Hochfest Verkündigung des Herrn

Freitag, 25 März 2011, Verkündigung des Herrn

Neun Monate vor dem Fest der Geburt des Herrn wird das Fest der Verkündigung gefeiert: der Tag, an dem der Engel zu Maria gesandt wurde und ihr verkündete, dass sie zur Mutter des Messias, des Gottessohnes, erwählt war. Maria, Vertreterin ihres Volkes und der Menschheit, hat mit ihrem einfachen Ja geantwortet. Die Gottesmutterschaft ist das zentrale Geheimnis im Leben Marias; alles andere zielt darauf hin oder hat dort seinen Ursprung und seine Erklärung. – Ein Fest der “Verkündigung der Geburt des Herrn” wurde in der Ostkirche bereits um 550 am 25. März gefeiert; in Rom wurde es im 7. Jahrhundert eingeführt.

Evangelium nach Lukas 1,26-38.

Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüsst, du Begnadete, der Herr ist mit dir.
Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruss zu bedeuten habe.
Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.
Er wird gross sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.
Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.
Auch Elisabeth, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.
Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verliess sie der Engel.

Kommentar des heutigen Evangeliums
Tertullian (um 155-220) Theologe, Das Fleisch Christi, 17; PL 2, 781 

“Mir geschehe nach deinem Wort”

Warum wurde der Sohn Gottes von einer Jungfrau geboren?… Er, der eine neue Art des Geborenwerdens sanktionieren sollte, musste selber auf ganz neue Weise geboren werden. Jesaja  hatte prophezeit, dass der Herr dieses Wunder durch ein Zeichen ankündigen werde. Welches Zeichen? “Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären.” Ja, die Jungfrau hat ein Kind empfangen und Immanuel (Gott mit uns) geboren (Jes 7, 14; Mt 1, 23). Und das ist die neue Geburtsordnung: der Mensch wird in Gott geboren, weil Gott im Menschen geboren wird; Gott wird Fleisch, um das Fleisch durch die neue Aussaat des Heiligen Geistes neu zu machen und die Beschmutzung aus der Vergangenheit zu tilgen.

Diese gesamte neue Ordnung war im Alten Testament vorabgebildet worden; denn nach dem göttlichen Plan wurde der Mensch durch die Vermittlung einer Jungfrau geboren. Die Erde war ja noch jungfräulich, noch unberührt von menschlicher Bearbeitung; die Saat war noch nicht ausgeworfen, als Gott Erde in die Hand nahm, um daraus den Menschen zu formen und ein “lebendiges Wesen” zu machen (Gen 2, 5.7). Wenn also der erste Mensch aus Erde geformt wurde, so ist es nur recht und billig, dass der zweite Mensch, den der Apostel Paulus den “neuen Adam” nennt, von Gott ebenfalls aus jungfräulicher Erde hervorgebracht wurde – das heisst aus einem Fleisch, dessen Jungfräulichkeit unverletzt war –, damit er “lebendigmachender” Geist werde (1 Kor 15, 45)…

Als Gott sein “Abbild” (Gen 1, 26), das in die Gewalt des Teufels geraten war, zurückgewinnen wollte, handelte er auf die gleiche Weise wie bei seiner Erschaffung. Eva war noch Jungfrau, als sie das Wort aufnahm, das den Tod hervorbringen sollte: so war es auch eine Jungfrau, in die das Wort Gottes herabsteigen musste, das den Bau des Lebens errichten sollte… Eva hatte der Schlange Glauben geschenkt, Maria glaubte Gabriel. Die Sünde, die Eva mit ihrem Glauben begangen hatte, tilgte Maria durch ihren Glauben… Das Wort des Teufels war für Eva die Ursache ihrer Erniedrigung und ihrer Schmerzen beim Gebären (Gen 3, 16), und sie brachte einen Brudermörder zur Welt (4, 8). Maria hingegen gebar einen Sohn, der zum Retter seines Bruders Israel werden sollte.      

Benediktiner-Erzabtei, St. Martin, Beuron

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