Neuevangelisierung in der Sprache des Herzens

Ursachen und Auswege aus der Glaubenskrise

Köln, zenit.org, 08.02.2011, von Michaela Koller 

Für den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst gehört der Zölibat zum katholischen Glaubenszeugnis dazu. Die Ehelosigkeit katholischer Priester verkörpere die besondere Lebensweise Jesu. “Der Zölibat bindet den Priester ganz an Christus und macht ihn für Gott und die Menschen verfügbar”, sagte der Bischof beim VIII. Pater-Werenfried-Jahresgedenken, das am Samstag traditionell im Kölner Maternushaus stattfand. Unter dem Motto “Neuevangelisation gegen alle Widerstände” befragte Berthold Pelster von Kirche in Not Tebartz-van Elst, sowie den dreifach promovierten Theologen, Philosophen und Historiker Peter Egger zu Ursachen und Auswegen aus der Glaubenskrise.

“Dort, wo ein authentisches Glaubenszeugnis geboten wird, da trifft dies mitten ins Herz”, zeigte sich der Limburger Bischof überzeugt. So sei etwa die Unterstützung grosser geistlicher Gemeinschaften nicht zu unterschätzen. Dabei sei auch wichtig, dass die Liturgie nicht zu einem Event herabgestuft werde. Er erinnerte an das Wort Papst Paul VI., dass das Zeugnis des Lebens nach dem Zeugnis des Wortes verlange. “Dabei ist auch wichtig, dass die Ortskirchen stark mit einbezogen werden”, sagte der 51-jährige Bischof. Auf die zentralen Fragen des Lebens, die die Menschen neu zu stellen lernten, könne auf diese Weise eingegangen werden.

Die Menschen kämen zu selten dazu, in der Tiefe über ihr Leben nachzudenken. “Sie leben unter ihren Möglichkeiten”, sagte der Bischof. Sie seien “zugestopft mit vielem” und kämen zu wenig zu sich selbst. “Wir leben in einer Diktatur der Diesseitigkeit”. Wer aber aufhöre zu beten, verliere den Glauben. Nach grossen Unglücksfällen feierten die Menschen Gottesdienste und wendeten sich öffentlich Gott zu. “Sie tun dies oft erst an den Grenzen und zu wenig im Alltag”, sagte Tebartz-van Elst.

Peter Egger ist überzeugt, dass ein nicht-christlicher Lebensstil auch auf die Christen abfärbe. Dieser werde durch Bilder und Szenen im Fernsehen sowie Internet oder auch durch Musik vermittelt, die das Unterbewusstsein erreiche. Wenn die Menschen hingegen selbst von Schmerz betroffen seien, verstünden sie das Kreuz Christi am schnellsten.

Egger möchte besonders die jungen Leute “aus der Alltäglichkeit” herausgeholt sehen, in Klöstern, bei Wallfahrten und grossen Treffpunkten. Er stelle eine neue Romantik fest, nach so viel rationaler Aufklärung in der Vergangenheit. Besonders Bilder spielten eine wichtige Rolle bei der Glaubensvermittlung. “Das Herz ist das Zentrum des Menschen”, betonte der Lehrer am bischöflichen Gymnasium “Vinzentinum” in Brixen. Daher komme es auf die Fähigkeit an, die “hohe Theologie” in eine andere Sprache zu übersetzen, “mit Bildern in eine Sprache des Herzens, die verstanden wird”, sagte er unter kräftigem Applaus.

Seine Schülerinnen und Schülern versuche er durch entsprechende Fragen auf die Erkenntnis zu führen, dass der Mensch eben “kein spezialisierter Affe” sei und die Urknalltheorie nicht die Liebe in der Welt erklären könne. Wichtig sei auch, mit jungen Leuten darüber zu reden, wie ein verpfuschtes Leben am Ende doch gerettet werden kann. “Dann werden sie hellhörig. Dann kommen wir auch zur Gottheit Jesu Christi”, verrät der Lehrer für Religion, Philosophie und Geschichte.

Von der Seligsprechung Papst Johannes Pauls II. am 1. Mai verspricht sich Peter Egger eine unvergleichliche Geistausgiessung über diese Welt, “in dieser apokalyptischen Zeit”. Der Vorgänger von Papst Benedikt XVI. sei zu Lebzeiten 400 Millionen Menschen begegnet und habe eine Million Kilometer auf seinen Reisen zurückgelegt, sagte Egger, der ihn sich als Schutzpatron der Neuevangelisierung vorstellt. Und Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ergänzte abschliessend: “Während es Papst Johannes Paul II. gelang, den Kommunismus zu besiegen, ist es die Aufgabe Papst Benedikts XVI., die westliche Welt zu Christus zu führen.” In seinem für Ende September geplanten Deutschland-Besuch sehe er daher das zweite grosse Ereignis für die Neuevangelisierung in diesem Jahr.  

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