Auf das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit hin leben
8. Sonntag im Jahreskreis A (26.02.2017)
L1: Jes 49,14-15; L2: 1 Kor 4,1-5; Ev: Mt 6,24-34
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Wieder einmal geht es ausgelassen und närrisch zu; am Ende des Faschings wird vielerorts noch einmal gezeigt, was dieser zu bieten hat! Hinter der Fassade des Närrischen verbirgt sich oft auch eine tiefere Wahrheit; und auch als Christen dürfen wir unserer Freude Ausdruck verleihen, vor allem dann, wenn sie nicht nur eine Freude des Augenblicks ist und an der Oberfläche bleibt, sondern von innen kommt, also mit der Beziehung zu Gott zu tun hat.
Die Botschaft Jesu im Evangelium lautet: Vertut nicht euer Leben! Sucht das eine Notwendige! Dann wird euch alles andere dazugegeben.
Woraufhin leben wir, was ist der Inhalt unseres Lebens und Strebens? Denn dort, wo unser Schatz ist, ist auch unser Herz (vgl. Mt 6,21). Wenn wir den „Mammon“ an die erste Stelle setzen, bleibt kein Platz mehr für Gott und die Mitmenschen. Wenn wir hingegen Gott zuerst die Ehre geben und vor allem sein Reich und seine Gerechtigkeit suchen (vgl. Mt 6,33), dann ist auch alles Übrige im Lot; dann ist unser Leben im Frieden und in der Ordnung; dann gewinnen die irdischen Fragen nach Nahrung und Kleidung ihre rechte Perspektive.
Wieder einmal geht es Jesus also in seiner Bergpredigt um unsere freie Entscheidung! Gott nimmt uns ernst, er appelliert an unsere Einsicht und unsere Freiheit. Gott fragt uns: Was willst Du wirklich? Willst Du dem „Mammon“ nachlaufen oder willst Du mir dienen? Entscheide Dich! Denn auf Dauer kann man nicht zwei Herren dienen. (Dieser Hinweis auf das Dienstverhältnis von Sklaven zu ihren jeweiligen Herren war auf dem Hintergrund der antiken Gesellschaftsordnung völlig plausibel und leuchtete jedem ein, der die Verhältnisse kannte.)
Das Wort „Mammon“ hat mit dem aramäischen Wort „mamona“ zu tun, was „Vermögen, Besitz“ bedeutet oder auch mit dem Wort „aman“: das, worauf man vertraut, worauf man sein Leben aufbaut und wofür man es einsetzt.
Wenn ich also mein Leben nur auf das Irdische hin orientiere, wenn ich nach Schätzen und Reichtum strebe, die materiell und vergänglich sind, dann diene ich dem Mammon. In der Sicht Jesu wohnt dem Streben nach dem Mammon fast notwendig auch ein Moment der Ungerechtigkeit inne. Jedenfalls kommt es zu einer Verschiebung, zu einer Verzerrung im Wertesystem eines Menschen, wenn er nur auf den „Mammon“ setzt: Das Vergängliche und Hinfällige bekommt plötzlich einen absoluten Wert, und alles Sorgen und Denken dieses Menschen kreist nur darum, wie er seinen Reichtum erhalten und vermehren könne. Da gibt es dann Menschen, die ihren Reichtum zur Schau stellen und damit protzen und die vielleicht auch über ihre Verhältnisse leben, indem sie sich – wie man so sagt – jeden Wunsch des Herzens erfüllen … Dies wiederum erweckt den Neid anderer, die weniger besitzen. Beide Einstellungen aber – die Gier nach Reichtum und der Neid der Besitzlosen – gründen auf falschen Voraussetzungen: so als würde das Glück des Lebens und sein Gelingen davon abhängen, wieviel ich besitze, was ich mir leisten kann und wie sehr ich den sinnlichen Freuden und Genüssen frönen kann.
Aber ist denn das wirklich alles? Ist das alles ausreichend für den Menschen? Nein! Denn erstens bekommt er auf diese Weise nie genug und er gelangt in Abhängigkeiten und Süchte, die ihn versklaven und unfrei machen, und zweitens sehnt sich der Mensch im Tiefsten seines Herzens nach Mehr und nach Anderem: das wahre Glück, die wahre Seligkeit besteht eben nicht darin, möglichst viel an materiellem Besitz anzuhäufen und in sinnlichen Freuden zu schwelgen, sondern die wirklichen Werte des Menschseins haben mit Gott und seiner Liebe zu tun und mit einem auf Wahrhaftigkeit, Liebe und Treue aufgebauten Verhältnis zu unseren Mitmenschen. Wahre Freundschaft kann ich mir nicht kaufen; sie ist ein Geschenk und will sorgfältig gehütet und gepflegt werden. Als Mensch bist Du viel mehr wert als alle Schätze dieser Erde; das, worauf es wirklich ankommt im Leben, ist nicht käuflich, sondern wird uns als Geschenk zuteil. Ein solches Geschenk aber verlangt Aufmerksamkeit. Es wird uns nicht einfach „nachgeworfen“, wenn wir es nicht zu schätzen wissen.
Das Evangelium dieses Sonntags ist eine Erinnerung an unsere von Gott geschenkte Würde. Jesus zeigt uns die wahre Grösse und Schönheit des Menschseins auf: Sind wir nicht mehr wert als die Vögel des Himmels, für die der himmlische Vater sorgt, und als die Lilien des Feldes, die er so wunderbar kleidet? Daher darf eine ängstliche, kleinliche, nur auf das Irdische bedachte Sorge keinen Platz bei den Jüngern Jesu haben! Denn all die Sorge um das Irdische vermag letztlich doch nichts; wie schnell ist materieller Reichtum dahin, wie vergänglich sind doch die Genüsse und Freuden dieser Welt. Was aber bleibt dann? Wir sind Gott dem himmlischen Vater mehr wert als alle übrigen Geschöpfe, für die er so wunderbar sorgt. Unsere eigene Sorge aber soll sich auf das eine Notwendige und Wesentliche beziehen: „Sucht aber zuerst das Reich [Gottes] und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben.“ (Mt 6,33)
Wer sich ganz darauf einlässt, der lebt im Frieden. Die tägliche Sorge und Mühe wird ihn nicht erdrücken; das Herz ist frei für die Liebe zu Gott und zum Nächsten. Und darauf folgt wahre Freude mit Ewigkeitswert. Hier erfahren wir bereits auf Erden einen Vorgeschmack jener Seligkeit, die uns Gott schenken will im himmlischen Reich, wo wir ihn schauen dürfen von Angesicht zu Angesicht. Auf diesem Weg zu grösserer Freiheit in der Hingabe der Liebe begleite uns die Fürbitte der heiligen Gottesmutter Maria und des hl. Josef, ihres jungfräulichen Gemahls.
Amen
Schreibe einen Kommentar