Der Anteil der Ungetauften in unserer Gesellschaft wächst kontinuierlich

Es werden auch immer weniger Kinder getauft

Erwachsenentaufe

Gesellschaftlicher und kirchlicher Wandel

Veränderte gesellschaftliche und kirchliche Bedingungen, wie die weitgehende Auflösung des vormals geschlossenen katholischen Milieus, haben seit den achtziger Jahren die Selbstverständlichkeit eines “vererbten” Christseins durch eine Glaubensvermittlung vor allem in der Familie, in Gemeinde und Schule in den Hintergrund treten lassen. Der Anteil der Ungetauften in unserer Gesellschaft wächst kontinuierlich, es werden auch immer weniger Kinder getauft. Dennoch verbinden die meisten Menschen mit dem Begriff “Taufe” die Praxis der Kleinkindertaufe, die in den Diözesen des deutschen Sprachgebiets auch noch die Normalform der Taufe ist. Doch die Taufe der Kinder ist nicht die einzige Form der Taufe.

Die Eingliederung Erwachsener in die Kirche

Der ursprüngliche und eigentliche Weg des Christwerdens ist der Katechumenat. Sein Ziel ist die Einführung und Eingliederung in die Kirche. In der Urkirche war das Sakrament der Taufe ein “Erwachsenensakrament”. Der erwachsene Mensch, der sich entscheidet sich taufen zu lassen, entscheidet sich damit auch frei und bewusst für Gott, für die Nachfolge Jesu und die Zugehörigkeit zu einer christlichen Kirche.

Die Wiedereinführung der Erwachsenentaufe durch das Zweite Vatikanische Konzil greift auf die Praxis der frühen Kirche zurück. Schon im Neuen Testament wird deutlich, dass die Kirche von Anfang an den Empfang der Taufe mit notwendigen Vorbereitungen (Katechese) und bestimmten Anforderungen verknüpfte, wenn auch eine einheitliche Form nicht festzustellen ist. Die Geschichte der Kirche ergab, dass bereits getaufte Erwachsene ihre Kinder taufen liessen, um ihnen das Wertvolle nicht vorzuenthalten, das gläubige Menschen in der Taufe geschenkt erhalten: “Kinder Gottes” zu werden und mit Jesus Christus, dem Auferstandenen, in der Gemeinschaft der Kirche verbunden zu sein. Entsprechend wurde der “Geschenkcharakter” der Taufe betont und der wesentliche Aspekt der bewussten Entscheidung auf das Sakrament der Firmung verlagert.

In der Vorbereitung auf die Erwachsenentaufe, dem “Katechumenat”, werden alle drei Sakramente der Taufe, Firmung und Eucharistie gefeiert, eine Praxis wie sie in den orthodoxen Kirchen seit alters her bis heute üblich ist, auch bei der Säuglingstaufe.

Die erste Phase: Erstverkündigung

Es ist die Zeit erster Begegnungen mit Christen. Die Suche nach Antworten auf die Fragen des Lebenssinns, die Sehnsucht nach Heil und Geborgenheit, das Bedürfnis nach religiösem Erleben oder ein persönliches Bekehrungserlebnis wecken das Interesse am christlichen Glauben und der Kirche. Am Ende dieser Phase des Kennenlernens steht die verbindliche Zusage, sich auf den Weg der Vorbereitung im Katechumenat einzulassen. Dies ist der Zeitpunkt für die Feier der Aufnahme in den Katechumenat.

Die zweite Phase: Katechumenat

In die Zeit des in der Regel etwa einjährigen Katechumenats, der eigentlichen Zeit der Einführung, fallen anschliessende Feiern, deren Gestaltung sich wie folgt anbietet:

Die Feier der Aufnahme: Sie findet statt, wenn die Taufbewerber schon einige Vorbereitungsstunden mit den Katecheten verbracht haben. Bei dieser Feier stellen sich die Taufbewerber der Gemeinde vor und erbitten den Glauben von der Kirche Gottes.

Die Feier der Einschreibung: Mit ihr endet die Vorbereitungszeit. Die Taufbewerber werden der Gemeinde vorgestellt. Die Paten bezeugen, dass die Bewerber das Wort Gottes gläubig aufgenommen haben. Für die Taufbewerber beginnt nun die Zeit der näheren Vorbereitung.

Die Feiern der Übergabe des Glaubensbekenntnisses und des Vater unsers: In dieser Feier wird das Glaubensbekenntnis überreicht. Die Bewerber nehmen es in ihr Gedächtnis auf und geben es später öffentlich wieder. Ebenso erhalten sie das Vater unser.

Die Feier der Zulassung zur Taufe, Bussfeiern und Taufskrutinien: Die intensive Vorbereitung, die Zeit zwischen der Feier der Zulassung zur Taufe und der Feier des Christwerdens, geschieht in der Regel in der Österlichen Busszeit. Im Mittelpunkt des Gemeindelebens sollte in dieser Zeit die Erneuerung des Taufbewusstseins stehen. Taufbewerber können an den Bussgottesdiensten der Gemeinde teilnehmen. Die Bussfeiern dienen der geistlichen Umkehr, die durch die Gebete um Befreiung ergänzt werden. In den Messfeiern am dritten, vierten und fünften Sonntag der österlichen Busszeit sollten die Taufskrutinien begangen werden. Der Name Skrutinium kommt vom Lateinischen, bedeutet Prüfung und stammt aus dem altkirchlichen Katechumenat. In dieser Zeit gibt die Kirche den Taufkandidaten Gelegenheit, ihren Glauben im Blick auf die bevorstehenden Feiern der österlichen Sakramente des Christwerdens zu prüfen.

Die Feier der Sakramente der Eingliederung: Die Bewerber erhalten die Sakramente Taufe, Firmung und Eucharistie. In der Regel werden Erwachsene in der Osternacht getauft. Das erinnert an die Zeit der ersten Christen. Diese wurden getauft an die Erinnerung der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus. Die Sakramente werden nach der Taufwasserweihe gespendet. Die Firmung erfolgt direkt nach der Taufe. In der nachfolgenden Eucharistiefeier erhalten die Neugetauften die Kommunion.

Die dritte Phase: Mystagogische Vertiefung

Diese Zeit der Vertiefung wird je nach der persönlichen Situation der Neugetauften von unterschiedlicher Dauer sein. In diesem letzten Abschnitt geht es um die Entfaltung und Vertiefung dessen, was in den Eingliederungssakramenten gefeiert und erlebt worden ist und in der sonntäglichen Eucharistie vergegenwärtigt wird.

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