Eheleute nicht im Regen stehen lassen Teil 1

Katechese über die Ehe

Von Pfarrer Ulrich Engel*

Rodgau, 19. September 2011, zenit.org

Heute wird uns in der Katechese das Sakrament der Ehe beschäftigen. Dieses Thema kann in seiner Bedeutung für Kirche und Gesellschaft gerade auch in unserer modernen Welt überhaupt nicht überschätzt werden. Es wird aber, wie mir scheint, auch nach dem das Zweite Vatikanische Konzil, das Wichtiges über die Ehe gesagt hat, in der kirchlichen Verkündigung nach wie vor ziemlich stiefmütterlich behandelt. Man wird den Eindruck nicht los, die Verkünder drücken sich eigentlich vor diesem Thema und erklären die Ehe und auch die Sexualität für eine Privatsache, die auch die Kirche nichts angehe. Und im Übrigen könne man sich mit der Lehre der katholischen Kirche von Ehe und Sexualität ohnehin nur in Widerspruch mit der Welt setzen. Wie peinlich. Dass die Kirche damit dieses ureigenste Feld der Schöpfung und auch der Erlösung kampflos der Welt und der Politik überlässt, und auch die Eheleute mit ihren Problemen im Regen stehen lässt, scheint wohl kaum bedacht zu werden. Das kann sich die Kirche nicht leisten.

Die Kirche darf die Eheleute nicht sich selbst überlassen, sie unwissend und von der Welt nur verführt in die Ehe stolpern lassen; das ist schlicht verantwortungslos. Die Ehe ist doch kein romantisches Märchen, bei der Eheschliessung geht es nicht um eine schöne Hochzeit oder ein Solo bei der Trauung, da steht das ganze Leben und die ganze Ewigkeit auf dem Spiel, und nicht nur von zwei Menschen.

Es ist ja keineswegs so, dass man alles, was man für die Ehe braucht, auch schon in die Wiege gelegt bekommt. Auch kann die Kirche ihre Verantwortung nicht einfach Eheleuten überlassen, die im Unterschied zu den Priestern ja als Profis in dieser Materie gelten, denen gegenüber sich die Priester lediglich auf das Ausfüllen eines Brautexamensformulars zu beschränken hätten. Die Kirche hätte viel Wichtiges und auch bitter Notwendiges zu ihnen zu sagen und müsste es auch sagen, und zwar amtlich, nämlich durch ihre Priester.

Zunächst einmal sind die Menschen von Gott füreinander als Mann und Frau erschaffen. Ist ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, dass die Heilige Schrift mit einer Hochzeit beginnt, nämlich mit der Erschaffung des ersten Menschenpaares, von Mann und Frau nach dem Abbild Gottes, ihm ähnlich? Und auch mit einer Hochzeit schliesst, nämlich mit der Vision von der Hochzeit des Lammes, Jesus Christus, des ewigen Bräutigams und seiner Braut, der Kirche, am Ende der Offenbarung des Johannes?

Überhaupt zieht sich das Motiv von Gott und seinem Volk als bräutlichem Bundesvolk durch die gesamte Heilige Schrift des Alten und Neuen Testamentes, zunächst als Bund Gottes mit dem Volk Israel, wie es ganz ausdrücklich in den Büchern der Propheten Jesaja, Ezechiel, Hosea,  aber auch beim Propheten Jeremia und im Psalm 45, oder auch im Hohelied beschrieben wird. Und dann mit dem Neuen Bundesvolk des auferstandenen Herrn und seiner Kirche. Die Vollendung der Menschheit am Ende der Zeiten besteht dann in der hochzeitlichen, bräutlich liebenden Einheit des Bräutigams Christus mit seiner Braut, der Kirche.

Alle Menschen sind von Gott zur Feier einer ewigen Hochzeit geschaffen und bestimmt. Die Ehe ist die Idee Gottes selbst von der liebenden Verbindung von Mann und Frau, und er selbst erschafft ja die Menschen auch nicht etwa eingeschlechtlich, sondern als Mann und Frau schuf er sie, weil er beide füreinander geschaffen hat. “Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt”, damit ist bereits mit den Worten der Heiligen Schrift gesagt, dass der Mensch von Gott zwar als Einzelwesen geschaffen ist, aber zur Gemeinschaft mit einem Menschen des jeweils anderen Geschlechts. Der Mensch ist also von  Schöpfung wegen zugleich Einzel-wie auch Gemeinschaftswesen oder, wie es auch politisch bezeichnet wird, “ens individuale”, als ein Individualwesen, und “ens soziale”, ein Gemeinschaftswesen.

Die Ehe von Mann und Frau als Abbild der liebenden Einheit der drei göttlichen Personen in Gott. Der Charakter des Menschen als Einzel- wie auch als Gemeinschaftswesen hat zunächst schon einmal den Grund, dass Gott den Menschen als sein Abbild erschaffen hat, ihm ähnlich. Auch in Gott leben ja die drei göttlichen Einzelpersonen von Ewigkeit zu Ewigkeit in der Einheit des göttlichen Wesens. Die Abbildlichkeit des Menschen mit Gott besteht darin, dass Gott den Menschen als Person erschaffen hat, nämlich ausgestattet mit Erkenntnis und freiem Willen, damit er lieben kann, wie Er, Gott, liebt. Was nämlich eine Person als eine Person qualifiziert, ist ihre Fähigkeit, lieben zu können, aber deshalb auch lieben zu müssen. Der Mensch kann sich als Person deshalb auch nur auf eine Weise selbst verwirklichen, nämlich in der Liebe. Wer dagegen nicht liebt, lebt im Widerspruch zu seinem Person-Sein, das heisst aber, in einem Selbstwiderspruch.

Ein Liebender kann aber auch nur lieben, wenn er ein Gegenüber hat, dem er seine Liebe schenken kann und das umgekehrt auch ihn lieben kann, dass ihm also, wie es in der Heiligen Schrift heisst, entspricht. Und das muss auch wiederum eine Person sein. Diesem Erfordernis genügt eben nicht ein Schosshündchen oder ein Katerchen. Tiere vermögen zwar zu schmusen, aber nicht zu lieben, auch wenn man das gelegentlich so hören kann. Zum Lieben bedarf es nämlich unbedingt der Freiheit, die ein Tier nicht hat.

*Ulrich Engel, geb. 1950 in Erbach im Odenwald. Abitur 1968 am altsprachlichen Gymnasium in Darmstadt, Studium der Rechtswissenschaften in Mainz und Referendariat in Kassel. Danach Studium der Theologie in Mainz und Münster in Westfalen, 1984 Priesterweihe in Mainz. Nach Kaplansjahren in verschiedenen Pfarreien und am Krankenhaus seit 1990 Pfarrer von Rodgau-Weiskirchen und Rodgau-Hainhausen bei Offenbach am Main. Er ist langjähriger Referent bei “Radio Horeb”  und Autor des Buches “Die Liturgie der Karwoche und der Osternacht. Ihre Symbole, Zeichen, liturgischen Besonderheiten und deren Bedeutung – Eine liturgisch geistliche Betrachtung”.

Echt-katholisch: Pfarrer Ulrich Engel

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