27. Sonntag im Jahreskreis – Erntedanksonntag

Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus – Mt 21,33-43

H Hl. Demetrius,  Hl. Gunther von Regensburg,  Viktrizius Weiss – Tagesheilige
Quelle

In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes: Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land.
Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen.
Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie.
Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erstemal; mit ihnen machten sie es genauso.

Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.
Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben.
Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um.
Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun?
Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist.
Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder?
Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Basilius (um 330-379), Mönch und Bischof von Caesarea in Kappadozien, Kirchenlehrer
5. Homilie über das Hexaëmeron, 6; SC 26 (vgl. Bibliothek der Kirchenväter, München 1925)

Frucht bringen

Immer wieder und überall vergleicht der Herr die Menschenseele mit dem Weinstock: „Mein Freund“, sagt er (vgl. Jes 5,1), „hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe.“ Und: „Ich habe einen Weinberg gepflanzt und mit einem Zaune umgeben“ (vgl. Mt 21,33). Offenbar versteht er unter Weinberg die Menschenseelen, die er mit einem Zaun, d. h. mit dem Wall der Gebote und der Wache der Engel umgeben hat. „Denn der Engel des Herrn wird die beschützen, die ihn fürchten“ (Ps 33(34),8). Sodann hat er gleichsam Schutzwehren um uns aufgestellt, indem er in der Kirche zuerst die Apostel, dann die Propheten und endlich die Lehrer bestellte (vgl. 1 Kor 12,28), indem er mit dem Beispiel der alten, seligen Männer unser Gemüt emporhob und nicht zuliess, dass es zu Boden gedrückt und mit Füssen zerstampft zu werden verdiente. Er will auch, dass wir den Nächsten mit den Umarmungen der Liebe gleichsam wie mit Ranken umfassen und davon nicht ablassen, damit wir immer den Zug nach oben haben und wie an Bäumen gezogene Weinstöcke bis zu den höchsten Gipfeln emporsteigen.

Er verlangt von uns, dass wir uns auch eingraben lassen. Eingegraben aber wird die Seele in der Abschüttelung der Weltsorgen, die eine Belastung unseres Herzens sind. Wer also die fleischliche Liebe und die Begierde nach Reichtum ablegt oder die Sucht nach erbärmlichem, eitlem Ruhm abscheulich und verächtlich findet, der ist gleichsam eingegraben und atmet wieder auf, weil er sich der törichten Last irdischer Gesinnung entledigt hat.

Es darf aber der Weinstock − nach dem Sprichwort − nicht zu sehr ins Holz wachsen, d.h. wir dürfen nicht einherstolzieren und nach dem Lobe der Draussenstehenden jagen, sondern wir sollen fruchtbar sein, um dem wahren Gärtner unsere Schätze vorzeigen zu können.

Buch Jesaja 5,1-7

Ich will ein Lied singen von meinem geliebten Freund, ein Lied vom Weinberg meines Liebsten. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe.
Er grub ihn um und entfernte die Steine und bepflanzte ihn mit den edelsten Reben. Er baute mitten darin einen Turm und hieb eine Kelter darin aus. Dann hoffte er, dass der Weinberg süsse Trauben brächte, doch er brachte nur saure Beeren.
Nun sprecht das Urteil, Jerusalems Bürger und ihr Männer von Juda, im Streit zwischen mir und dem Weinberg!
Was konnte ich noch für meinen Weinberg tun, das ich nicht für ihn tat? Warum hoffte ich denn auf süsse Trauben? Warum brachte er nur saure Beeren?
Jetzt aber will ich euch kundtun, was ich mit meinem Weinberg mache: Ich entferne seine schützende Hecke; so wird er zur Weide. Seine Mauer reisse ich ein; dann wird er zertrampelt.
Zu Ödland will ich ihn machen. Man soll seine Reben nicht schneiden und soll ihn nicht hacken; Dornen und Disteln werden dort wuchern. Ich verbiete den Wolken, ihm Regen zu spenden.
Ja, der Weinberg des Herrn der Heere ist das Haus Israel, und die Männer von Juda sind die Reben, die er zu seiner Freude gepflanzt hat. Er hoffte auf Rechtsspruch – doch siehe da: Rechtsbruch, und auf Gerechtigkeit – doch siehe da: Der Rechtlose schreit.

Psalm 80(79),9.12.13-14.15-16.19-20

Du hobst in Ägypten einen Weinstock aus,
du hast Völker vertrieben, ihn aber eingepflanzt.
Seine Ranken trieb er bis hin zum Meer
und seine Schösslinge bis zum Eufrat.

Warum rissest du seine Mauern ein?
Alle, die des Weges kommen, plündern ihn aus.
Der Eber aus dem Wald wühlt ihn um,
die Tiere des Feldes fressen ihn ab.

Gott der Heerscharen, wende dich uns wieder zu!
Blick vom Himmel herab, und sieh auf uns!
Sorge für diesen Weinstock
und für den Garten, den deine Rechte gepflanzt hat.

Erhalt uns am Leben!
Dann wollen wir deinen Namen anrufen und nicht von dir weichen.
Herr, Gott der Heerscharen, richte uns wieder auf!
Lass dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen.

Brief des Apostels Paulus an die Philipper 4,6-9

Brüder! Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren.
Schliesslich, Brüder: Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heisst und lobenswert ist, darauf seid bedacht!
Was ihr gelernt und angenommen, gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.

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