuchern. Ich verbiete den Wolken, ihm Regen zu spenden.

Ja, der Weinberg des Herrn der Heere ist das Haus Israel, und die Männer von Juda sind die Reben, die er zu seiner Freude gepflanzt hat. Er hoffte auf Rechtsspruch – doch siehe da: Rechtsbruch, und auf Gerechtigkeit – doch siehe da: Der Rechtlose schreit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel