“Die echte Erfahrung von Kirche ist nicht wie ein Flashmob”

Botschaft von Papst Franziskus anlässlich des XXXII. Weltjugentreffens, das in diesem Jahr auf diözesaner Ebene am Palmsonntag gefeiert wird

38712Quelle, Zenit.org, 21. März 2017, Britta Dörre

Papst Franziskus wandte sich am heutigen Dienstag, dem 21. März 2017, mit einer Botschaft anlässlich des XXXII. Weltjugendtreffens, das in diesem Jahr auf diözesaner Ebene am Palmsonntag, dem 9. April 2017, gefeiert wird, an die Jugendlichen. “Der Mächtige hat Grosses an mir getan” (Lk 1,49) lautet das Motto. Zu Beginn seiner Ansprache erinnerte der Papst an den 31. Weltjugendtag in Krakau 2016 und das Jubiläum der Jugendlichen, das im Rahmen des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit gefeiert wurde.

“Wir machten eine grosse Erfahrung der Solidarität und der Freude, und wir gaben der Welt ein Zeichen der Hoffnung. Die verschiedenen Fahnen und Sprachen waren nicht Grund zu Streit und Spaltung, sondern boten Gelegenheit, die Pforten der Herzen zu öffnen und Brücken zu bauen“, stellte der Papst fest.

Mit Blick auf den Weltjugendtag 2019 in Panama erklärte Papst Franziskus: “Der neue Abschnitt unserer Reise schliesst an den vorhergehenden an, in dessen Mittelpunkt die Seligpreisungen standen, treibt uns aber an weiterzugehen. Es liegt mir nämlich am Herzen, dass ihr unterwegs nicht nur die Vergangenheit im Gedächtnis behaltet, sondern auch Mut in der Gegenwart und Hoffnung für die Zukunft habt.“ Diese Haltungen sei bei der Jungfrau Maria lebendig und würde in den Themen der nächsten drei Weltjugenttage zum Ausdruck gebracht.

Papst Franziskus erklärte, er wünsche, dass die Bischofssynode im Oktober 2018 zum Thema “Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsfindung“ mit dem Weltjugendtag abgestimmt sei. “Unsere Welt braucht keine ‘Sofa-Jugendlichen’“, stellte Papst Franziskus fest und forderte die Jugendlichen auf, sich ein Beispiel an Maria zu nehmen, die keine Hindernisse kenne und der Angst nicht nachgebe.

“An Gott zu glauben ist ein unschätzbares Geschenk, es muss aber auch angenommen werden; und Elisabet preist Maria dafür“, erklärte der Papst auf die Begegnung von Maria und Elisabeth bezugnehmend. “Der Glaube ist die Herzmitte der ganzen Geschichte Marias. Ihr Lied hilft uns, das Erbarmen des Herrn als Antriebskraft der Geschichte zu begreifen, sowohl der persönlichen Geschichte eines jeden von uns als auch der ganzen Menschheit.“

Papst Franziskus ermutigte die jungen Menschen: “Wie die junge Maria könnt auch ihr es zulassen, dass euer Leben ein Werkzeug wird, um die Welt besser zu machen. […] Die echte Erfahrung von Kirche ist nicht wie ein Flashmob, zu dem man sich verabredet, um eine Performance durchzuführen und um dann wieder seines Weges zu ziehen. Die Kirche trägt eine lange Tradition in sich, die von Generation zu Generation weitergegeben wird und dabei durch die Erfahrung jedes einzelnen bereichert wird. Auch eure Geschichte findet ihren Platz innerhalb der Geschichte der Kirche.“

Papst Franziskus legte dar, dass die Vergangenheit zum Leben gehöre, auch wenn sie nicht erfreulich sei. “Die Perle entsteht aus einer Verletzung der Auster! Mit seiner Liebe kann Jesus unsere Herzen heilen und unsere Wunden in echte Perlen verwandeln.“ Aus diesen Erfahrungen könne man “Lehren und Bedeutung für unsere Gegenwart und Zukunft ziehen“.

Den Jugendlichen legte der Papst den Unterschied zwischen Vergangenheit und blosser Geschichte ans Herz und mahnte sie davor, sich von den Sozialmedien und Reality-Shows blenden zu lassen. “Lasst euch nicht durch dieses falsche Bild der Wirklichkeit irreleiten! Seid die Hauptdarsteller eurer Geschichte und bestimmt eure Zukunft!“

Papst Franziskus erteilte den Jugendlichen den Rat: “Am Ende eines jeden Tages können wir für einige Minuten innehalten, um uns an die schönen Augenblicke, an die Herausforderungen und an alles, was gut und was schlecht gelaufen ist, zu erinnern. So können wir vor Gott und uns selbst die Gefühle der Dankbarkeit, der Reue und des Vertrauens zum Ausdruck bringen. Wenn ihr wollt, könnt ihr das auch in einem Heft aufschreiben, in einer Art geistlichem Tagebuch. Das bedeutet, im Leben, mit dem Leben und über das Leben zu beten, und sicher wird es euch helfen, die grossen Dinge besser zu verstehen, die der Herr für jeden von euch tut.“

Papst Franziskus wies die Jugendlichen auf die Bedeutung des Austauschs mit den Älteren hin: “Und ihr, seid ihr euch der aussergewöhnlichen Quelle des Reichtums bewusst, welche die Begegnung zwischen jungen und alten Menschen darstellt? Wieviel Bedeutung messt ihr den Alten, euren Grosseltern bei? […] Ihr jungen Menschen habt die Kraft, die alten Menschen haben das Gedächtnis und die Weisheit.“

Papst Franziskus warnte vor einem rein gegenwartsbezogenen Leben. “Gott ist gekommen, um die Horizonte unseres Lebens in jeder Hinsicht zu erweitern. Er hilft uns, der Vergangenheit den gebührenden Wert zu geben, um eine glückliche Zukunft besser gestalten zu können: Das ist aber nur möglich, wenn man die Liebe authentisch lebt – in Erfahrungen, die sich darin verwirklichen, dass wir den Ruf des Herrn wahrnehmen und ihm folgen. Und das ist das Einzige, was uns wirklich glücklich macht.“

Der Volltext der Botschaft ist hier abrufbar.

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