Religionsfreiheit weltweit
Bericht 2010 des katholischen Hilfswerkes Kirche in Not
Am 22. November 2010 hat das internationale Hilfswerk Kirche in Not in Zürich den Medien seinen Bericht zur Religionsfreiheit präsentiert. Der in sechs Sprachen übersetzte Bericht zur globalen Situation wurde zum ersten Mal in Form einer CD herausgebracht. Kirche in Not möchte damit auf die Tatsache aufmerksam machen, dass immer noch hunderte Millionen Menschen in Gebieten leben, wo das Recht auf Religionsfreiheit mit Füssen getreten wird. Mit dem Projektverantwortlichen und Forschungsbeauftragten von Kirche in Not mit dem Spezialgebiet “Islam und christliche Minderheiten” Roberto Simona sprach Lucia Wicki-Rensch, Informationsbeauftragte des Hilfswerkes.
Herr Simona, weshalb ist es angebracht, in der Schweiz die Öffentlichkeit über die weltweite Situation der Religionsfreiheit zu orientieren?
Weltweit ist in rund einem Drittel der Länder die Religionsfreiheit eingeschränkt. Die Religionsfreiheit ist ein elementares Menschenrecht. Gerade die Schweiz hat traditionell eine wichtige Bedeutung für die Verbreitung der Menschenrechte. Denken wir zum Beispiel an die Genferkonvention. Deshalb müssen wir hierzulande und weltweit Verletzungen der Menschenrechte und im speziellen der Religionsfreiheit thematisieren.
Sie bringen alle zwei Jahre einen Bericht zur globalen Situation der Religionsfreiheit heraus. Mit welchem konkreten Inhalt?
Wir veröffentlichen diesen Bericht, um den Grad der Religionsfreiheit in 194 Ländern zu dokumentieren. Als Katholiken glauben wir an die Freiheit des Gewissens als ein grundlegendes Menschenrecht. Durch die Hervorhebung der Notlage der verschiedenen religiösen Minderheiten hoffen wir, denjenigen Trost und Unterstützung zu bringen, die unterdrückt sind. Zudem geht es uns darum deren Notlage im Bewusstsein lebendig zu halten und dadurch auf Besserung hinzuwirken.
Aus welchen Quellen stammen Ihre Informationen?
Wir können auf ein grosses Netzwerk an Kontaktpersonen in den jeweiligen Ländern zurückgreifen. Kirche in Not unterstützt jährlich und seit vielen Jahrzehnten rund 5500 Projekte in 140 Ländern. Deshalb erhalten wir viele ungefilterte Informationen von Zeitzeugen oder Betroffenen. Diesen Menschen geben wir hiermit auch eine Stimme. Zudem stützen wir unsere Berichterstattung auf anerkannte öffentliche Quellen. Diese sind im Text übrigens jeweils vermerkt.
Weshalb veröffentlichen Sie diesen Bericht nur alle zwei Jahre?
Wegen des enormen logistischen Aufwandes, der für die Durchführung der Recherche, für das Schreiben der Berichte und deren Übersetzung in sechs Sprachen, nämlich Englisch, Italienisch, Französisch, Deutsch, Spanisch und Portugiesisch notwendig ist. Zudem verläuft die Entwicklung in den betroffenen Ländern nicht derart rasch, dass eine jährliche Berichterstattung viel mehr Neues enthüllen würde.
Machen Sie im Bericht auch Vorschläge, wie Menschenrechte besser verankert werden könnten?
Nein. Wir sehen diesen Bericht über Religionsfreiheit zwar als Teil unserer Mission. Aber wir wurden nicht als eine spezifische Menschenrechtsorganisation gegründet. Deshalb konzentrieren wir uns darauf, so objektiv wie möglich über die jeweilige Lage zu berichten und setzen dabei auf die verändernde Kraft der Wahrheit.
Entwickelt sich die Situation der religiösen Verfolgung zum Besseren oder Schlechteren?
Das Gesamtbild zeigt, dass sich die Situation eher verschlechtert hat. Zusätzlich zu den bestehenden Formen der Verfolgung gibt es eine wachsende Intoleranz gegenüber dem Christentum, besonders auch in Ländern der sogenannten “ersten Welt”, und zwar derart, dass sogar der Begriff “Christianophobie” in den Medien auftaucht.
Können Sie einige Länder nennen, wo es besonders schlecht steht um die soziale oder rechtliche religiöse Toleranz?
In einer Mehrheit der Länder ist die Religionsfreiheit in irgendeiner Weise eingeschränkt. Länder mit strengen Beschränkungen und vielen Episoden sozialer oder rechtlicher Intoleranz in Zusammenhang mit der Religion sind Bangladesh, China, Kuba, Ägypten, Eritrea, Indien, Indonesien, Iran, Irak, Nordkorea, Laos, Myanmar, Nigeria, Pakistan, Saudi Arabien, Somalia, Sudan, Usbekistan, Vietnam und Yemen.
In welchen Ländern können Sie eine klare Verbesserung erkennen?
Verbesserungen zeichnen sich in Kambodscha und Nepal ab. Das ist erfreulich.
Für weitere Informationen: mail@kirche-in-not.ch
Quelle: CD-Bestellung und weitere Informationen
Schreibe einen Kommentar