Mittwoch der 27. Woche im Jahreskreis
Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas – 11,1-4
Hl. Philippus, Hl. Johannes XXIII. – Tagesheilige
Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat.
Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme.
Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen.
Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Eine Homilie aus dem 5. Jahrhundert, fälschlicherweise dem hl. Chrysostomus zugeschrieben
PG 64, 461
„Lehre uns beten“
Das höchste Gut ist das Gebet, das vertrauliche Reden mit Gott. Es schafft Beziehung zu Gott und Einheit mit ihm. So wie die Augen des Körpers beim Anblick des Lichtes erhellt werden, so wird die auf Gott ausgerichtete Seele von seinem unaussprechlichen Licht erleuchtet. Das Gebet fliesst nicht aus einer äusserlichen Haltung, sondern kommt aus dem Herzen. Es lässt sich nicht auf Stunden oder festgelegte Zeiten begrenzen, sondern ist ständig am Werk, Tag und Nacht. Begnügen wir uns nicht damit, unsere Gedanken dann Gott zuzuwenden, wenn sie ausschliesslich auf das Gebet ausgerichtet sind! Tun wir es, auch wenn andere Beschäftigungen – wie die Sorge um die Armen oder die Durchführung eines guten und nützlichen Werkes – uns in Beschlag nehmen. Auch hier ist es wichtig, Sinn und Sehnsucht auf Gott zu richten, um dem Herrn des Universums eine köstliche, mit dem Salz der Gottesliebe gewürzte Speise anzubieten. Wir können daraus einen grossen und lebenslangen Gewinn ziehen, wenn wir darauf einen guten Teil unserer Zeit verwenden.
Das Gebet ist das Licht der Seele, die wahre Erkenntnis Gottes, die Mittlerin zwischen Gott und den Menschen. Es bewirkt, dass die Seele sich zum Himmel erhebt und den Herrn in einer unaussprechbaren Umarmung umfängt. Wie ein Säugling nach seiner Mutter schreit, so schreit die Seele nach Gott und weint, weil sie nach göttlicher Milch dürstet. Sie verleiht ihren tiefsten Sehnsüchten Ausdruck und erhält Geschenke, die alles übersteigen, was man in der Natur wahrnehmen kann. Das Gebet, durch das wir respektvoll vor Gott hintreten, ist die Freude des Herzens und der Friede der Seele.
Lesungen
Buch Jona 3,10b.4,1-11
Gott reute das Unheil, das er ihnen angedroht hatte, und er führte die Drohung nicht aus.
Das missfiel Jona ganz und gar, und er wurde zornig.
Er betete zum Herrn und sagte: Ach Herr, habe ich das nicht schon gesagt, als ich noch daheim war? Eben darum wollte ich ja nach Tarschisch fliehen; denn ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langmütig und reich an Huld und dass deine Drohungen dich reuen.
Darum nimm mir jetzt lieber das Leben, Herr! Denn es ist für mich besser zu sterben als zu leben.
Da erwiderte der Herr: Ist es recht von dir, zornig zu sein?
Da verliess Jona die Stadt und setzte sich östlich vor der Stadt nieder. Er machte sich dort ein Laubdach und setzte sich in seinen Schatten, um abzuwarten, was mit der Stadt geschah.
Da liess Gott, der Herr, einen Rizinusstrauch über Jona emporwachsen, der seinem Kopf Schatten geben und seinen Ärger vertreiben sollte. Jona freute sich sehr über den Rizinusstrauch.
Als aber am nächsten Tag die Morgenröte heraufzog, schickte Gott einen Wurm, der den Rizinusstrauch annagte, so dass er verdorrte.
Und als die Sonne aufging, schickte Gott einen heissen Ostwind. Die Sonne stach Jona auf den Kopf, so dass er fast ohnmächtig wurde. Da wünschte er sich den Tod und sagte: Es ist besser für mich zu sterben als zu leben.
Gott aber fragte Jona: Ist es recht von dir, wegen des Rizinusstrauches zornig zu sein? Er antwortete: Ja, es ist recht, dass ich zornig bin und mir den Tod wünsche.
Darauf sagte der Herr: Dir ist es leid um den Rizinusstrauch, für den du nicht gearbeitet und den du nicht grossgezogen hast. Über Nacht war er da, über Nacht ist er eingegangen.
Mir aber sollte es nicht leid sein um Ninive, die grosse Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben, die nicht einmal rechts und links unterscheiden können – und ausserdem so viel Vieh?
Psalm 86(85),3-4.5-6.9-10
Du bist mein Gott. Sei mir gnädig, o Herr!
Den ganzen Tag rufe ich zu dir.
Herr, erfreue deinen Knecht;
denn ich erhebe meine Seele zu dir.
Herr, du bist gütig und bereit zu verzeihen,
für alle, die zu dir rufen, reich an Gnade.
Herr, vernimm mein Beten,
achte auf mein lautes Flehen!
Alle Völker kommen und beten dich an,
sie geben, Herr, deinem Namen die Ehre.
Denn du bist gross und tust Wunder;
du allein bist Gott
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