Denn sie werden Gott schauen
Impuls zum 5. Ostersonntag, Lesejahr A — 14. Mai 2017
Zenit.org, 13. Mai 2017, Peter von Steinitz
Im Sonntagsevangelium erleben wir die zwei Apostel Thomas und Philippus sozusagen im Rohzustand. Sie sind noch keineswegs die grossen Apostel und Säulen der Kirche, sondern einfache Männer mit geringer Bildung, die durchaus in der Lage sind, unüberlegte Äusserungen zu tun. Aber was sie auszeichnet ist das selbstverständliche Vertrauen Jesus gegenüber, in dem sie ihren Herrn und Meister sehen, aber mit dem sie dennoch mit aller Einfachheit und Offenheit umgehen.
Jesus sagt, nachdem er das Wort von den “vielen Wohnungen im Hause seines Vaters” gesagt hat: “Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr.” (Joh 14,4) Worauf Thomas antwortet – und seine Antwort klingt etwas pikiert: “Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?” (ebda)
Noch unbefangener Philippus. Er bittet Jesus ganz naiv: “Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns.“ Joh 14,7) Den Vater sehen, das ist sicher das Höchste, was man denken kann. Und dann zu sagen: Das genügt uns, ist fast schon dreist.
Aber so sind sie, die Apostel. Und so ist der Herr, der sie mit unendlicher Geduld aus ihrer Kleinkariertheit in die allerhöchsten Höhen der Heiligkeit führt.
Und eine solche dynamische Entwicklung zur Heiligkeit hin – genau das hat der Herr auch einem jeden von uns zugedacht. Wir müssen uns lediglich darauf einlassen, wie es die Apostel getan haben, und nicht meinen, irgendetwas müsse nach unserem Gusto gehen.
Und es wird uns dann auch so ergehen, wie dem Apostel Philippus. Der Herr wird uns auch auf dumme Fragen eine wunderbare Antwort geben. “Philippus, wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9). Und nach und nach kommt Licht in das Dunkel unserer Herzen. Bis wir schließlich Ihn sehen, der im Licht ist.
Msgr. Dr. Peter von Steinitz war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“. Der Fe-Medienverlag hat einige ZENIT-Beiträge vom Autor als Buch mit dem Titel „Der Stein, den die Bauleute verwarfen“ herausgebracht.
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