Ein weiterer “Klartext” von Bischof Andreas Laun
Warum kommen die Konvertiten trotzdem?
Salzburg, kath.net, 21. Januar 2011
Ein Kath.net-Klartext von Bischof Andreas Laun: Auch die Konvertiten, welche jetzt aus der anglikanischen Kirche zu uns kommen, wissen um die Probleme und Krisen der katholischen Kirche: Doch warum kommen sie trotzdem?
Vor kurzem hörte ich einen Vortrag zum Thema “Transformationskrise der katholischen Kirche. Der Einleitungssatz des Redners war schwarzer Pessimismus, wenn man ihn mit weltlichen Ohren hört, Unglaube im Licht des Glaubens: So wie jetzt geht es mit der Kirche nicht weiter, und niemand weiss, wie es gehen kann! Natürlich, ganz Unrecht hat der Professor nicht, jeder Beobachter kann Krisen-Elemente in der Kirche von heute benennen und Recht hat er auch darin, dass es kein Rezept dagegen gibt. Nur, das ist auch schon alles, was man zustimmend sagen kann, denn erstens wissen Katholiken, dass die Pforten der Hölle die Kirche nie zerstören, höchstens in bestimmten Landstrichen ausrotten können. Zweitens aber: Auch wenn nicht einmal der Papst das “Wie der Zukunft” in der Schublade liegen hat, so glauben Katholiken: Es ist nicht “unsere Kirche” und auch nicht die “Papstkirche”, sondern die Kirche Jesu Christi! Und der “Chef”, biblisch “das Haupt”, weiss sehr wohl, wie es weitergehen kann und auch wird.
Leider fiel mir zu spät die ideale Antwort zu den Einleitungssätzen des Referenten ein: Am Tag des Vortrags wurden drei anglikanische Bischöfe zu katholischen Priestern geweiht! Diese drei Männer zeigen: Sie haben wohl ein ganz anderes Bild von der heiligen, römisch-katholischen Kirche vor Augen als viele professionell oder ehrenamtlich engagierte Katholiken, die mit der Kirche ständig unzufrieden sind! Ich glaube nicht, dass jemand, der die bekannten Reizthemen für die wichtigsten Zukunftsfragen der Kirche hält, motiviert wäre, katholisch zu werden. Nein, die Anglikaner, die jetzt den Schritt getan haben oder tun werden, haben wie ihr grosser Landsmann Kardinal Newman erkannt: Die katholische Kirche ist voller Fehler und auch Sünden, aber sie ist die wahre Kirche, die Kirche Jesu Christi! Man kann sicher sein, sie wissen um die derzeitigen Krisen-Symptome auch in der katholischen Kirche, sie wissen, dass sie mit Schwierigkeiten in der neuen geistlichen Heimat zu rechnen haben, vielleicht ähnlich wie Newman: Dieser erzählt, er habe nach seinem Eintritt in die katholische Kirche rund 20 Jahre “unter der Wolke” gelebt und unter so mancher Ausgrenzung gelitten. Das wird auch den neuen Konvertiten nicht erspart bleiben, und finanzielle Probleme werden dazu kommen. Aber alles das zählt für sie nicht so schwer wie die Antwort auf die einzig entscheidende Frage nach der wahren Kirche! Übrigens hört man, dass viele anglikanische Priester ihren ehemaligen Bischöfen zu folgen gedenken, vielleicht auch noch der eine oder andere Bischof!
Im Umfeld dieses historischen Ereignisses ist es schön zu hören: Der “zurückbleibende” anglikanische Erzbischof von Canterbury verhielt sich äusserst grosszügig und von Rom her waren nur brüderliche Töne zu hören, kein “Siegesgeschrei”! Die grosse Konversion erfolgte also wahrhaft in ökumenischem Geist!
Übrigens ist es interessant zu beobachten: Das von Rom gewählte Modell des Übertritts entspricht im Wesentlichen dem Vorschlag, den der hl. Franz von Sales unmittelbar nach der Reformation gemacht hatte, damals leider ohne Erfolg: Man solle den Protestanten alles überlassen, wenn sie nur den Glauben der Kirche wieder anzunehmen bereit wären! Mit einem Wort: Es ist ein grosses Ereignis und eine ganz grosse Freude!
Man kann nur hoffen und ersehnen, dass die Entwicklung weiter geht und wir mit den Anglikanern oder wenigstens einem Teil von ihnen zur vollen Einheit gelangen! Deo gratias, aus ganzem Herzen!
Dies vor Augen erinnere ich mich wieder an den genannten Vortrag und wünsche dem Rednern und seinen Anhängern: Mögen sie doch das grosse Licht, das dieses Ereignis ausstrahlt, sehen und sich mit der ganzen Kirche freuen! Im diesem Licht werden sie auch entdecken, dass die Missstände zwar da sind, aber dass auch klar ist, wie man sie überwinden kann: Nicht durch “neue Einfälle”, die es noch nie gab, nicht durch Traditionalismus, der gut mit alt verwechselt, und erst recht nicht durch Anpassung an die Welt, sondern einzig und allein durch die Rückkehr zum Evangelium, zum unverkürzten Glauben der Kirche, durch Hingabe und Nachfolge Christi! Das “prüfet alles und behaltet das Gute”, natürlich auch das Gute der modernen Welt ist in dieser Rückkehr enthalten, nicht ausgeschlossen. Und man sieht es ja: Es gibt die anglikanischen Konvertiten und es gibt so viele Aufbrüche, die zeigen: Der Weg ist bekannt und es ist der 2000 Jahre alte Weg, der auch heute in die Zukunft führen wird. Darum gilt das “Fürchtet euch nicht” des Auferstandenen auch für den Teil der Kirchengeschichte, in dem wir uns befinden!
Schreibe einen Kommentar